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Zeitungsverträger: So schlecht zahlt die Post
Aus Kassensturz vom 18.12.2012.
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Arbeit Zeitungsverträger: So schlecht zahlt die Post

Zeitungsverträger sind bei jedem Wetter im Dunkeln unterwegs, damit die Abonnenten ihre Zeitung vor dem Frühstück im Briefkasten haben. Ihr Lohn ist unverschämt tief. Der Vertrieb ist fest in der Hand der Post.

Kurz vor fünf am Morgen, die Temperatur ist eisig. Vor Zeitungsverträger Jeremy Bourg liegen mehrere Kilometer Fussmarsch. Die Arbeit ist anstrengend, der Lohn tief.  

Minimaler Stundenlohn

Die Post-Tochter Presto bezahlt Bourg einen Stundenlohn von lediglich 16.80 Franken. Dazu erhält er eine Zulage von 10 Prozent. Jeremy Bourg kommt so auf 18.50 Franken pro Stunde, brutto. «Das ist inakzeptabel. So kann es nicht weitergehen», kritisiert Bourg. 

Kritik wird laut

Die tiefen Löhne der Presto  stehen jetzt in der Kritik - auch von unerwarteter Seite: dem Zeitungsverlag «Bote der Urschweiz» in Schwyz. Verleger Hugo Triner hat die Löhne der Frühzusteller untersuchen lassen. Fazit: Sie verdienen 20 bis 30 Prozent weniger als Mitarbeiter der Post oder der Grossverteiler mit Mindestlöhnen. Selbst Hausangestellte verdienen mehr. Triner kritisiert gegenüber «Kassensturz», dass ausgerechnet die Post solch tiefe Löhne zulässt: «Das kann doch nicht sein, dass Angestellte in einer Tochtergesellschaft so viel weniger verdienen.»

Bereits 2009 berichtete «Kassensturz» über den Unmut derZeitungsverträger. Damals kürzte ihr Arbeitgeber, die Zustellorganisation Zuvo, die Löhne kurzerhand um rund 25 Prozent. Dann verkauften die Verlage Tamedia und NZZ die Zuvo an die Post. Heute arbeiten rund 10'000 Zeitungsverträger bei der Post-Tochter Presto.

Gewerkschaft findet Löhne skandalös

Post-Sprecher Oliver Flüeler betont, dass die Presto als einziges Unternehmen in der Zustellungs-Branche ein Gesamtarbeitsvertrag habe. «Dafür wurden wir von Bundesrat und Parlament gelobt», erklärt Flüeler. Der Durchschnittslohn der Presto-Zeitungsverträger betrage 22 Franken unter der Woche. 

Doch die Post zählt auch Ferienzulagen zu diesem Lohn. Das sei falsch, kritisiert Fritz Gurtner von der Gewerkschaft Syndicom. Der Durschnittslohn sei deshalb tiefer. Zudem sinke er ständig, weil neue Verträger zu Tiefstlöhnen angestellt würden. Gurtner sagt: «Es ist skandalös, dass die Post keine anständigen Löhne zählt.»

Zeitungsverlage müssten mehr bezahlen

Die Post erklärt gegenüber «Kassensturz», sie mache mit ihrer Tochtergesellschaft Presto keine Gewinne. Damit sie den Zeitungsverträgern höhere Löhne bezahlen könne, müssten die Zeitungsverlage bereit sein, mehr zu bezahlen für die Frühzustellung. Verleger Hugo Triner vom «Boten der Urschweiz» wäre dazu bereit . Die Tamedia sagt, sie habe auf die Löhne der Presto keinen Einfluss. Der NZZ-Verlag will dazu keine Stellung nehmen. 

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