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Kassensturz-Tests Nur zwei Waschanlagen glänzten

Autowaschanlage ist nicht gleich Autowaschanlage. Ein «Kassensturz»-Test zeigt grosse Unterschiede bei der Waschqualität – und auch beim Preis. Die zweitbeste Anlage war zugleich eine der billigsten. Erfreulich: Kratzer im Lack sind kein Thema.

Was Autofahrer von einer Waschanlage verlangen, ist das Gegenteil von «Meh Dräck». Sie soll das Auto sauber waschen und gleichzeitig den Lack schonen. In der Schweiz stehen laut Branchen-Schätzung rund 1500 Portalanlangen (Bürsten bewegen sich um das stehende Auto) und 150 Waschstrassen (Auto wird durch Waschanlage gezogen). Dazu kommen noch rund 2000 Selbstbedienungs-Anlagen (Wasch-Boxen).

Elf Anlagen im Test

«Kassensturz» testete zusammen mit Roland Ackermann vom deutschen Prüf-Institut «Dekra» fünf Waschstrassen und sechs Portale in den Regionen Basel, Bern und Zürich. Der Experte hat schon weit über hundert Anlagen geprüft.

Die Kriterien des Tests: Wie sauber wird das Auto? Wie gut ist die Trocknung? Und wie schonend gehen die Walzen und Bürsten mit dem Lack um? Gewählt wurde jeweils das Grundprogramm.

So wurde getestet

Für die Tests entwickelte Dekra-Experte und Chemiker Roland Ackermann eigens einen «Testschmutz». Eine Mischung aus Sand, Mineralien, Fetten, Ölen und Russ. «Der Testschmutz kommt normalem Strassenschmutz sehr nahe», so Ackermann. Damit strich er 15 verschiedene Stellen an einem Golf Kombi ein.

Etwa Scheinwerfer, Motorhaube, Dach, Frontscheibe, Türe und Schweller und verschiedene Stellen im Heckbereich. «Ich präparierte auch sehr schwierige Stellen wie etwa Seitenscheibe, Aussenspiegel und Nummernschild. Damit haben viele Anlagen Probleme.»

Erfreulich: Keine Kratzer

Wie lackschonend die Anlagen putzen prüfte Ackermann mit speziellen Lackblechen. Diese werden auf das Autodach geklebt und nach der Wäsche visuell und zusätzlich mit einem elektronischen Mikroskop auf Kratzer untersucht.

Fazit: Keine Anlage hat den Lack verkratzt. «Das ist heute mit den modernen Textil- oder Kunststoff-Walzen eigentlich auch die Regel», sagt Ackermann.

Testverlierer BP Service Bern

Während des Tests zeigte sich schnell, dass nicht jede Anlage gleich gut putzt. Am schlechtesten schnitt die BP-Car Wash an der Könizstrasse in Bern ab. Sie erreichte nur Note 3,7 und somit die Wertung «ungenügend».

Dazu der Experte: «Im Bereich Seitenspiegel, Seitenfenster, Windschutzscheibe und Nummernschild wurde der Testschmutz praktisch gar nicht entfernt».

Die Anlage sei seit zweieinhalb Jahren in Betrieb und laufe sehr zuverlässig, schreibt BP zum Ergebnis. Es seien bisher keine Kundenbeschwerden bekannt.

Auch Migrol Bern Westside ungenügend

Nur wenig besser wäscht die Portal-Waschanlage von Migrol beim Westside-Center in Bern. Für die Trocknung erhielt sie zudem nur die Note 4, den tiefsten Wert im Test. Auch Migrol kann sich das schlechte Resultat nicht erklären, will die Anlage aber nochmals überprüfen. Mit zehn Franken für das Grundprogramm sind beide Anlagen vergleichsweise günstig.

Waschstrassen sind besser – aber nicht immer

Der Test zeigt auch: Die Portal-Anlagen (Bürsten bewegen sich um das stehende Auto) liefern generell ein weniger gutes Resultat als Waschstrassen (Auto wird durch Waschanlage gezogen). «Das liegt daran, dass Waschstrassen technisch aufwändiger sind und eine Vorreinigung stattfindet. Oft manuell durch Personal.»

Gute Portal-Anlage in Rheinfelden

Eine Ausnahme bildet hier die Waschstrasse von «Emil Frey Dreispitz» in Basel. Sie erreicht nur die Gesamtwertung «genügend». Ein erstaunlich gutes Resultat zeigt dafür die Portal-Anlage von Agrola in Rheinfelden. Sowohl bei der Reinigung wie auch bei der Trocknung erreichte sie ein «gut».

Vorreinigung ist sehr wichtig

Bei Portal-Anlagen ist die Vorreinigung nicht enthalten. Das ist mit ein Grund, warum sie weniger gut waschen. «Besteht die Möglichkeit, sollte man bei Portalen das Auto vorher manuell mit der Hochdrucklanze vorwaschen, das bringt ein deutlich besseres Ergebnis», so der Tipp von Roland Ackermann.

Testsieger mit aufwändiger Handarbeit

Die beste Autowäsche im Test erreichte die Waschstrasse «Autop Tiefenbrunnen» in Zürich. Kein Wunder: Zwei Mitarbeiter reinigen das Auto vor und saugen sogar kurz den Fussraum.

Nach der Wäsche werden die Wagen manuell trocken gerieben. Der Test ergab Note 5,8 und somit ein «sehr gut». «Besser kann man es fast nicht mehr machen», urteilt Dekra-Experte Roland Ackermann. Allerdings: Das Grundprogramm kostet stolze 23 Franken. Dafür ist ein Kaffee inbegriffen.

Klarer Preis-Leistungssieger in Basel

Viel günstiger und mit Note 5,7 fast gleich gut schneidet die «Soft Car Wash» in Basel ab. Die Waschstrasse wäscht den Testschmutz fast ganz weg, nur Aussenspiegel und Seitenfenster zeigen noch leichte Restspuren.

Und das für zwölf Franken. Der günstigste Preis aller Waschstrassen. Praktisch das gleiche Ergebnis wie beim Testsieger, nur fast halb so teuer: Die «Soft Car Wash» glänzt somit auch beim Preis.

Reinigung nach jeder Wäsche

Vor dem Auftragen des Schmutzes putzte Ackermann die entsprechenden Stellen mit Silikon-Entferner. Das entfernt die wasserabweisenden Substanzen, die während der Wäsche auf den Lack aufgesprüht werden. «Zusammen mit dem normierten Testschmutz erreichten wir so für jeden Testdurchgang vergleichbare Verhältnisse.»

Nach der Wäsche beurteilte der Experte, wie gut der Testschmutz von der Anlage entfernt wurde.

Auch die Trocknung zählt

Gewertet wurde auch, wie gut die Autos getrocknet wurden. Es nützt wenig, wenn die Anlage sauber putzt, das Auto aber nass bleibt.

Der Grund: Die Anlagen recyceln einen grossen Teil des Brauchwassers. «Dadurch hat es viel Salz und Kalk im Wasser. Wenn das eintrocknet, bleiben unschöne weisse Flecken auf dem Lack», erklärt der Dekra-Experte.

Service:

Stellungnahme des Verbandes:

Humor

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Kurzfilm «Ein Tag an der Stützli-Wösch» mit Fabian Unteregger auf Youtube.com

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