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Kassensturz-Tests Viele Nagellacke fallen durch

Von 9 Nagellacken im Praxistest sind nur 4 im grünen Bereich, der Rest fällt durch. Erfreulich fürs Portemonnaie: Der günstigste Nagellack wird Testsieger. Und eine Anaylse der Inhaltsstoffe ergibt keine alarmierenden Ergebnisse.

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Der Lack ist ab – und das viel zu rasch. In einem Praxistest der welschen «Kassensturz»-Partnersendung «A bon Entendeur» bekamen 5 von 9 getesteten Nagellacken ungenügende Noten.

Nagellack von H&M Farbe blättert ab

Hauptproblem der getesteten Nagellacke ist die unbefriedigende Beständigkeit: Viele haften nicht gut genug auf den Nägeln. Am krassesten war das Resultat beim Nail polish von H&M. Der Lack blätterte einfach von den Nägeln weg. Beim H&M-Nagellack haperte es aber auch beim Glanz und bei der Gleichmässigkeit.

Fairerweise muss man sagen, dass die Nagellacke nach dem Auftragen von zwei Schichten harte Belastungen durchzustehen hatten. So mussten alle Probandinnen mit beiden Händen in einem Sandbecken wühlen, einen Abwasch machen und eine Alu-Getränkedose öffnen (siehe Kasten unten «So wurde getestet»).

Das war nicht nur für den «Nail Polish» von H&M zu viel. Auch O.P.I (verschwindet förmlich vom Nagel), Dior (löst sich ab) und Maxfactor waren dieser Ochsentour nicht gewachsen. L’Oréal bekommt eine etwas bessere, aber ebenfalls ungenügende Note in diesem Kriterium.

Abwaschen, Sandbecken und Dosen öffnen: Dieses Prozedere zeigt, welche Lacke langlebig sind. Einen guten Halt bieten Maybelline Forever Strong Professional, Bourjois Anti-Choc no Chips und Essence Colour & go. Immerhin «genügend» ist Essie in diesem Kriterium.

Aber auch in den anderen Kriterien verteilten die Probandinnen und die Instituts- und Prüfleiterin Virginie Savère gute und schlechte Noten.

Die Bewertungen ergeben einen klaren Testsieger: Essence Colour & go, gekauft im Manor, hat in allen Punkten überzeugt. Das ist doppelt erfreulich, ist doch dieses Produkt das günstigste im Test!

Ganz passabel sind die Nagellacke von Maybelline und Bourgeois. Hingegen keine gute Visitenkarte hinterlassen haben die beiden Lacke von H&M und Maxfactor. Etwas besser, aber mit einem üblen Preis-Leistungsverhältnis schneidet der teuerste Nagellack im Test ab: Dior (Fr. 37.90/ 10 ml).

Die Mengen sind zwar so weit ungefährlich, doch sagt Toxikologe und Chemiker Vincent Perret: «Das Problem ist, dass man diese Stoffe praktisch überall findet. Die Nagellacke sind voll davon.» Man werde also regelmässig einem Chemiecocktail ausgesetzt. «Und das kann zu einem gesundheitlichen Problem werden.»

Gift in Lack und Entferner

Wer sich die Fingernägel lackiert, kommt automatisch auch mit heiklen Stoffen in Kontakt. Das Labor Scitec in Lausanne hat die Nagellacke auf 53 flüchtige organische Verbindungen untersucht. Hersteller geben diese bei, damit der Lack zum Beispiel schneller trocknet.

Das Labor wurde fündig: In den einzelnen Nagellacken waren bis zu 22 heikle Stoffe, die allergieauslösend oder in grösseren Mengen gar krebserregend sein könnten.

