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Neuer Fall Meyer-Fürst: Operierte Ohren starben ab
Aus Kassensturz vom 10.02.2015.
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Gesundheit Neuer Fall Meyer-Fürst: Patientin verfaulten operierte Ohren

Nach «Kassensturz»-Recherchen verbietet der Kanton Zürich dem Schönheits-Chirurgen Peter Meyer-Fürst vorsorglich das Operieren. Für eine junge Frau kommt das zu spät: Nach einer Ohrenkorrektur bei Meyer-Fürst sind ihr Teile beider Ohren abgestorben. «Doktor Meyer-Fürst hat mein Leben zerstört»

Sie wollte ihre abstehenden Ohren korrigieren und suchte im Internet unter den Stichworten «Schönheitsklinik» und «Zürich» nach einem geeigneten Chirurgen. In der «Tagesklinik am Bellevue» wurde sie dem Schönheitschirurgen Peter Meyer zugewiesen.

«Man sagte mir, er sei ein Superarzt», erinnert sich Natascha N.*. Sie möchte ihre Identität nicht preisgeben. Zu gross ist ihre Scham. Von Meyer-Fürsts Vorgeschichte wusste Frau N. nichts. Er nennt sich auf der Homepage unverfänglich «Peter Meyer».

Eine Ohrenkorrektur ist keine grosse Sache. Doch in ihrem Fall hat der Eingriff gravierende Konsequenzen: Teile beider Ohren starben ab. Beim Linken fehlt sogar die Hälfte der Ohrmuschel.

Ohr mit schwarzen verfaulten Stellen.
Legende: Schreckliches Zeugnis einer misslungenen Operation. SRF

Natascha N. ist jetzt bei Professor Pietro Giovanoli an der Universitätsklinik Zürich in Behandlung. «Im Rahmen einer Ohrenkorrektur habe ich das in meiner Laufbahn noch nie gesehen», sagt der Plastische Chirurg, eine Koryphäe auf dem Gebiet der rekonstruktiven Chirurgie.

«Er sagte, dass sei normal»

Nach dem Eingriff Ende Oktober 2014 musste Natascha N. einen Kopfverband tragen. «Er war mir viel zu eng, ich habe das direkt nach dem Eingriff mehrmals gesagt», erzählt Natascha N. Ein Druckverband sei zwar üblich, sagt Professor Pietro Giovanoli. «Ich denke aber, dass er in ihrem Fall viel zu stark war.» Was Natascha N. nicht realisierte: Ihr starben unter dem Druckverband die Ohren ab.

Stellungsnahme

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Der Zürcher Gesundheits-Direktor Thomas Heiniger sagt, wieso das OP-Verbot für Meyer-Fürst erst jetzt kam. Zum Artikel

Meyer-Fürst habe nicht gewollt, dass sie den Verband entferne. «Er sagte, ich dürfe die Ohren nicht anschauen, nicht, dass ich einen Schock bekomme», erzählt Natascha N. «Schliesslich habe ich darauf bestanden. Es sah schlimm aus, aber er meinte, das sei normal.»

«Parfum gegen stinkende Ohren»

Sie ging immer wieder zu Nachkontrollen. Vergeblich. Unter dem Verband faulten nach und nach ihre Ohren ab. «Die Ohren fingen an zu stinken», sagt Natascha N. «Peter Meyer sagte, ich solle Parfum verwenden.»

«Wenn man früh reagiert, kann man so etwas retten», sagt Professor Pietro Giovanoli. Zumal die Patientin ja mehrfach gesagt habe, der Druckverband täte ihr weh. Der Facharzt für ästhetische, rekonstruktive und plastische Chirurg korrigiert nicht zum ersten Mal die Fehler von Meyer-Fürst.

Illegale Medikamente aus Kroatien

Die «Tagesklinik am Bellevue» offerierte die Ohrenkorrektur zum Schnäppchenpreis. Sie verlangte 3000 statt 4000 Franken. Bezahlung bar auf die Hand. Die Narkose bei dieser Operation führte Klinikleiter Domagoj Kudunzic durch, genau wie bei Larissa M. über deren völlig missratene Brustreduktion «Kassensturz» vom 20. Januar 2015 berichtete. Beiden Frauen wurde auch Doksiciklin abgegeben, ein Antibiotikum aus Kroatien, das in der Schweiz nicht zugelassen ist.

Strafanzeige gegen Meyer-Fürst

Natascha N. wollte ihre abstehenden Ohren korrigieren. Heute ist die junge Frau verstümmelt. Aufgrund der vielen Absenzen hat sie ihre Arbeit verloren. «Doktor Meyer hat mein Leben zerstört», sagt die 23jährige. «Ich kann seit diesem Tag nicht mehr gut schlafen, ich habe Schmerzen, mir geht es auch psychisch gar nicht gut. Für mich ist das kein Arzt, das ist einfach ein Metzger.» Auch sie hat Strafanzeige wegen Körperverletzung eingereicht.

Das schreibt Meyer-Fürst dazu

Der Anwalt von Peter Meyer-Fürst schreibt «Kassensturz»: «Bei der Operation wurden weder der »Standard« nicht eingehalten noch ein Vasokonstriktor verwendet noch der Verband zu fest angelegt. Es wird Sache eines unabhängigen und neutralen Gutachters sein, festzustellen, weshalb es bei der Patientin zu Komplikationen kam. Sollte das Gutachten zum Schluss kommen, dass ein Operationsfehler vorliegt, wird Dr. Meyer selbstverständlich die Verantwortung übernehmen.»

(*Name der Redaktion bekannt)

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