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Heikle UV-Filter sowie Konservierungsstoffe und Bindemittel
Aus Kassensturz vom 20.06.2023.
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Test Sonnencreme: Die meisten schaden der Umwelt

Die meisten Sonnencremes enthalten UV-Filter, die der Umwelt schaden. Empfehlenswert sind mineralische Filter ohne Nano.

«Kassensturz» und «K-Tipp» liessen 14 wasserfeste Sonnencremes mit Sonnenschutzfaktor 50 und 50+ für empfindliche Haut im Labor Dr. Wirts in Deutschland auf Inhaltsstoffe testen. Im Fokus: Heikle UV-Filter sowie Konservierungsstoffe und Bindemittel, welche die Haut reizen können.

Die getesteten Sonencremes in Reihenfolge der Gesamtnote

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  • Laboratoires de Biarritz
  • Eco Cosmetics
  • Salt & Stone
  • Garnier Ambre Solaire
  • Ultrasun
  • Daylong
  • Speick
  • Eau Thermale Avène
  • Sherpa Tensing
  • Nivea Sun
  • Eucerin
  • Louis Widmer
  • Collistar Milano
  • Sun Look

Es zeigt sich: Fast alle Sonnencremes enthalten heikle UV-Filter, die das deutsche Bundesumweltamt als deutlich wasserschädigend taxiert. Daylong Sensitive etwa enthält 9.9 Prozent Octinoxat, das in Hawaii verboten ist, weil es mit Korallensterben in Verbindung gebracht wird. Louis Widmer enthält Amiloxat, bei dem akute Effekte auf Wasserlebewesen nachgewiesen wurden. Hormonelle Auswirkungen auf Menschen werden erforscht.

Sun Look ändert die Rezeptur

Ein weiterer deutlich wassergefährdender Filter ist Octocrylen. Sun Look Ultra Sensitive Sun enthält 8.8 Prozent dieses UV-Filters. Eine französische Studie zeigte: Octocrylen kann sich über die Zeit Benzophenon umwandeln, das für Menschen krebserregend sein kann. Sun Look ändert nun die Rezeptur (siehe Box «Stellungnahmen»).

So wurde getestet

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Das deutsche Labor Dr. Wirts + Partner prüfte für den K-Tipp und die TV-Sendung «Kassensturz» 14 wasserfeste Sonnencremes für empfindliche Haut mit Lichtschutzfaktor 50 und 50+. Zehn Produkte enthielten chemische UV-Filter, vier Produkte mineralische UV-Filter ohne Nanoteilchen. Das Labor suchte nach folgenden Inhaltsstoffen:

  • Allergene Duftstoffe: Sie können bei empfindlichen Personen Kontaktekzeme, Bläschen und offene Wunden verursachen. Die Stoffe müssen bei Sonnencremes ab 10 Milligramm pro Kilo deklariert sein.
  • Stoffe, welche die Hautbarriere schwächen: PEG, PEG-Derivate und EDTA dienen als Stabilisatoren und Bindemittel. Sie machen die Haut durchlässig für Fremdstoffe.
  • Konservierungsstoffe: Formaldehyd kann Augen, Haut und Atemwege reizen und gilt als erbgutverändernd. Butylhydroxytoluol (BHT) und Butylhydroxyanisol (BHA) können über die Haut in den Körper gelangen. Die beiden Stoffe stehen im Verdacht, hormonell zu wirken.
  • Chemische UV-Filter: Das Labor suchte nach 17 kritischen UV-Filtern.

Die Testsieger: Mineralische Cremes ohne Nano

Die Bestnote 6 im Test erhalten drei mineralische Sonnencremes, die ohne Nano auskommen: Laboratoires de Biarritz mit Sonnenmilch Alga Maris Bio (Zinkoxid und Titanoxid), Eco Cosmetics mit Neutral Sonnenlotion Bio (Titanoxid) sowie Salt & Stone Natural Mineral Sunscreen Lotion (mit Zinkoxid). Nano-Teilchen verhindern bei mineralischen Cremes eine weisse Schicht auf der Haut. Diese Teilchen stehen jedoch in Verdacht, sich negativ auf Wasserlebewesen auszuwirken.

