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Kassensturz-Tests Hohe Nitratwerte im Rucola

Nitrate können Krebs erregen. Die Kassensturz-Stichprobe zeigt: 11 von 12 in der Schweiz gekaufte Rucola-Salate enthalten deutlich mehr Nitrat, als es der EU-Grenzwert erlaubt.

Im Kampf gegen krebserregende Nitrate haben Lebensmittelinspektore stets ein scharfes Auge auf Gemüse und Salate geworfen. «Viel Nitrat bedeutet, dass man bei der Produktion nicht alle Abläufe im Griff hat: Man braucht zu viel Stickstoff, was nachher zu hohen Nitratwerten führt», sagt der Berner Lebensmittelinspektor Urs Müller.

Doch im letzten Jahr hat das Bundesamt für Gesundheit die strengen Grenzwerte für Salate gestrichen und die sanfteren Toleranzwerte nach oben gehoben. Weshalb die laschen Vorschriften? «Wir haben festgestellt, dass Nitrat nicht so schädlich ist, wie man früher annahm.

Wer viel Gemüse isst und einen Haufen Nitrat aufnimmt, hat eine bessere gesundheitliche Prognose als solche, die kein Gemüse essen», sagt Urs Klemm, Direktor des Bundesamts für Gesundheit.

Mit den lascheren gesetzlichen Höchstwerten für Nitrat steht die Schweiz alleine da. Die EU hat für Salat zur gleichen Zeit einen scharfen Grenzwert eingeführt. Den Schweizer Alleingang versteht Kantonschemiker Roger Biedermann nicht: «Kaum ist die EU so weit wie die Schweiz, machen wir rechtsum kehrt. Das ist vollkommen unverständlich».

Für den immer beliebteren Rucola gab es nie amtliche Nitrathöchstwerte. Kassensturz wollte deshalb wissen, wie viel Nitrat es im Rucola hat. Zum Vergleich wurde Nüsslisalat getestet. Das Kantonslabor der Kantone Schaffhausen, Glarus und beider Appenzell untersuchte je zwölf Proben.

Beim Nüsslisalat waren alle zwölf Kassensturzproben einwandfrei. Früher fanden die Kantonschemiker auch hier immer wieder hohe Werte. Dank der strengen Kontrollen kann man heute wieder guten Gewissens Nüsslisalat essen. Das Ergebnis beim Rucola sieht anders aus. 11 von 12 Proben lagen deutlich über dem Grenzwert der EU für Salat:

Ein einziger Rucolasalat von Coop, abgepackt bei Beerstecher in Dübendorf, war ohne Fehl und Tadel: er blieb deutlich unter 4000 Milligramm.

Über 4000 Milligramm pro Kilo waren Jelmoli Zürich, Globus Glatt, Coop Frauenfeld, Coop Aarau, Carrefour Dietlikon, Migros Glatt, Manor Basel und Gemüse-Huber Zürich.

Über 8000 Milligramm hatten Migros Aarau sowie die Stichproben von Waro Dietlikon und Migros Clara in Basel.

Laut Urs Müller wird der lasche Toleranzwert für Nitrat zur Folge haben, dass die Nitratgehalte in Zukunft ansteigen: «Das, obwohl man mit einer guten Produktion den Nitratgehalt im Gemüse ohne weiteres tief halten kann.»

Oft passt sich die Schweiz der EU an. Aber ausgerechnet bei Nitrat im Gemüse ist die Schweiz von einer schärferen auf eine schwächere Position zurückgekrebst. Mit den neuen schwachen Schweizer Vorschriften bleiben die Lebensmittelinspetkoren fast machtlos.

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