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Bedenkliche Zunahme bei Fertigprodukten
Aus Kassensturz vom 01.03.2011.
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Gesundheit Salzgehalt bei Fertigprodukten nimmt bedenklich zu

Der Bund will den Salzgehalt in Nahrungsmitteln senken. Eine Untersuchung der Konsumentenorganisation «Fédération Romande Des Consommateurs» zeigt aber: Bei den meisten Lebensmitteln ist der Salzgehalt in den letzten Jahren gleich geblieben oder hat zum Teil massiv zugenommen.

Die Volksweisheit «Zu viel Salz ist ungesund» stimmt nicht für alle, aber für sehr viele Menschen. «Rund jeder Vierte bis jeder Dritte wird überschüssiges Salz nicht einfach so wieder los», sagt Professor Thomas Lüscher, Kardiologe am Universitätsspital Zürich. Essen diese Menschen zu viel Salz, kann das zu Bluthochdruck führen, einem Risikofaktor für Herzinfarkt und Hirnschlag.

Täglich 10 Gramm Salz

Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt 5 Gramm Salz pro Tag als gesundes Mass. Schweizer Konsumenten essen das Doppelte: rund zwei Teelöffel oder 10 Gramm pro Tag. Das sind im Jahr über 3,5 Kilogramm Salz.

Verstecktes Salz

Rund 75 % des Salzes nehmen wir über verarbeitete Lebensmittel auf. Am meisten über Brot, weil wir sehr viel davon essen. Die beiden Grossverteiler Coop und Migros haben inzwischen reagiert und den Salzgehalt in ihren Brotwaren auf durchschnittlich 1,5 Prozent gesenkt.

Aber auch in Käse, Fleischwaren und Fertiggerichten steckt viel Salz. 100 Gramm Bündnerfleisch enthalten über 4,5 Gramm Salz, eine Fertigpizza schnell über 7 Gramm.

Nicht alles, was sehr salzig schmeckt, hat aber auch sehr viel Salz drin. So enthalten 100 Gramm «Pommes Chips Nature» von Zweifel 1,2 Gramm Salz.

Bei den «Cornflakes» von Migros mass das Labor bei der gleichen Menge wesentlich mehr: 2 Gramm!

Kaum weniger Salz in Lebensmitteln

Die Lebensmittel-Hersteller könnten also einen Beitrag zur Volksgesundheit leisten, wenn sie in ihren Produkten weniger Salz verwenden. Die «Fédération Romande Des Consommateurs» hat 42 Lebensmittel im Labor darauf untersuchen lassen, ob der Salzgehalt zwischen 2008 bis 2010 gesunken ist.

Resultat: Nur bei einem Viertel ist weniger Salz drin. So sank der Salzgehalt bei den «Pommes Duchesse» von Coop um rund 33 Prozent. Bei circa der Hälfte der Produkte blieb der Salzanteil jedoch unverändert. Und bei einem Viertel hat das Labor sogar mehr Salz gemessen.

Spitzenreiter Pommes Chips und Mozzarella

So bei der «Käsekuchen-Mischung» von Migros. Hier ist der Salzgehalt pro 100 Gramm von 1,1 Gramm auf 1,6 Gramm gestiegen. Eine Zunahme von 45 Prozent. Praktisch den gleichen Anstieg mass das Labor bei «Galbani Mozzarella Santa Lucia». Am deutlichsten stieg der Salzgehalt bei den «Nature Chips» von Zweifel: plus 48 Prozent.

Man verwende nicht mehr Salz als vor zwei Jahren, schreibt dazu Zweifel. Solche Messungen könnten stark schwanken, da das Salz technisch bedingt nicht gleichmässig auf die Chips aufgetragen werden könne.

Auch Galbani verwende nicht mehr Salz, betont der Hersteller. Der Salzgehalt bei Mozzarella könne Herstellungsbedingt variieren.

Zur Käsekuchen-Mischung sagt Martina Bosshard von der Migros: «Wir haben die Rezeptur verändert und verwenden einen rezenteren Käse, deshalb hat es mehr Salz drin.»

Bund will weniger Salz

Keine Freude an den gestiegenen Salzwerten hat Michael Beer, Leiter Lebensmittelsicherheit beim Bundesamt für Gesundheit BAG: «Unsere Strategie geht in die Richtung, dass man Salz aus den Produkten raus nimmt.»

Mit der Kampagne «Actionsanté» will das BAG den Pro-Kopf-Salzkonsum längerfristig auf 5 Gramm pro Tag senken. Dies zu Gunsten der Volksgesundheit.

Vorschriften macht das BAG den Herstellern aber nicht. Das Amt setzt auf Freiwilligkeit. Einige Produzenten machen auch mit. So will etwa die Migros bis Ende 2012 den Salzgehalt in 171 Convenience-Produkten (Fertigmahlzeiten wie Pasta, Pizza und Salate) reduzieren. Und auch Coop «prüft die Salzreduzierung bei verschiedenen Produkte laufend», wie es heisst.

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