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Tampons: Schadstoffe im Intimbereich
Aus Kassensturz vom 04.09.2007.
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Kassensturz-Tests Tampons: Schadstoffe im Intimbereich

In jedem zweiten Tampon fanden Kassensturz und K-Tipp heikle Stoffe. Vor allem junge Frauen tragen Tampons, auch wenn sie gar nicht ihre Tage haben. Das vergrössert das Allergierisiko.

Schweizer Frauen haben in den letzten Jahren von Binden auf Tampons umgestellt. 130 Millionen Stück verkauft der Detailhandel pro Jahr. Franziska Maurer, Vizepräsidentin der Schweizerischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe, beobachtet den Trend kritisch. Sie warnt vor den Folgen dieser Entwicklung: «Ich habe gemerkt, dass die jungen Frauen Tampons immer häufiger auch ausserhalb der Periode zum Aufsaugen vom Scheidensekret brauchen.»

Zudem werde die Unterwäsche heutzutage immer kleiner und könne eine ihrer Aufgaben, nämlich die Scheidensekrete auffangen, nicht mehr wahrnehmen. Die jungen Frauen würden sich durch diesen Ausfluss dann gestört fühlen und Tampons einführen. «Als Gynäkologin würde ich davon äusserst abraten. Der Tampon ist ein Fremdkörper in der Scheide. Er saugt enorm stark auf, und das führt zu Reizungen. Die Scheide wird trocken.»

Kontakt mit Schleimhäuten

Kassensturz und K-Tipp haben zehn verschiedene Tampons-Produkte auf Formaldehyd und halogenorganische Verbindungen untersuchen lassen. Im Test waren neben den Marken Tampax und o.b. auch Eigenmarken von Grossverteilern und des Erotikmarkts. Das Resultat: Die Hälfte der Proben enthielt keine Schadstoffe oder höchstens Spuren davon. Gar keine Giftstoffe fanden die Tester in Molfina normal von der Migros. Sie erhält dank des Preis/Leistungsverhältnisses die Note «sehr gut».

o.b. normal ist ebenfalls schadstofffrei. «Sehr gut» auch: Tampax Regular mit Applikator, die neuen o.b. normal mit Applikator, gekauft bei Carrefour und Tampax Compak Regular, die zweitteuersten im Test. Nur ein «genügend», weil das Labor geringe Spuren von Formaldehyd feststellte, erhalten die günstigsten im Test, Softelle normal von Aldi und Tampons normal, die Eigenmarke von Denner.

Formaldehyd wird vor allem über die Lunge aufgenommen, ist krebs- und allergieauslösend. Für Tampons gibt es keinen Grenzwert. Die gefundenen Mengen sind zwar gering, doch in Tampons ist der Schadstoff im direkten Kontakt mit Schleimhäuten. «Als Ärztin erstaunt mich das sehr, dass man darin Formaldehyd gefunden hat. Als Frau stört es mich sogar, weil ich denke, chemische Substanzen gehören nicht in einen Tampon.»

Denner und Coop reagieren

Aufgrund der Resultate tauschte Denner die Tampons aus der betroffenen Produktionsphase aus. Die Werte würden aus der Verpackung stammen, sagt Anita Daeppen von Denner. Die entsprechenden Produkte seien aus den Regalen entfernt und mit neuen, einwandfreien Produkten ersetzt worden. Ebenfalls nur «genügend»: Linda, Coops Eigenmarke. Coop verspricht: «Unsere Produkte sind neu frei von Formaldehyd.»

«Ungenügend»: Tampons aus dem Erotikmarkt, die teuersten im Test. Sie enthalten Spuren von Formaldehyd und extrem hohe Werte an halogenorganischen Verbindungen. Unklar ist, ob es harmlose oder schädliche Stoffe sind. Der Hersteller schreibt: «Für die Fertigung werden keine halogenorganischen Verbindungen verwendet. Das Formaldehyd stammt eventuell aus der Verpackung. Wir haben unserem Lieferanten untersagt, diese Verpackung weiterhin einzusetzen.»

Nicht einmal die Hersteller wissen, wie schädlich die gefundenen Stoffe sind. Doch in einem Produkt, auf das die meisten Frauen nicht verzichten können, haben solche umstrittenen Stoffe nichts zu suchen.

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