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Sackschwache Abfallsäcke
Aus Kassensturz vom 21.05.2002.
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Kassensturz-Tests Sackschwache Abfallsäcke

Gebührensäcke sind teuer. Und sie reissen ständig. Der Kassensturz-Test mit 15 Gebührensäcken aus der ganzen Deutschschweiz zeigt: 7 von 15 Säcken sind sackschwach.

Eine Rolle 35-Liter-Abfallsäcke kostet je nach Kanton zwischen 15 und 35 Franken. Kein Wunder also, füllen wir die teuren Säcke bis zum Rand. Das Resultat kennen wir auch: Immer wieder platzt das Plastik, reisst das Schnürband und der Müll verteilt sich am Boden.

«Gerade in Gebieten, wo die Sackgebühr entsprechend höher sind, werden die Säcke schwerer gefüllt. Und da kommt es natürlich irgendwann zu Sollbruchstellen», sagt Kurt Bukowiecky vom Schweizerischen Städteverband (SSV).

Der SSV bestimmt die Richtlinien, die ein gewöhnlicher Kehrrichtsack erfüllen muss. Kassensturz wollte wissen, wie schnell die Säcke brechen und schickte 15 Gebührensäcke aus der ganzen Deutschschweiz in die Zerreissprobe.

Das deutsche ipi-Institut für Produktforschung prüfte als Erstes die Dehnbarkeit der Säcke. Kassensturz interessierte besonders die allseits bekannte Schwachstelle - die Verbindung vom Sack zum Zugband. Das ernüchternde Resultat: Nur 7 von 15 Säcken erfüllen alle Testkriterien.

Wirklich gut waren nur die Säcke der Stadt Aarau und der Gemeinde Schwyz.

Knapp bestanden haben die Säcke aus Küssnacht am Rigi, die Zuger Gemeinden, der Appenzeller Sack, der auch in Rorschach und Umgebung im Einsatz ist, der Thurgauer und der Uri-Sack. Sie alle schnitten mit «genügend» ab, da sie die Minimalanforderungen erfüllen.

Laut Prüf-Experte Karl-Heinz Baumann sind sie deshalb noch lange nicht von guter Qualität. Die vom SSV vorgegebenen Normen hält er für diesen Bereich nämlich für «deutlich zu gering».

Beim Testen der Stichfestigkeit fiel ein Drittel der Säcke durch:

Sackschwach sind der Züri-Sack und die Säcke der Gemeinden des Zürcher Unterlands, der Stadt Basel und der Sack aus Solothurn. Letzterer ist auch in den Kantonen Basel Land und im Jura im Einsatz. Die Säcke der Gemeinden Köniz, den Städten St. Gallen und Chur bringen es ebenfalls nur auf ein «ungenügend».

Grosser Verlierer ist der Sack aus dem Glarnerland: Er fiel gar in zwei Testkriterien durch.

Die Gemeinden kennen das Problem. Basel verspricht Besserung. Man sei dabei, einen neuen Sack zu kreieren und werde allenfalls auch die Normen nach oben anpassen, sagt der Verantwortliche für den Abfall der Stadt Basel. Auch in Zürich hagelt es Reklamationen.

Doch Peter Rentsch von Entsorgung und Recycling der Stadt Zürich gibt den Schwazen Peter weiter: «Wir testen periodisch die Qualität mit Empa-Tests. Leider kam da keiner unserer Produzenten glanzvoll durch.»

Der grösste Kehrrichtsackhersteller der Schweiz, die Firma Petroplast, produziert jährlich rund 200 Millionen Säcke - auch die meisten der 15 Testsäcke. Auf Wunsch macht Petroplast Recyclingsäcke. Doch je mehr wiederverwertetes Material es im Sack hat, desto schlechter ist die Qualität.

Das sei nicht der einzige Grund für das Problem mit den Säcken, sagt Roland Müller von Petroplast. Bei einem Kehrrichtsack dürfe man nie ruckartige Bewegungen machen. «Nicht den Saum halten, sondern zuerst die Zugbänder leicht zusammenziehen», demonstriert er an einem Übungssack.

Wir gehen also zu grob mit unseren Säcken um. Könnte man nicht einfach bessere Säcke herstellen? «Rein theoretisch wärs natürlich möglich, dass man eine Qualität herstellt, in die mehr Füllgewicht passt», sagt Jörg Forster, Kehrrichtsackentwickler von Petroplast. Doch Gebühren, die auf dem Volumen von einzelnen Säcken basieren, würden laut Forster keinen Sinn machen. Was er wohl damit sagen will: Sackstarke Säcke herstellen wäre kein Problem, doch Vater Staat will das nicht.

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