Für «Kassensturz» testet Snowboardprofi Fabien Rohrer jede Weste genau gleich. Auf einem eigens präparierten Parcours im Skigebiet Grindelwald-First im Berner Oberland.
Mit jedem Rückenpanzer fährt der mehrfache Weltmeister in rasanter Fahrt den Hang hinunter. Zuerst macht er ein paar Tricks und dann springt er mit einem Salto rückwärts über eine Schanze. Zum Schluss lässt sich der erfahrene Snowboarder kontrolliert auf den Rücken fallen. So testet er den Aufprall und die Dämpfung des Rückenprotektors.
Die Anforderungen
Ein guter Rückenpanzer müsse verschiedene Anforderungen gleichzeitig erfüllen, sagt Fabien Rohrer:
- Er sollte möglichst beweglich sein,
- sich gut am Rücken anpassen, so dass er beim Freestyle-Fahren und bei Tricks nicht stört.
- Im Falle eines Sturzes sollte er aber meine Rückenwirbel schützen.
- Zudem begrüsse ich es, wenn er auch weit unten meine Wirbelsäule schützt.
Nach jeder Abfahrt vergibt Fabien Rohrer Schulnoten von 1 bis 6. Der Snowboard-Profi stellt dabei grosse Unterschiede fest: «Ich dachte, dass alle in etwa ähnlich sein würden. Aber die Unterschiede sind gross und es gibt Protektoren, die ich nicht kaufen würde.»
Zusätzlich zum Praxis-Test auf der Piste beurteilt eine vierköpfige Expertengruppe die Rückenprotektoren. Es sind dies:
- Kai Uwe Schmitt, Biomechaniker an der ETH Zürich
- Samuli Aegerter, Kampagnenleiter Schneesport bei der Suva
- Rolf Stämpfli, Ingenieur bei der Empa St. Gallen
- Caroline Bachmann, Skirennfahrerin
Sie beurteilen unter anderem Bauart, Design, Funktion sowie deren Praxistauglichkeit.
Zu wenig Bewegungsfreiheit
Der Schlechteste im Test mit dem Gesamturteil «genügend» ist der Rückenprotektor von Evoc, gekauft bei SportXX für 139 Franken. Er erhält die Note 4,3. Die Experten bemängelten insbesondere die harte Schale des Rückenprotektors. Rolf Stämpfli von der Empa: «Das ist der einzig styroporbasierte Protektor. Er ist dadurch steifer und härter und fühlt sich weniger komfortabel an.»
Evoc benutze für seine Rückenprotektoren EPS Material. Die Vorzüge dieses Materials seien die sehr guten schlagabsorbierenden Eigenschaften, das sehr leichte Gewicht und die gleichbleibende Leistung des Materials bei Kälte als auch bei Hitze, schreibt die Firma Chris Sports, welche Evoc-Produkte in der Schweiz vertreibt. Zudem biete Evoc ein kostenloses «Crash replacement» nach Stürzen an, da EPS nicht mehrfach belastbar sei.
Die gleiche Note erzielt der Rückenpanzer von Tchibo, mit knapp 70 Franken der günstigste im Test. Auch bei diesem Rückenprotektor bemängelten die Experten die Härte des Schaumstoffes. Tchibo schreibt «Kassensturz», die Weste werde direkt am Körper getragen und habe in der Anwendung die optimale Temperatur, um sich Bewegungen anzupassen und sich dennoch bei einem Aufprall zu verhärten. Man erfülle die Sicherheitsanforderungen. «Der Schaum ist entsprechend zertifiziert.»
Ebenfalls das Urteil «genügend» erhält die Weste von K-Tec, gekauft bei Athleticum für 149 Franken, und der Rückenpanzer von Komperdell für 199 Franken.
Die beste Weste zu einem moderaten Preis
Weitere Tests:
Die Westen von Bodyglove für knapp 150 Franken und das Modell von Amplifi für 189 Franken schliessen den Test mit «gut» ab. Mit der Note 5,0 erhält der Rückenpanzer von POC ebenfalls das Urteil «gut». Mit 259 Franken ist er der teuerste Rückenpanzer im Test. Die gleiche Note gibt es für das Modell Soft Flex von Dainese für 229 Franken. Die besten Noten vergab die Jury an das Produkt Light Vest von Scott für 149.90 Franken. Das Schlussergebnis: Note, 5,1 und somit das Gesamturteil «gut». «Dieser Rückenpanzer hat einen sehr hohen Tragekomfort, weil das Material sehr flexibel ist.» Dadurch passe er sich sehr gut dem Rücken, sagt die aktive Skirennfahrerin Caroline Bachmann.