Diese wasserschädigenden UV-Filter meiden:

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  • Amiloxat (Isoamyl p-Methoxycinnamate)
  • Avobenzon (Butyl Methoxydibenzoylmethane)
  • EHD-PABA (Ethylhexyl Dimethyl-PABA)
  • Enzacamen (4-Methylbenzylidene Camphor)
  • Homosalat (Homomenthylsalicylat)
  • Octinoxat (Ethylhexyl Methoxycinnamate)
  • Octisalat (2-Ethylhexyl Salicylate)
  • Octocrylen (2-Ethylhexyl 2-Cyano-3,3-diphenylacrylate)
  • Oxybenzon (Benzophenone-3)
  • PABA (4-Aminobenzoesäure)

*gemäss Datenbank des Deutschen Umweltbundesamtes

 

Wir raten dringend, eine Umweltprüfung einzuführen für die Aufnahme der Substanzen in den Anhang der Kosmetikverordnung.
Autor: Alexandra Kroll Oekotoxzentrum

Umwelt spielt bei Kosmetik-Zulassung keine Rolle

Kritisch für Mensch und Umwelt sind vor allem sogenannte chemische Filter. Ihre Auswirkung auf die Umwelt ist noch nicht breit erforscht. Dies liegt unter anderem daran, dass bei der Zulassung der Filter in kosmetischen Stoffen nur die Unbedenklichkeit für Menschen geprüft wird. Hersteller von Cremes müssen keine umwelttoxikologischen Daten liefern.

So wirken mineralische und chemische Filter

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  • Mineralische Filter reflektieren die einfallenden UV-Strahlen.
  • Chemische Filter dagegen wandeln sie in Wärme um.
  • In beiden Fällen schützen sie die Haut unter der Creme vor schädlichen UV-Strahlen.

Die Umweltwissenschaftlerin Alexandra Kroll vom Oekotoxzentrum fordert ein Umdenken: «Wir raten dringend, eine Umweltprüfung einzuführen für die Aufnahme der Substanzen in den Anhang der Kosmetikverordnung.»

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Es gibt keine «gesunde Bräune»
aus Espresso vom 21.06.2023. Bild: Imago Images / MiS
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Es gibt Substanzen, die bei in europäischen Gewässern gemessenen Konzentrationen Fische und kleine Krebstiere gefährden. Alexandra Kroll hat am Geschinersee im Wallis während des Bundes-Pfadilagers festgestellt, dass trotz vorgängigem Duschen nachweisbare Mengen von UV-Filter in das Gewässer abgewaschen wurden.

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Alexandra Kroll, Umweltwissenschaftlerin Oekotoxzentrum: «Will man Gewässer schützen, sollte man Produkte mit entsprechendem Label verwenden. Das bedeutet aber nicht, dass alle Organismen automatisch sicher sind»
Aus Kassensturz vom 14.06.2023.
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Kritische PEG und EDTA

Dazu kommt: In sieben Sonnencremes wurden PEG und EDTA gefunden. Diese Konservierungsmittel machen die menschliche Haut durchlässiger und damit für Umwelteinflüsse empfindlicher. Nur Ambre Solaire Sensitive Expert, Ultrasun Extreme und Daylong Sensitive kommen ohne aus, ebenso die vier mineralischen Sonnencremes.

«Kassensturz» ist an Ihrer Meinung interessiert

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Für Allergiker heikel: Duftstoffe. Claudia Lang, Ärztin am Unispital Zürich rät: «Wer weiss, dass eine Allergie auf einen Duftstoff besteht, muss Produkte auswählen, in denen keine Duftstoffe drin sind.» Die Creme von Speick enthielt in geringer Menge einen nicht deklarierten Duftstoff. Der Hersteller sagt, er werde als Konservierungsmittel eingesetzt.

Das sagen die Hersteller zu den Resultaten:

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Sun Look: (SCHLECHT)
Aktuell arbeiten wir an der Umformulierung des Artikels, welcher in Kürze u.a. ohne Octocrylene und ohne EDTA erhältlich sein wird. 

