Zum Inhalt springen

Kassensturz-Tests Teure Herrenhemden sind nicht besser

«Kassensturz» hat die Qualität von Männerhemden untersuchen lassen. Fazit: Teure Markenartikel sind kein Garant für Qualität. Im Gegenteil: Die günstigeren Produkte schneiden sogar besser ab als manch teures Markenhemd.

Mehr zum Thema

Beim Durchlesen der Untersuchungsergebnisse dürfte wohl einigen Markenproduzenten der Kragen platzen. «Ich bin von den Resultaten selbst überrascht», meint Fabrice Rimbault vom Institut CTTN in Lyon. Sein Labor ist auf Pflege und Reinigung spezialisiert. Im Auftrag von «Kassensturz» und der Westschweizer Konsumentenschutzorganisation FRC hat CTTN die Qualität von insgesamt 11 weissen Männerhemden getestet; vom günstigen Detailhandelsprodukt für 25 Franken bis zur Edelmarke für 120 Franken. Alle Hemden sind aus 100 Prozent Baumolle hergestellt.

Das schlechteste Hemd kostet 80 Franken

Zunächst interessierte das Labor, ob die Hemden beim Waschen eingehen und wie schön sie nach mehrmaligem Waschen noch anzusehen sind. Dazu hat das Labor die Hemden unter Berücksichtigung der individuellen Pflegeanleitung 30 Mal gewaschen. «Das entspricht in etwa dem Waschzyklus alle 14 Tage während eines Jahres», erklärt Rimbault.

Am schlechtesten schneidet hier das Modell «Essential By Esprit» ab: Das Hemd für knapp 80 Franken schrumpft schon nach nur drei Waschgängen um eine ganze Grösseneinheit. Und nach 30 Mal Waschen ist es ziemlich aus der Form. Von möglichen 100 Punkten erhält es deshalb nur 40 Punkte und damit das Prädikat «ungenügend».

Markenprodukte sind nicht besser

Im Weiteren testete das Labor die Stoffe auf ihre Reissfestigkeit, überprüfte deren Fusselneigung und besonders wichtig: die Naht bei den Knöpfen. Das Resultat ist eindeutig: Die günstigen Hemden sind mindestens so gut, in Teilbereichen sogar besser als viele teure Markenprodukte. So muss sich auch das 99 Franken teure Modell der Serie «Polo» von Raph Lauren mit nur 58 von möglichen 100 Punkten begnügen, weit abgeschlagen hinter dem günstigsten Hemd im Test: «Canda Finest Tailor», gekauft bei C&A für 25 Franken. Dieses erhielt 77 Punkte.

Klarer Testsieger ist mit 93 Punkten ebenfalls ein Hemd aus der mittleren Preisklasse: «Kingfield Confort Fit» von Vögele für knapp 60 Franken.

Bügelfrei und doch zerknittert

Ein spezielles Augenmerk richtete das Labor auf die Bügeleigenschaften der Hemden: Die Mehrheit der getesteten Modelle wird von den Herstellern als «bügelfrei» deklariert. «Im besten Fall waren diese Hemden etwas einfacher zu bügeln», sagt Laborleiter Rimbault und meint: «Ich würde keines dieser Hemden ungebügelt tragen.» Am mühsamsten zu bügeln sind neben dem Modell von Esprit auch «Zara Man» und «Enzo Regular Fit» von Hugo Boss für 119 Franken. Gebügelt kann man sich aber getrost auch in einem günstigeren Hemd sehen lassen – Qualität ist hier definitiv keine Frage des Preises, und unter den Kleidern ist ohnehin jeder Mensch nackt!

Meistgelesene Artikel