Die 23-jährige Tochter von Daniela Hebeisen wollte ihren Grosseltern ein Geschenk machen: ein neues Etagenbett für ihr Ferienhaus. Quasi als Dank für die vielen schönen Stunden, die sie dort verbracht hatte. Sie bestellte beim Möbelhaus Lipo ein Kajütenbett für 400 statt für 600 Franken. In diesem Preis nicht inklusive waren die beiden Lattenroste. Diese bestellte sie nachträglich per Mail – für nochmals rund 100 Franken.
Drei Mal Lieferkosten – für eine Lieferung
Als vier Wochen später der Lieferwagen eintraf und Mutter und Tochter die Abrechnung prüften, waren sie verblüfft: Die Lieferkosten wurden gleich drei Mal verrechnet. Rund 50 Franken fürs Etagenbett und für die beiden Lattenroste je 38 Franken. Macht insgesamt 125 Franken.
Seltsam, findet Daniela Hebeisen: «Normalerweise bezahlt man nur einmal für die Lieferung. Jedenfalls, wenn das Möbelgeschäft nicht mehrmals fahren muss. Und Lipo musste für unsere Lieferung nur einmal fahren, der Lieferwagen wurde nur einmal beladen.»
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Lieferkosten pro Stück statt Pauschale
Daniela Hebeisen fragt deshalb bei Lipo nach. Und erhält zur Antwort: «Das ist bei uns so.» Tatsächlich: Lipo arbeitet bei den Lieferkosten mit einem anderen System als die meisten Möbelhäuser. Anstatt einer Pauschale verlangt der Billiganbieter Lieferkosten pro Stück. Geschäftsleitungsmitglied Alexander Dischö sagt, man sei da aber sehr transparent: «Bei einer Onlinebestellung und in den Filialen wird man transparent über unsere Lieferbedingungen informiert. Versteckte Kosten kommen auf niemanden zu.»
Im Fall von Daniela Hebeisen wohl doch. Weil sie die beiden Lattenroste per E-Mail dazu bestellte, wusste sie nichts von den zusätzlichen Lieferkosten. Sagt sie. Lipo hingegen behauptet, man habe das der Kundin per Telefon mitgeteilt. Da steht Aussage gegen Aussage.
«System Lipo» hat auch Vorteile
Die Lieferkosten pro Stück statt als Pauschale zu verlangen, kann für Kunden durchaus auch Vorteile haben: Wenn man nur ein oder zwei Stück bestellt, fährt man bei den Lieferkosten wohl günstiger als bei den meisten anderen Möbelhändlern.
Problematisch: Keine Obergrenze
Doch wer mehrere Artikel bestellt oder gar ein ganzes Kinderzimmer, hat beim «Lipo-System» das Nachsehen. «Espresso» rechnet nach: Im Falle einer Kinderzimmereinrichtung – mit Bett, Schrank, Nachttisch und Pult – kommt man auf über 200 Franken Liefergebühren. Kommt noch eine Kommode und ein Sessel dazu, ist man bei Lipo schon bei über 300 Franken Lieferkosten. Eine Obergrenze existiert nicht.
Bei Grosseinkauf ist Pauschale günstiger
Besser fährt da, wer bei einem Möbelhaus mit Lieferpauschale einkauft. Gemäss einer Umfrage des SRF-Konsumentenmagazins «Espresso» bezahlt man bei den Grossen der Branche – Migros, Ikea, Interio und Möbel Pfister – zwischen 100 und 120 Franken. Egal, wie viele Möbel man sich liefern lässt.
«Lipo-System» auch bei Toptip, Lumimart und Conforama
Beim französischen Möbelhaus Maisons du Monde sind es sogar bloss zwischen 6 und 90 Franken. Einzig Toptip und Lumimart von Coop und Conforama kennen ein ähnliches System wie Lipo. Auch sie berechnen die Lieferkosten pro Stück. Mit einem Unterschied: Bei den beiden Coop-Unternehmen gibt es eine Obergrenze von 299 Franken.