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Arbeit Tankwarte werden ausgenutzt

An gewissen Shell-Tankstellen mit Migrolino-Shop verdienen Tankwarte zum Teil unter 2000.- Franken im Monat. «Kassensturz» fragte auch andere Mineralölgesellschaften: Wie halten Sie es mit den Löhnen? Das Resultat ist ernüchternd.

Die Schweizer Gewerkschaften kämpfen seit längerem für einen Mindestlohn von 4500.- Franken. Darum überraschte viele Zuschauer umso mehr, dass an Tankstellen Löhne von unter 2000.- Franken möglich sind («Kassensturz»- Beitrag vom 21.06.2011). «Dass Shell die Verantwortung von sich weist, ist einfach nur peinlich für solch einen Konzern und zeugt von einer beschämenden Firmenkultur,» schreibt ein Zuschauer im Forum des «Kassensturz».

Die beiden grössten Detailhändler nehmen ihre soziale Verantwortung nicht zu wenig wahr: Wie Migros macht auch Coop den Betreibern der Tankstellenshops «Coop Pronto» keine verbindlichen Vorschriften bezüglich minimaler Entlöhnung der Mitarbeiter. Alle 213 «Coop Pronto»-Läden werden von selbstständigen Unternehmern im Franchise-System geführt. 179 haben dazu auch eine Tankstelle. Der sonst gültige Coop-Gesamtarbeitsvertrag gilt somit an den Benzinverkaufsstellen nicht.

Die Coop Mineralöl AG schreibt «Kassensturz», dass sie den Franchisenehmern «Empfehlungen in Bezug auf Anstellungsbedingungen für ihre Mitarbeiter abgebe. Insbesondere was Lohn, Ferienanspruch, Wochenarbeitszeit und Mutterschaftsurlaub angehe.» Diese Empfehlungen «sollen sich stark an die Anstellungsbedingungen von Coop anlehnen».

Kein Ölkonzern mit Mindestlohn

Esso möchte «keine konkreten Zahlen» zur Entlöhnung seiner Tankwarte nennen. Der amerikanische Mineralölkonzern betreibt seine 24 Schweizer Tankstellen-Shops alle selbst, nicht im Franchise-System.

Von den 160 BP-Tankstellen mit Shops werden 65 von selbstständigen Unternehmern betrieben. BP gibt diesen ein Budget vor. Der Franchise-Partner lege die Arbeitsbedingungen der Tankwarte und Tankwartinnen selber fest, teilt BP mit.

Ähnlich delegiert Avia die wirtschaftlichen und arbeitsrechtlichen Entscheidungen: Von den rund 700 Avia-Tankstellen haben etwas 100 einen Shop. Avia ist jedoch kein globaler Konzern, sondern ein genossenschaftlicher Zusammenschluss von unabhängigen Schweizer Öl-Importeuren. Gemäss eigenen Angaben hat sich Avia hohen qualitativen und ethischen Grundsätzen verpflichtet. Dennoch macht Avia auf Anfrage keine Angaben zu Richtlinien bezüglich Löhnen oder Wochenarbeitszeiten.

Keinen Einfluss auf Mindestarbeitszeiten und -Lohn macht auch die libysches Benzin verkaufende Tamoil. Sie verweist auf ihre selbständigen Pächter, welche das Personal rekrutierten und verwalteten. Von den 125 Tamoil-Tankstellen in der Schweiz haben 34 einen Spar- oder Avec-Tankstellenshop. Diese sind alle im Franchise-System geführt.

Die 110 Agip–Tankstellen in der Schweiz funktionierten nicht nach dem Franchising-System. Sie seien aber mit diesem Modell vergleichbar, schreibt Agip dem "Kassensturz". Auch der italienische Mineralölverkäufer mit dem sechsbeinigen Hund im Logo macht keine Angaben zu Löhnen und Arbeitszeiten.

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