Es ist bequem, sich zu Hause vom Sofa aus einen Spielfilm auszuwählen und gleich anzusehen. Video auf Abruf direkt vom Fernseher aus (Video on Demand, VOD) verdrängt zunehmend die Videotheken um die Ecke.
Kann VOD überhaupt mithalten?
Auch Liliane Forster von der Zürcher Videothek Filmriss bekommt das zu spüren: «Mehrere Konkurrenten mussten ihre Geschäfte bereits schliessen – und auch wir kämpfen ums Überleben.»
Doch ist das Filmangebot der VOD-Konkurrenz so gut wie das einer traditionellen Videothek? Entspricht die Bildqualität der Qualität einer DVD? Und wie leicht lassen sich die Settop-Boxen bedienen?
Einrichten der Settop-Boxen problemlos
Kassensturz hat 6 VOD-Angebote verglichen. Neben den grossen Fernsehanbietern Swisscom und Cablecom waren Apple TV, Orange, DVD Fly, Swiss TV und Acetrax im Test. Drei Experten des Schweizer Fernsehens bewerteten die Filmauswahl, die Bedienung und die Bildqualität (So wurde getestet).
Das Fazit der Testexperten: Die Bedienung der Settop-Boxen ist einfach, der gewählte Film startet bereits wenige Sekunden nach der Miete, Bildqualität ist meistens einwandfrei. Doch hapert es je nach Anbieter beim Filmangebot und bei der Bedienung.
Ärgerliche Pannen beim Navigieren
Bei zwei Anbietern stellten die Testexperten sogar technische Mängel fest. Beide schnitten gesamthaft «ungenügend» ab.
Bei Swiss TV stürzte die Box im Test ab, Vor- und Rücklauf sind nicht übersichtlich. Bei Acetrax funktionierte die Filmsuche während des Tests nicht, der gewählte Film liess sich nach einer Pause nicht fortsetzen.
Filmauswahl noch viel zu klein
Die Filmauswahl von Swiss TV ist mehr als mager. Bei Acetrax fehlen die HD-Filme ganz. Beiden Anbietern sind die Mängel bekannt. Sie schreiben «Kassensturz», dass sie ihre Technik und Auswahl laufend verbessern würden.
Und Swiss TV verspricht: «Wir werden im Laufe des nächsten Monats das HD-Angebot ausweiten.» Ein schwacher Trost, stehen doch bisher erst 20 Titel zur Verfügung.
Verleih schränkt VOD-Angebot ein
Die Filmauswahl der anderen VOD-Anbieter ist zwar besser, sie kommen aber nicht annähernd an das Angebot einer richtigen Videothek heran.
Dies nicht zuletzt, weil das Filmverleiher VOD-Videotheken benachteiligt. Sie müssen die neuen Kinofilme 4 Monate nach dem DVD-Release aus ihrem Angebot zurückziehen. In dieser Zeit sind die Filme nur auf DVD oder Blueray erhältlich und können auch von Videotheken vermietet werden.
Filme fast nur auf Deutsch
Swisscom und vor allem Apple TV haben die grösste Filmauswahl. Bei Apple (und Cablecom) sind die Filme nur Deutsch synchronisiert verfügbar. Bei den Swisscom-Filmen – wie auch Orange Cinehome und DVDFly – lässt sich die Sprache während des Abspielens ändern, soweit überhaupt andere Sprachversionen vorhanden sind.
Ein grosses Minus für Filmliebhaber bei allen Diensten: Filme in Originalsprache und mit deutschen Untertiteln gibts bei keinem VOD-Dienst.
Swisscom TV und Apple TV am besten
Sieger im Kassensturz-Test sind Swisscom TV und Apple TV. Sie sind auch bei der Bedienung und der Filmqualität den übrigen Konkurrenten überlegen.
Verbesserungspotential sieht Testexpertin Monika Schärer jedoch bei beiden: «Apple TV sollte die Filme nicht nur synchronisiert, sondern auch in Originalfassung anbieten. Swisscom TV könnte die Mietzeiten aller Filme auf 48 Stunden ausdehnen.»
AppleTV bietet neu auch Originalton-Filme
Im Filmangebot von AppleTV fehlten Filme in Originaltonfassung. Für den Schweizer Markt standen nur Filme in Deutsch, Französisch oder Englisch zur Verfügung, wenn sie nicht in einer der Landessprachen gedreht worden waren. Nun hat Apple reagiert: Neu sind erste Titel auch unsynchronisiert erhältlich.
Als erstes sind folgende Filme des Vertriebs Warner Bros in Originalton verfügbar: «Inception», «Gone With The Wind» (Vom Winde Verweht), «Ben Hur», «Casablanca», «Doctor Zhivago» und «Harry Potter and the Deathly Hallows: Part 1».
Smart-TVs ermöglichen günstigeren Zugriff
Der Zugang zum VDO-Dienst ist je nach Anbieter anders: Bei Cablecom und Swisscom ist Video on Demand im Digitalfernseh-Abonnement inbegriffen.
Ohne Abo kann man bei Apple TV oder Swiss TV Spielfilme mieten. Hier bezahlt man für die Settop-Box einmalig knapp 130 Franken.
In neuen, internetfähigen Fernsehgeräten, sogenannten Smart-TVs, ist oft ein kostenloses App eingebaut mit Zugriff auf einen VOD-Dienst, zum Beispiel auf Acetrax im Test.
Keine grossen Unterschiede Preis pro Film
Gleich bei allen Anbietern ist, dass für jeden Film eine Gebühr anfällt. Neue Filme kosten etwa 7 Franken, ältere Titel 3.50 Franken. Filme in HD-Qualität kosten jeweils 1 bis 2 Franken mehr.
Unterschiedlich ist die Mietdauer: Einige Anbieter haben unterdessen erkannt, dass 24 Stunden knapp sind, wenn man einen Film erst am nächsten Abend zu Ende schauen möchte. Sie stellen ihre Filme 48 Stunden zur Verfügung.
Boxoffice-Moderatorin Monika Schärer wird ihre Filme auf jeden Fall weiterhin auf DVDs in der Videothek ausleihen. «Ich möchte nicht auf das Bonusmaterial auf der DVD verzichten.» Das ist nämlich bei keinem der getesteten VOD-Anbieter zu finden.