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«Business Academy» macht weiter
Aus Kassensturz vom 30.08.2011.
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Arbeit «Business Academy» macht weiter

«Business Academy» verkauft überteuerte Weiterbildungspakete. Die Firma steht im Verdacht, ein illegales Schneeballsystem zu betreiben. Jetzt hat erneut ein Gericht die Verkaufsverträge für ungültig erklärt. «Business Academy» kümmert das wenig: Sie macht weiter unter dem neuen Namen «Eternicom».

Kassensturz berichtete bereits mehrere Male über die üble Masche der Firma Business Academy. Trotzdem erreichen Kassensturz Woche für Woche Hilferufe neuer Opfer. Die «Business Acdademy» hat ihren Namen geändert, sie heisst jetzt «Eternicom». Die Mitglieder finden immer neue Wege, ihre Opfer in die Falle zu locken.

Bei Caroline Roost war es via Facebook: «Chancengeber Fischer» schickte eine Freundschaftsanfrage. Hinter dem Pseudonym steckte Oli. Er umgarnte die 49-jährige im Chat und versprach ihr einen lukrativen Nebenverdienst: «Zuerst sagte ich nein, dann wurde ich neugierig. Er sagte, ich soll einfach mal mitkommen», erinnert sich Roost. Shapol Ahmed war arbeitslos. Jemand meldete sich telefonisch auf sein Stelleninserat und lud ihn zu einem Vorstellungsgespräch ein.

Kurse haben zweifelhaften Wert

Beide landeten an einer Informationsveranstaltung der Firma «Eternicom». Sie unterschrieben nach einer stundenlangen Gehirnwäsche einen Kaufvertrag für ein Weiterbildungspaket. Statt Geld zu verdienen, sollen sie 8800 Franken bezahlen.

Diese Weiterbildung sei das Geld nicht wert und nutzlos, sagt Elsbeth Hunziker. Sie besuchte eines der Seminare: «Die Banalitäten, die uns da erzählt worden sind, die lernt man schon in der Schule und auch in der Berufsschule.»

Hunziker wollte vom Vertrag zurücktreten. Dann kam der Zahlungsbefehl. «Business Academy» oder jetzt «Eternicom» lassen niemanden gratis aussteigen. Sobald jemand den Vertrag unterschrieben hat, fordert ihre Inkassofirma «Fairpay Geld» - auch für nicht besuchte Seminare.

Inkassofirma bedrängt Aussteiger

Bereits vor sechs Jahren berichtete Kassensturz über Business Academy und besuchte mit versteckter Kamera einen Infoabend. Der Verdacht: Die Firma betreibt ein illegales Schneeballsystem. Drei Jahre später schleuste sich ein Kassensturz-Redaktor ein. Er liess die stundenlangen Vorträge und Einzelgespräche über sich ergehen und spürte, wie die Vermittler Druck ausüben.

Jetzt spielte jemand «Kassensturz» verdeckte Tonaufnahmen eines Infoabends der «Eternicom» zu. «Kassensturz»-Redaktor Philippe Odermatt hört sie sich an und bestätigt: «Eternicom» funktioniert nach dem exakt gleichen Muster wie die «Business Academy». «Es ist sehr manipulativ, es wird viel Geld versprochen und praktisch nicht gesagt, dass man viel zahlen muss.»

Geld verdienen kann nur, wer andere dazu bringt, den Kaufvertrag zu unterschreiben. Pro Neukunden gibt es mindestens 1000 Franken Provision. Wer fleissig ist, steigt in der Pyramide auf.

Dieses Vorgehen entspricht einem illegalen Schneeballsystem. Endlich steht das jetzt klipp und klar in einem aktuellen Gerichtsurteil. Anwalt Adrian Gmür hat ein Business Academy-Opfer vertreten, das betrieben worden ist. 

Gerichte bestätigen Schneeballsystem

Das Urteil des Bezirksgerichts Wil: Der Kaufvertrag ist ungültig, die Forderung besteht nicht. «Das Gericht hat entschieden, dass die ganze Veranstaltung ein illegales Schneeballsystem sei und dass das der Verkauf des Weiterbildungspaket ein blosses Tarngeschäft sei und viel zu teuer», so Gmür. Auch die nächste Instanz, das Kantonsgericht St. Gallen bestätigte dieses Urteil.

«Niemand wird gezwungen»

«Eternicom» findet das Gerichtsurteil «absolut unzutreffend und unhaltbar», wie die Firma «Kassensturz »schreibt. Es gebe «eine Reihe von neuer Entscheide», die das Urteil relativieren würden.

In der Stellungnahme schreibt «Eternicom» zudem: «Es werden absolut keine Versprechungen betreffend Verdienst gemacht, die Rede ist stets von einer Möglichkeit. Niemand werde gezwungen, den Vertrag zu unterschreiben. Will jemand lediglich als Agent tätig werden, so besteht auch diese Möglichkeit.» «Kassensturz» bezweifelt das.

Es wird Zeit, dass die Gerichte die Machenschaften der Business Academy und Eternicom stoppen. Momentan prüft die Zürcher Staatsanwaltschaft, ob die Verkaufsmethoden gegen Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb verstosse. «Kassensturz» bleibt dran.

Merkblatt mit Musterbrief

Falls sie schon Angebote von Eternicom/ Business Academy gebucht haben, erfahren Sie hier, wie sie davon zurücktreten können. Die Stiftung für Konsumentenschutz bietet zusammen mit «Kassensturz» ein Merkblatt zum Herunterladen an. Enthalten sind auch ein Musterbrief, wie sie den Vertragsabschluss widerrufen können und wie sie gezahlte Kursbeiträge mit einer Betreibung zurückfordern können.

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