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Familie und Freizeit Steckdosen: Weltweiter Wildwuchs

Von wegen «weltweite Vernetzung» und «Globalisierung»: Mit einem dreipoligen Schweizer Netzstecker kommt man schon in den Nachbarländern nicht weiter. Das Problem ist seit rund 100 Jahren bekannt und bleibt trotz mehrerer Anläufe ungelöst.

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Steckdosen: Weltweiter Wildwuchs
aus Espresso vom 24.07.2013. Bild: Colourbox
abspielen. Laufzeit 4 Minuten.

Wer im Ausland seinen Laptop oder ein anderes Gerät mit dreipoligem Stecker einstecken will, schafft das nicht ohne Adapter. Bei den Steckdosen herrscht weltweiter Wildwuchs. Immer noch, muss man sagen. Denn Fachleute erkannten das Problem bereits 1904!

Elektrizität war damals die grosse neue Sache – auch an der Weltausstellung in St. Louis (USA): Wissenschaftler aus der ganzen Welt wollten dort ihre Elektrogeräte präsentieren. Und sie stellten rasch fest, dass sie mit ganz verschiedenen Steckern und Spannungen arbeiteten. Die einen mit Gleichstrom, die anderen mit Wechselstrom. «Sie realisierten zum ersten Mal, dass Standards für Elektrogeräte dringend nötig waren», heisst es in der Geschichte der Internationalen Elektrotechnik-Kommission (IEC). Die IEC kümmert sich bis heute um internationale Elektro-Standards.

Früher liess man Geräte daheim

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Die 1906 gegründete IEC wandte sich relativ spät den Haushalts-Steckdosen zu. Den Grund kennt Josef Schmucki vom Fachverband Electrosuisse, der Schweizer Vertretung in der IEC: «Man reiste damals viel weniger – und wenn schon, dann kaum mit elektrischen Geräten. Die heutigen Bedürfnisse gab es damals also noch gar nicht.»

Als sich die Elektrotechnik-Kommission nach dem Zweiten Weltkrieg dann doch noch für einheitliche Haushalts-Steckdosen einsetzen wollte, war es bereits zu spät: Die Stromnetze in den verschiedenen Ländern waren gebaut – mit verschiedenen Steckdosen. Der Versuch, in den 1980er-Jahren einen internationalen Standard-Stecker zu etablieren, scheiterte ebenso wie die Idee, wenigstens einen einheitlichen Dreipol-Stecker für Europa zu definieren.

Zweipol-Stecker passen europaweit

Immerhin: Stecker mit nur zwei Stiften passen in ganz Europa – mit Ausnahme des Vereinigten Königreichs. Da liegt eine vermeintlich simple Lösung nahe, die allerdings sehr gefährlich ist: Sägt man bei einem Stecker mit drei Stiften einfach den mittleren Stift ab, passt der Stecker zwar europaweit. Aber Josef Schmucki warnt eindringlich: «Damit beseitigen Sie den wichtigsten Schutz vor einer Elektrisierung. Und eine Elektrisierung kann zum Tod führen. Ich würde das niemals tun.»

Vor Reisen lohnt es sich auf jeden Fall, einen Blick auf die Stecker seiner Geräte zu werfen – und auf die Informationen über die Stromversorgung im Reiseland.

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