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Kassensturz-Tests Gesichtscremen: Kosmetik-Hersteller tragen dick auf

Wenn es um die Lancierung von neuen Produkten geht, nimmt die Kosmetikindustrie den Mund gerne voll. Doch ob glücklich machende ''Glücksmoleküle'' oder straffender Ingwer: Die meisten Produkte versprechen mehr als sie halten.

Skin Revolution, Peau Neuve, Activ Futur: Die Kosmetikindustrie lässt sich immer wieder Neues einfallen, um Kundinnen zu verführen. Die Rechnung geht auf: Alleine für Gesichtscremen haben Schweizer im vergangenen Jahr 76 Millionen Franken ausgegeben. Das sind 10 Millionen mehr als noch vor drei Jahren.

Der letzte Schrei: Eine Creme, die glücklich macht. Happyderm, die neuste Salbe aus dem Konzern L'Oréal verspricht nichts weniger als eine euphorisierende Wirkung und ein Glücksgefühl dank Glücksmolekülen.

Daniela Kleemann, Dermatologin und Spezialistin für Kosmetikprodukte, muss die geneigte Glückssucherin enttäuschen: «Dass die Creme wirklich eine euphorisierende Wirkung haben soll, wie auf der Verpackung behauptet wird, ist sicher ein Blödsinn. Dass es Glücksmoleküle geben soll, ist mir nicht bekannt.»

L'Oréal schreibt: «In erster Linie sollte ein Kosmetikprodukt dem Käufer/der Käuferin ein hohes Anwendungsvergnügen bereiten. Dabei spielen selbstverständlich auch die Präsentation des Produktes und die flankierende Kommunikation eine Rolle. Dies darf jedoch keineswegs über die Tatsache hinwegtäuschen, dass dem Produkt Happyderm wissenschaftliche Erkenntnisse und eine intensive Forschungstätigkeit zugrunde liegen.»

Die Grundbestandteile jeder Creme sind und bleiben die gleichen, nämlich Öl und Wasser. Eine homogene Creme ensteht jedoch erst mit Hilfe eines Emulgators, der Fett und Wasser verbindet. Zur Zeit setzt die Kosmetikbranche vor allem auf die Natur: Im Trend sind Feige und Soja, Kirschessenzen und Ingwer, Kakao Extrakt, Traubenkernöl oder Aprikosenextrakt.

Der Druck, immer neue Inhaltsstoffe zu finden, ist gross. «Wir schauen, welche Pflanzen sich auf welche Weise schützen. Und daraus gewinnen wir die Wirkstoffe, die wir dann in die Kosmetika einarbeiten», erklärt Bernhard Irrgang, Leiter Entwicklung der Migros-Tochtergesellschaft Mibelle.

Kassensturz wollte von der Dermatologin wissen, ob die Kundin von solchen Inhaltsstoffen etwas spürt. «Die Leute haben das Gefühl, dass es besser ist, wenn sie natürliche Produkte auf die Haut tun als etwas Chemisches. Ich denke aber, dass es in vielen Fällen nur ein Marketing-Gag ist, um das Produkt besser zu verkaufen und das Produkt in der Regel nicht nützt, was es verspricht.

Verspricht zum Beispiel eine Creme mit Kirschenessenz und Ingwer einen Liftingeffekt, dann ist das ganz klar nicht der Fall», sagt Daniela Kleemann. Die Natur nur ein Werbegag? Die Kosmetikindustrie bestreitet dies. Die Konsumentinnen seien zufrieden, das sei der beste Beweis. «Wir entwickeln Produkte die etwas wirken.

Wir geben Wirkversprechen ab, das können Sie auf der Verpackung lesen, und diese Wirkversprechen können wir auch beweisen», sagt Bernhard Irrgang von Mibelle. Dabei beweisen unabhängige Tests wie die von Stiftung Warentest: Die meisten Gesichtscremen versprechen viel mehr als sie halten. Ob Früchte oder andere Zutaten - Die Kosmetikindustrie versteht es, mit den Hoffnungen ihrer Kundinnen zu spielen.

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