Ein einziger gezielter Faustschlag genügte und schon öffneten sich bei einigen Tresoren die Türen. Das Technische Prüfinstitut PZT im norddeutschen Wilhelmshaven unterzog die Tresore einem Härtetest. Viele Kleintresore würden sich auf diese Art und Weise öffnen lassen, sagt Testleiter Tamme Bohlen.
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«Die elektrischen Tresore haben zum grossen Teil einen Magnetschalter, den man schon durch einfaches Draufschlagen überwinden kann». Die Hälfte der Tresore liess sich auf diese Art und Weise knacken. Dafür gab es bei der Bewertung einen extra Abzug.
Oft genügte ein Schraubenzieher
Die Experten des Prüflabors PZT öffneten die Tresore auch mit Gewalt. Zuerst mit Schraubenzieher, den hat jeder Einbrecher bei sich. Die Experten stoppten jeweils die Zeit, die sie zum Öffnen benötigten. Falls erforderlich griffen sie zu gröberem Werkzeug wie Brechstange, Meissel und Hammer. Am schnellsten geknackt waren der «Schlüsseltresor X031» und der «Elektroniktresor X105» von Sentry. Sie liessen sich in weniger als einer Minute und mit bloss einem Schraubenzieher öffnen.
Beim «Feuerschutztresor FP4E» von Burgwächter hingegen benötigten die Experten 12 Minuten und beim «Möbeltresor T6-331» von Sentry sogar 24 Minuten. Der grösste Widerstand bot der «Möbeltresor CL10E» von Burgwächter. Es dauerte 45 Minuten bis er offen war. Die Experten mussten sogar den Trennschleifer benutzen.
Zertifizierung ist wichtig
Zum Gesamtergebnis: Ungenügend und am schlechtesten im Test war der Tresor Home Guard. Mit 38 Franken der Günstigste im Test. Note 2,7. Er ist einer der Tresore, der sich mit einem Schlag knacken lässt.
Ebenfalls ungenügend bewertet wurden die beiden Tresore von Sentry «Schlüsseltresor X031» und «Elektroniktresor X105», sowie der elektronische Tresor von Rottner für 250 Franken und der Burgwächter Smart Safe, Note 3,4 (siehe Resultate-Tabelle ).
Die Hersteller betonen unisono: Die Tresore hätten keine Zertifizierung. Es seien bloss Wertbehältnisse, die vor einem schnellem Zugriff schützen sollen.
Schwache Schrauben mitgeliefert
Tresore sollten stets an einer Wand montiert sein. Ein weiteres Testkriterium war darum, wie einfach sich die Tresore von der Wand lösen liessen. Bei der Hälfte der Tresore benötigten die Test-Experten weniger als drei Minuten. Der Grund: Oftmals waren die mitgelieferten Schrauben und Dübel zu klein oder von schlechter Qualität.
So auch beispielsweise beim «Möbeltresor T6-331» von Sentry. Dieser war in nur gerade 1:45 Minuten von der Wand losgelöst. Hersteller Sentry bemängelt, dass das Prüflabor den Tresor mit den beigepackten Schrauben mit Dübel befestigte und schreibt in einer Stellungnahme: «Wir empfehlen den Kunden Qualitätsschrauben zu verwenden, die das Lösen des Tresors aus der Verankerung erschweren».
Bei diesem Testkriterium schnitten die beiden teuren Tresore von Burgwächter am besten ab. Die Experten benötigten 12 Minuten oder mehr, um sie zu demontieren.
Öffnen ohne Gewalt, ohne Schlüssel und ohne Code: Das ist auch bei Tresoren möglich. Ein Fall für die Hamburger Sportsfreunde der Sperrtechnik. Mit Spezialwerkzeug und etwas Feingefühl öffneten sie für Kassensturz die Tresore. Meist erfolgreich.
Von den zwölf Tresoren konnten sie elf öffnen, sagt Oliver Diederichsen von den Hamburgern Sportsfreunde der Sperrtechnik. «Die längste Öffnungszeit war zwei Minuten. Für die schlechtesten benötigten wir eine Sekunde».
Auch hier weisen viele Tresore eine Schwachstelle auf, weiss der Lockpicker: «Die meisten dieser Tresore mit Elektronikschloss haben ein zusätzliches Notschloss, das man ganz einfach öffnen kann. Einfacher als herkömmliche Tür- oder Fahrradschlösser». Viele dieser Tresore würde er deshalb nicht als Tresore bezeichnen: «Es sind eigentlich bessere Keksdosen».
Der Teuerste ist am Besten
Testsieger wurde das Modell von Burgwächter. Mit knapp 500 Franken ist es das Teuerste im Test. Es ist auch der einzige Tresor, der VdS-zertifiziert ist. Selbst die Hamburger Lockpicker konnten ihn nicht überlisten. Dieser Tresor überzeugte in allen Testkriterien Note 5.6.