Schweizer Konsumenten lieben Joghurt, sie essen mehr als 19 Kilogramm pro Jahr. Umfragen zeigen, dass es in einem Joghurt möglichst viel frische Früchte, stückliweise drin haben soll. Die westschweizer Konsumentensendung «A bon Entendeur» hat 10 Joghurt testen lassen. Sie wollten wissen, wieviele Fruchtstückli hat es in einem Aprikosenjoghurt.
Die Analyse hat das französiche Labor für Zollkontrollen und Betrugsbekämpfung in Marseille durchgeführt. Der Direktor des Labors, Frédéric Saltron bestätigt die Ansprüche der Konsumenten; denn auf den Verpackungen seien ganze Früchte abgebildet. «Das heisst nicht, dass zwingend eine ganze Frucht beigemischt wird, aber man darf Fruchtstücke erwarten», sagt der Laborleiter.
Für den Test wurden die Fruchstückli vom Joghurt getrennt, gespült und gewogen. Die Ergebnisse sind ernüchternd, das zeigt sich auf der Waage - der Anteil Fruchtstücke ist mager.
Generell sehr wenige Früchte
Das Joghurt, das noch am meisten Fruchstücke enthält, ist «Yoplait »gekauft bei Coop. Es enthält 5,9 Prozent Fruchtstückli. Das zweitplazierte ist das «Biojoghurt» von Migros mit 4,1 Prozent.
Auf einen Joghurtbecher von 180 Gramm hochgerechnet, ergibt das einen Fruchtstücklianteil von gerade einmal rund 11 Gramm, rsp. 7,4 Gramm. Anders gesagt: Weniger als ein Viertel, rsp einen Achtel einer Aprikose. Und dazu kommt, diese Werte liegen deutlich unter den deklarierten Angaben.
Auf der Packung vom Migros-«Bio Joghurt» steht: Anteil Aprikose 7,5 Prozent, der Test ergab 4,1 Prozent. Nur,wo ist der Rest? Frédéric Saltron, Direktor des Labors für Zollkontrollen und Betrugsbekämpfung in Marseille hat festgestellt, dass die Abweichungen im Schnitt mehr als 50 Prozent betragen.
Eine Erklärung dafür sei, dass dem Joghurt neben den Stückli auch noch Saft oder Konzentrat beigemischt wurde. Aber er räumt ein: «Man kann sich auch fragen: Hat es wirklich drin, was angepriesen wird?
Laut Gesetz muss der Anteil an Früchten bei Joghurt in Prozent angegeben werden. Aber die Form der Verkleinerung, ob Stückli oder Püree, ist nicht vorgeschrieben.
Stücke und Püree seperat deklariert
Im «Toni-Joghurt» liegt der Wert bei 2,9 Prozent Fruchtstücken. Toni weist auf der Etikette Aprikosen 8 Prozent und Aprikosen-Püree von 2 Prozent getrennt aus. Trotzdem, das Labor fand auch hier nur halb so viele Fruchtstücke wie angegeben.
Die Produzentin vom Toni-Joghurt, die Emmi AG und alle andern Hersteller betonen, ihre Deklarationen seien korrekt. In welcher Form sie den Fruchtanteil zusetzen müssen, sei gesetzlich nicht vorgeschrieben.
Nur 0,4 Prozent Früchte
Mit Abstand am wenigsten Aprikosen-Stückli fand das Labor im Qualité & Prix von Coop, gerade mal 0,4 Prozent. Coop schreibt dazu: «Der Fruchtanteil in einem Jogurt bemisst sich nicht nur an den ausgewaschenen festen Fruchtstücken, sondern auch am Fruchtpüree und weiteren Fruchtbestandteilen. Diese entstehen, weil ein Teil der Fruchtstücke während des Kochprozesses bei der Herstellung des Fruchtgrundstoffes in Fasern und Püree zerfällt.»
Stellungsnahmen der Hersteller
Emmi Schweiz AG: «Konsumentenbefragungen haben gezeigt, dass die meisten Leute Fruchtstücke in Jogurts mögen. Deshalb haben wir vor einigen Wochen ein Projekt lanciert, das zum Ziel hat, die Beständigkeit der Fruchtstücke im Fruchtgrundstoff zu verbessern. Damit unsere Jogurts einen gleichmässig fruchtigen Geschmack aufweisen, werden wir ihnen aber auch inskünftig Fruchtpüree beigeben.»
Nestlé AG: «Wir möchten in Zukunft die Konsumenten besser informieren. Auf der neuen Verpackung dieses Joghurts werden wir die Angaben präzisieren: Aprikosen 9% (Fruchtstücke und Püree aus Konzentrat.)»