Die Mengen sind zwar so weit ungefährlich, doch sagt Toxikologe und Chemiker Vincent Perret: «Das Problem ist, dass man diese Stoffe praktisch überall findet. Es gibt sie in vielen Produkten . »

Wer Nagellack aufträgt, benutzt auch wieder Nagellackentferner, wird sich vermutlich auch schminken. Das heisst, so wird man regelmässig dem Chemiecocktail ausgesetzt. Vincent Perret: «Und das kann zu einem gesundheitlichen Problem werden.»

So wurde getestet

Schülerinnen der Kosmetikschule Vio Malherbe in Lausanne lassen sich von Schülerinnen erste einen Grundlack, dann die Nagellacke auftragen. Die Nagellacke wurden 40 Minuten getrocknet. Danach mussten die Probandinnen die ihre Nägel verschiedenen, harten Belastungen aussetzen.

  • Bad im Sand
  • Abwasch
  • Getränkedose öffnen
  • Hemdknöpfe schliessen
  • Die Nageloberfläche mit dem Nagellack über Papier gleiten lassen.

Bewertet wurde nach den Belastungen

  • der Halt des Nagellacks
  • die Homogenität (Risse, Flecken?)
  • der Glanz.

Ebenfalls bewertet wurden

  • das Auftragen
  • Form und Qualität des Pinsels.

Stellungnahmen

«Kassensturz» hat den Herstellern die Testresultate vor Veröffentlichung des Tests vorgelegt. Einige Hersteller und Vertreiber haben reagiert. Hier Auszüge aus den Stellungnahmen:

  • Maybelline «Zum Produkt Maybelline Forever Strong, Farbe Rouge Laqué, möchten wir unterstreichen, dass Allergiker die Inhaltsstoffliste auf dem Produkt selbst und in einem am Verkaufspunkt angebrachten Heftchen finden und diese vor dem Produktkauf zur Kenntnis nehmen können.»
  • Essie «Zu Essie Nail Lacquer, Farbe After Sex 54, möchten wir die empfohlene Essie-Drei-Schritt-Technik (Unterlack + Lackfarbe + Überlack) erwähnen, die u.a. den Halt und die Brillanz optimiert.»
  • O.P.I: «Praktische Tests: Für die praktischen Tests wurde ein Unterlack einer anderen Marke als OPI verwendet, was mit grosser Wahrscheinlichkeit eine negative Wechselwirkung mit unserem Nagellack verursacht hat. Des Weiteren wurde kein «Top Coat» für die Tests verwendet, obwohl unsere Schweizer Konsumentinnen die Notwendigkeit kennen, einen Top Coat für ein einwandfreies Resultat aufzutragen, denn OPI Top Coat ist unser meist verkauftes Produkt. Analyse der Inhaltsstoffe: Es ist absolut unmöglich, dass unsere Nagellacke Toluen, Chlortoluen und Dichlorethan enthalten, auch nicht in geringen Quantitäten, denn diese chemischen Stoffe sind in keinem Fall Teil der Zusammensetzung unserer Nagellacke.»
  • H&M «Alle H&M-Kosmetik-Produkte werden mit grosser Rücksicht auf die Gesundheit unserer Kunden wie auch auf die Umwelt und ohne Tierversuche hergestellt. Umfangreiche Tests garantieren, dass unsere Produkte sicher zu handhaben sind. Reinheit sowie Stabilität in der Textur, Farbe und Duft müssen auch unsere Anforderungen erfüllen. Um einen längeren Halt des Nagellacks zu garantieren, empfehlen wir eine zusätzliche Beschichtung zu verwenden.»
  • Maxfactor «Es freut uns, dass Sie keine Schadstoffe in signifikanten Konzentrationen in unserem Max Factor Glossfinity Nagellack gefunden haben. Wir sind allerdings über die mäßige Bewertung im Praxistest erstaunt. Die Ergebnisse bezüglich Beständigkeit, Gleichmäßigkeit und Brillanz decken sich nicht mit unseren Untersuchungen, die wir mit vielen Testpersonen durchgeführt haben und den Erfahrungen aus dem Markt.»

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