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Kassensturz-Tests Welches Handy-Netz am schnellsten ist

Mobiles Surfen kann an der Geduld zehren. Der grösste je durchgeführte Schweizer Performance-Test zeigt, dass die Swisscom die Daten am schnellsten liefert. Aktuell liegt Sunrise vor Orange. Aber nicht nur das Netz, auch das Smartphone entscheidet: Samsung ist viel schneller als das iPhone 4.

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Smartphone-Benutzer mit einem Swisscom-Abo müssen sich am wenigsten gedulden, wenn sie unterwegs im Internet surfen oder ein Video anschauen. Die Download-Geschwindigkeit auf dem sogenannten 3G-Netz (3. Generation, UMTS) des Schweizer Telecom-Leaders liegt bei rund 2100 Kilobit pro Sekunde (kbit/s), auf dem Netz von Orange bei 1800, bei Sunrise bei 1700 kbit/s. Zum Vergleich: Mit 1000 kbit/s lassen sich Videos ohne Einschränkung ansehen.

Diese Downloadraten sind Durchschnittswerte in der Deutschschweiz, die über eine Messdauer vom 27. Februar bis 20. August 2011 gesammelt wurden. Über knapp 6 Monate haben sich die Downloadraten substanziell verbessert. Die Swisscom hat konstant ausgebaut. Sie steht auch Ende August an der Spitze (2700 kbit/s). Sunrise (2100 kbit/s) hat Orange überholt, das sich über die Messdauer kaum verbessert hat (1800 kbit/s).

Erstaunlich ist die gewaltige Verbesserung von Sunrise von Mitte April bis Mitte Mai. Die Veränderung ist nicht etwa auf einen Ausbau der Antennen zurückzuführen. Sunrise hat einen Fehler im System entdeckt und ihn behoben .

Surfgeschwindigkeit kann jederzeit absacken

Die Messwerte sind sehr breit abgestützt: «Kassensturz»-Zuschauer haben die Download- und Upload-Raten bei der Internet-Nutzung mit ihrem Smartphone messen lassen. So sind 160 000 Daten von Nutzungen zusammengekommen, die das CNLAB in Rapperswil (SG) für den «Kassensturz» ausgewertet hat.

Alle Resultate des CNLAB sind Durchschnittswerte. «Die tatsächliche Download-Geschwindigkeit ist sehr zeit- und ortsabhängig», sagt Thomas Bruhin vom CNLAB. «Die Messwerte können innerhalb von 5 Minuten stark variieren.»

Wenn viele Smartphone-Nutzer grosse Datenmengen über die gleiche Antenne abrufen, müssen sie sich die Kapazität teilen. Für den einzelnen Nutzer kann die Surfgeschwindigkeit deshalb jederzeit absacken – auch bei guter Netzabdeckung.

Hello Sunrise? Schwaches Netz in Basel

Aus den Daten des CNLAB lassen sich weitere Schlüsse ziehen. Die grössten Deutschschweizer Städte sind zwar ausreichend mit 3G-Antennen ausgerüstet, Internet-Anwendungen funktionieren deshalb recht gut.

Dennoch gibt es grosse Unterschiede: So haben Sunrise-Kunden in Basel nur ein halb so schnelles Netz zur Verfügung wie Swisscom-Kunden.

Auffällig: Sunrise ist in den allen vier grössten Städten am Schluss. Denn in die Berechnung der Durchschnittsgeschwindigkeit fliessen auch die besonders schlechten Messergebnisse von Sunrise zu Beginn der Messperiode mit ein. Nur in Zürich kann Sunrise mithalten, hier sind die drei Anbieter gleichwertig. 

Für die Konsumenten sind die Unterschiede, ausser vielleicht in Basel, wenig spürbar, weil alle eine Geschwindigkeit anbieten, die zum Beispiel für Video abspielen ausreicht.

Auf dem Land stehen viel mehr Antennen der langsameren Generation 2G. Lädt das Smartphone die gewünschten Daten über eine 2G-Antenne herunter, bedeutet das eine enorme Verlangsamung.

Bei der Swisscom und Sunrise dauert ein Download mit 2G 14-mal so lang wie mit 3G. Wesentlich schlechter ist Orange. 2G steht hier für herkömmliche GSM-Verbindungen, die bei Swisscom und Sunrise mit der Technologie EDGE und bei Orange mit der wesentlich langsameren Technologie GPRS beschleunigt werden.

Die 2G-Downloadraten sind für datenintensive Nutzungen ungenügend. Ab 1000 Kilobit pro Sekunde (1000 kbit/s) wird ein Video aus dem Internet in der üblichen Qualität fehlerlos dargestellt. Sinkt die Downloadrate darunter, führt die fehlende Kapazität zu ruckelnden Bildern und Unterbrechungen.

Das kann auch auf der Zugsfahrt passieren. Durchschnittlich sind zwar die Raten von Swisscom und Orange knapp über den 1000 kbit/s, Sunrise liegt mit durchschnittlich 764 kbit/s deutlich drunter.

Sunrise-Kunden mit Internet-Nutzung sind im Zug, aber auf dem Land deutlich benachteiligt. Denn die Daten müssen häufiger über 2G-Antennen abgerufen werden.

Für die schlechten Werte im Zug sind neben der Abdeckung auch die schwierigen Empfangsbedingungen, die schnelle Fahrt und vor allem die vielen gleichzeitigen Nutzer verantwortlich.

Auf das Smartphone kommt es an

Doch es sind nicht nur die Technologie-Generation und die Antennen-Standorte massgebend für eine schnelle mobile Internetnutzung. Ein wichtiger Faktor hält der Nutzer in den eigenen Händen – sein Smartphone.

Während ein iPhone 3G knapp genügend Daten für ein Video herunterladen kann, erklimmt Samsung Galaxy SII neue Sphären. Mit einer Downloadkapazität von über 3000 kbit/s schlägt es auch neuere Smartphones wie das iPhone 4 oder das HTC Desire HD um Längen.

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