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Gesundheit Impfzwang an Hochschulen?

Bisher gibt es in der Schweiz kein Impfobligatorium. Umso verwunderlicher, dass eine Zürcher Fachhochschule für Physiotherapeuten im Anmeldeformular schreibt, impfen sei für Schüler «obligatorisch».

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Impfzwang an Schweizer Hochschulen?
aus Espresso vom 23.09.2013. Bild: Keystone
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Eine «Espresso»-Hörerin wollte sich bei der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften (ZHAW) im Departement Gesundheit anmelden und liess wegen des «Impfobligatoriums» alle Impfungen machen, die ihr noch fehlten.

Von der ersten Keuchhustenimpfung hatte sie starke Nebenwirkungen, weshalb sie keine zweite machen wollte. Ihr Dilemma: In der Informationsbroschüre der ZHAW hiess es, sie müsse noch vor Beginn des Studiums als Physiotherapeutin alle Impfungen gemacht haben.

Empfehlungen beim BAG zum Schutz von Patienten

Auf der Internetseite des Bundesamts für Gesundheit (BAG) gibt es Empfehlungen, welche Impfungen Leute machen sollten, die in einem Gesundheitsberuf arbeiten.

«Es handelt sich um übertragbare Krankheiten. Ein Arbeitgeber kann verlangen, dass das Gesundheitspersonal dagegen geimpft ist, um keinen Patienten zu gefährden», sagt Daniel Koch, Leiter Abteilung übertragbare Krankheiten beim BAG.

Und weiter: Von einem Impfzwang könne man trotz allem nicht reden. Schülern, die sich nicht impfen lassen wollen, rät Daniel Koch, mit der Schulleitung das Gespräch zu suchen.

SUVA will Arbeitnehmer schützen

Weniger klar sind die Aussagen bei der Unfallversicherung SUVA, deren Impfbroschüre die Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften als Richtlinie nimmt. Auf Seite 4 wird noch von «Empfehlungen» gesprochen.

Weiter hinten, auf Seite 13 heisst es dann allerdings: «Jeder Betreiber einer Gesundheitsinstitution ist verpflichtet, bei den Arbeitnehmenden für den notwendigen Impfschutz zu sorgen.» Im Unterschied zum BAG geht es der SUVA aber nicht um den Schutz der Patienten, sondern um den Schutz der Arbeitnehmenden.

Obligatorisch oder nicht? Die Frage bleibt nach Lektüre der SUVA-Broschüre offen. «Das ist tatsächlich widersprüchlich», gibt Brigitte Merz, Arbeitsärztin bei der SUVA zu. Die Broschüre werde allerdings im Moment überarbeitet, so dass klar werde, was gilt.

Das Arbeitsgesetz verlangt, dass Arbeitgeber ihren Angestellten gewisse Impfungen anbieten. Und Brigitte Merz empfiehlt den Angestellten in einem Gesundheitsberuf, dieses Angebot anzunehmen.

ZHAW will erfolgreiches Studium garantieren

Das gleiche sagt auch José Santos, ZHAW-Kommunikationsbeauftragter bei der Abteilung Gesundheit. Der Grund: Wenn ein ungeimpfter Student eine Praktikumsstelle suche, werde es schwierig. In den Hörsaal sitzen könnten natürlich auch ungeimpfte Leute. Aber die Fachhochschule helfe bei der Suche einer Praktikumsstelle und mache auch den entsprechenden Vertrag.

«Deshalb müssen wir die Praktikumsstellen informieren, wenn jemand nicht geimpft ist», so Santos. In Einzelfällen ist die ZHAW aber offenbar bereit, es zu probieren. So hat auch die «Espresso»-Hörerin Mitte September ihr Studium als Physiotherapeutin angefangen, trotz fehlender Impfung.

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