Collistar: (UNGENUEGEND)
Die Ergebnisse entsprechen auf jeden Fall, im Bezug auf Menge der verwendeten Inhaltsstoffe sowie deren Auswahl den gesetzlichen Richtlinien und Anforderungen.

Es scheint uns in diesem Kontext wichtig, dass die gesetzlichen Richtwerte berücksichtigt sind und somit die Anforderungen des Gesetzgebers korrekt umgesetzt wurden.

Bei Sonnenschutzcremes spielen vor allem auch die unterschiedlichen Texturen immer wieder eine relevante Rolle, welche auf die verwendeten Filter und Inhaltsstoffe einen wichtigen Bezug haben.

 Nivea Sun und Eucerin: (UNGENUEGEND):
Unsere Produkte sind alle konform mit EU- und CH-Richtlinien, unterliegen strengen toxikologischen Sicherheitsbewertungen und werden intensiv in diversen Studien auch an empfindlicher Haut getestet. Wir haben bei der Entwicklung sowohl die Umwelt als auch die Sicherheit der Verbraucher im Blick und bieten hier Produkte an, das beiden Kriterien gleichermassen gerecht wird.

 Louis Widmer: (UNGENUEGEND)
Wir sind nicht mit allen Beurteilungen einverstanden. In Abstimmung mit unserem Branchenverband SKW haben wir zu einigen der Filter eine andere Einstufung durch die ECHA vorliegen:

  • o   DHHB (CAS 302776-68-7): Von der ECHA als nicht-umwelttoxikologisch klassifiziert und auch nicht in einer Dossierevaluierung, bzw. auf der CoRAP Liste zur Abklärung eines weiteren Bedenkens.
  • o   Iscotriniziol (154702-15-5): Von der ECHA als nicht-umwelttoxikologisch klassifiziert und auch nicht in einer Dossierevaluierung, bzw. auf der CoRAP Liste zur Abklärung eines weiteren Bedenkens.
  • o   Tinosorb M: Auch die Sicherheit der Nano-Form wurde experimentell bestätigt. Das Produkt wurde von der ECHA nicht eingestuft.

Ebenfalls nicht einverstanden sind wir mit der Abwertung der Nano-Form von Methylen-bis-benzotriazolyltetramethylbutylphenol (Tinosorb M). Alle toxikologischen und umwelttoxikologischen Abklärungen zu diesem Stoff wurden in der nano-Form durchgeführt. Die Sicherheit der Nano-Form ist damit bestätigt.

  • Im Weiteren möchten wir sie darauf hinweisen, dass die mineralischen Filter in Ihrer Beurteilung fehlen.
  • Der wichtigste Aspekt, die Sonnenschutzwirkung, wurde leider nicht überprüft. Gerade hier versagen die mineralischen Produkte oftmals, sowohl im UVB- wie auch im UVA-Schutz.

Sherpa Tensing (UNGENUEGEND):
Das getestete Produkt entspricht nicht der aktuellsten Produktvariante. Die Rezeptur wurde im 2022 überarbeitet und ist seither frei von EDTA und Ethylhexyl Salicylate.

Die Rezeptur des getesteten Produkt Sherpa Tensing Sensitive Sun Milk SPF 50 – Body Care & Protect entspricht den geltenden gesetzlichen Vorgaben. Das wurde im Test so bestätigt. Das Produkt wurde speziell für empfindliche Haut entwickelt. Es wurden keine Allergene gefunden.

Alle gefundenen Komponenten sind korrekt auf der Verpackung deklariert und mit den festgelegten Höchstkonzentrationen in Sonnenschutzmitteln zugelassen. Sie entsprechen den Vorgaben der Kosmetikverordnung.

Alle unsere kosmetischen Produkte werden von unabhängigen Sicherheitsbewertern geprüft, so wie dies die Kosmetikverordnung vorschreibt und für sicher beurteilt.

Kassensturz, 20.06.23 / 21:05 Uhr

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