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Post: Späte Einsicht
Aus Kassensturz vom 21.10.2003.
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Geld Leck bei Post und Bank

Weil Post und Bank schlampten, konnten Unbekannte die gesamten Ersparnisse von Jörg Schär plündern. Dank Kassensturz hat der Angestellte sein Geld wieder.

Am 8. März 2000 sitzt der Ostermundiger Gemeindeangestellte Hans-Jörg Schär im Flugzeug nach Mauritius. Gleichzeitig bestellt ein Unbekannter bei der Berner Kantonalbank (BEKB) eine EC-Karte und behauptet, er sei Hans-Jörg Schär. Eine Woche später - der richtige Jörg Schär weilt immer noch in den Ferien - stielt der Unbekannte die Bancomatkarte samt Abholungseinladung für einen eingeschriebenen Brief mit dem Sicherheitscode zur EC-Karte aus Schärs Briefkasten. Ein ganzes Jahr lang geschieht nichts.

Am 4. März 2001 fliegt Schär erneut nach Mauritius. Das ist der einzige Luxus, den sich der Gemeindeangestellte regelmässig gönnt. Ansonsten lebt der unverheiratete Mann bescheiden. Doch nur einen Tag nach seinem Abflug überstürzen sich zu Hause die Ereignisse: Wieder ruft ein Unbekannter bei der BEKB an, gibt sich als Hans-Jörg Schär aus und erteilt den Auftrag, alle Wertschriften zu verkaufen und das Geld aufs Sparkonto zu transferieren.

Zahlungsauftrag mit Schablonen gefälscht

 Die Wertschriften hatte Schärs Mutter vor über zwanzig Jahren für ihren Sohn angelegt, als er noch in die Lehre ging. 45'000 Franken wechseln so aufs Sparkonto derselben Bank. Der Unbekannte hat es auch auf das Geld von Schärs Post-Konto abgesehen: Mit Schablonen fälscht er einen Zahlungsauftrag und versieht ihn mit Schärs Unterschrift. Die Post merkt nichts von der Fälschung: Von Schärs Post-Konto wechseln 20'000 Franken zur BEKB. Jetzt liegt alles Geld - 65'000 Franken - auf demselben Konto. Ausgerüstet mit der vor einem Jahr bestellten EC-Karte samt Code starten der oder die Gauner einen Plünderungszug auf Schärs Konto: Während zwanzig Tagen heben sie täglich 3000 Franken ab. Weil sie das ausschliesslich bei Bancomaten der BEKB tun, umgehen die Gauner die bei EC-Bezügen übliche Bezugslimite von monatlich 10'000 Franken.

Als Hans-Jörg Schär am 26. März 2001 von den Ferien zurückkommt, ist er um 57'000 Franken ärmer. Es kommt noch schlimmer: "Die Polizei hat zuerst gedacht, ich hätte das selber inszeniert", erinnert sich Schär. Ein zweiter Fall entlastet Schär: Auch da bereiteten Unbekannte die Tat während eines Jahres vor, auch da gab es manipulierte Geldüberweisungen, auch da schafften es Gauner, die Ausweiskontrolle der Post zu umgehen. Die BEKB hat inzwischen gehandelt und die Sicherheitsmechanismen verbessert. Kunden können mit der Bank für telefonische Aufträge ab 1.10. ein zusätzliches Passwort vereinbaren.

Die Berner Kantonalbank erklärt sich bereit, Hansjörg Schär 30'000 Franken zurückzuerstatten. Die Post hingegen will lediglich Hansjörg Schär den nächsten Urlaub auf Mauritius finanzieren. Alex Josty: "Es ist eine tragische Geschichte. Aber: Wir haben keinen Fehler begangen und können deshalb auch kein Geld zurück zahlen."

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