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Wasserspender: Krankheitskeime im Trinkbecher
Aus Kassensturz vom 29.05.2007.
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Kassensturz-Tests Wasserspender: Krankheitskeime im Trinkbecher

In vielen Läden laden Wasserspender zum Trinken ein. Die Betreiber werben mit reinem Quellwasser. Kassensturz hat die Wasserqualität untersuchen lassen. Resultat: Das Wasser ist schmutziger als Hahnenwasser und in einigen Proben fand das Labor sogar Krankheitserreger.

Wasserspender trifft man immer öfters an: In Banken und Kleidergeschäften stehen sie genauso wie in Reisebüros und Möbelhäusern. Sie sind als Dienst am Kunden gedacht und erfreuen sich grosser Beliebtheit bei Leuten die sich auf langen Shoppingtouren erfrischen wollen. Dieser Dienst am Kunden ist weitverbreitet, 25'000 Kunden beliefert die Firma Eden, die Marktführerin in Europa ist. Rund 1 Million Gallonen Wasser-das Stück für rund 15 Franken- werden von weit her per Lastwagen angeliefert. Für Hygieneservice, Wartung und Nachschub ist die Herstellerfirma selber besorgt, Wartungsverträge mit dem Kunden stellen die Versorgung sicher.

Doch wie sauber ist dieses Wasser?

«Kassensturz» möchte es genau wissen und machte Stichproben bei Wasserspendern in Warenhäusern, Banken und Apotheken in mehreren Städten. Die Laborantin verdünnt und untersucht die Wasserproben im sogenannten Gussplattenverfahren. Nach drei Tagen im 30 Grad warmen Brutschrank zählt sie die koloniebildenden Einheiten aerober mesophiler Keime. Diese Keime sind ein Gradmesser für die Hygiene in Lebensmitteln und Getränken.

Das Problem

Die Schweizerische Hygieneverordnung legt nur gesetzliche Höchstwerte für Leitungswasser fest. Im Hahnenwasser dürfen es maximal 300 Einheiten aerober mesophiler Keime pro Milliliter sein. Für Trinkwasser in abgefüllten Behältern gibt es jedoch weder Toleranz- noch Grenzwerte.

Die Resultate

In den 24 Proben wurden zwischen 570 und 50'000 koloniebildende Einheiten von aeroben mesophilen Keimen pro Milliliter Wasser gefunden. Eine hohe Keimbelastung deutet zwar auf schlechte Hygienebedingungen hin, stellt aber kein Gesundheitsrisiko dar.

Am wenigsten Keime wurden bei Schild in Aarau mit 810 Einheiten im Wasserspender des Herstellers Aqa, einer Tocher von Eden, gefunden. Wenige Keime waren auch bei der Bahnhof-Apotheke Bern, dem Permanence Medical Center, bei Götti und Niederer, sowie bei Kuoni Reisen und in der Interio zu finden.

Am meisten aerobe mesophile Keime mit 50'000 Keimeinheiten wurden bei Stauffacher Bücher in Bern gefunden. Dieser Wasserspender gehört der Firma Crystalp-Fontaine. Hier bedauert man die hohen Werte. Ein Hygieneservice sei für dieses Gerät im Juni vorgesehen gewesen, wie man gegenüber Kassensturz versichert.

Jean Marc Bollinger, Geschäftsleiter der Schweiz Eden Springs SA, erklärt, dass ihr Quellwasser den Grenzwert von 100 aeroben mesophilen Keimen nicht übersteigen dürfe, und dieser Wert auch dauernd überwacht würde. Erst im stehenden Wasser jedoch vermehren sich diese Keime in einem natürlichen Prozess. Dieser Anstieg der Keimzahl erfolgt hauptsächlich bei der Lagerung und beim Transport der Gallonen. Gemäss Eden sind dadurch also die deutlich höheren Keimwerte gegenüber dem Hahnenwasser zu erklären. Der Vergleich von aufbereitetem Hahnenwasser mit natürlichem Mineralwasser sei unzulässig, sagt die Firma.

Weitaus gravierender hingegen sind Pseudomonas aeruginosa Bakterien. Diese können gefährliche Infektionen von Hautverletzungen, Atem- und Harnwegen verursachen. Was diese Bakterien anbelangt, ist in der Hygieneverordnung des Bundes eine Nulltoleranz-Grenze im Trinkwasser festgesetzt. Dennoch fanden sich in zwei Stichproben von Kassensturz Pseudomonas aeruginosa-Bakterien: Bei Kuoni Reisen in Luzern wurden drei Einheiten dieses Bakteriums entdeckt. 400 Einheiten ergab die Stichprobe in der Bahnhof-Apotheke in Bern. Bei Kuoni ist man überrascht. Für Kommunikationsleiter Peter Brun ist diese Verschmutzung des Wasserspenders inakzeptabel, er hat bereits einen neuen Wasserspender angefordert und will ab sofort sein Augenmerk auf die regelmässige Wartung des Geräts richten. Die Bahnhof-Apotheke Bern will sich zum Resultat nicht vor der Kamera äussern, in einer Stellungnahme schreibt sie Kassensturz, dass der Wasserspender auf Grund der Testergebnisse sofort entfernt wurde.

Eden hat reagiert. Bei der jüngsten Wasserspender-Modellen werden sämtliche Teile beim Hygieneservice ausgetauscht, sterilisiert und vakuumverpackt wieder bereitgestellt. Rund 200 - 300 alte Wasserspender stehen jedoch noch immer in Geschäften im Einsatz. Diese will man nun so schnell wie möglich ersetzen.

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