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Tatoo-Farben: Dauerhaft unsicher
Aus Kassensturz vom 18.10.2011.
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Gesundheit Tattoo-Farben: Dauerhaft unsicher

Schweizer Kantonslabors haben Tattoo-Farben und Permanent-Make-ups in Tätowier-Studios und bei Herstellern untersucht. Bedenkliches Resultat: Jedes dritte der 190 untersuchten Produkte hätte nicht angewendet werden dürfen und gefährdet die Gesundheit.

Verlässliche Zahlen gibt es aus Deutschland. Dort hat jeder Zehnte mindestens ein Tattoo. Bei den 15- bis 35-jährigen ist es sogar jeder vierte. Für die Schweiz bedeutet dies: Geschätzte 700‘000 Personen haben sich Farbstoffe unter die Haut stechen lassen, von denen die Tätowierer oft nicht wissen, ob sie tatsächlich unbedenklich sind.

Autolack-Bestandteile unter der Haut

Mit Sorge beachten Forscher vor allem langfristige Wechselwirkungen zwischen Tattoos und Körper. So konnte nachgewiesen werden, dass Sonnenlicht bestimmte Azo-Pigmente spalten und krebserregende Amine erzeugen kann. Dasselbe geschieht bei der Behandlung durch Laser, wenn jemand sein Tattoo entfernen lassen will.

Azo-Farbstoffe hatte «Kassensturz» im Jahr 2003 in vielen Tattoo-Farben nachgewiesen. Azo-Farbstoffe werden vor allem für Autolacke produziert und sind giftig. Wie giftig solche Farben auf den Körper wirken, hängt unter anderem von deren Konzentration in der Haut ab.

Jedes dritte Produkt dürfte nicht unter die Haut

Beim Institut für organische Chemie an der Universität Regensburg konnte der Chemiker Rudolf Vasold erstmals die Menge des Farbstoffes bestimmen, die in die Haut eingebracht wird. Vasold schreibt, diese Untersuchung könne als Grundlage dienen, um ein mögliches Gesundheitsrisiko von Tätowierungen zu bewerten. Es soll nachgewiesen werden, «wie viele Pigmente in der Haut durch eine Lasertherapie zerstört und wie viele – möglicherweise toxische – Spaltprodukte dabei entstehen können».

Azo-Farbstoffe sind in der Zwischenzeit aus den meisten Tattoo-Studios verbannt. Bei der Untersuchung der Kantonalen Labors fand man nur gerade noch ein Produkt mit Azo-Farbstoffen. Das heisst: Aufklärung durch die Medien und die Kontrollen der Behörden zeigen langsam Wirkung. Trotzdem hat die Branche nach wie vor ein Problem: Jedes dritte Produkt enthält unzulässige Farbstoffe und dürfte gar nicht im Regal stehen. Philipp Hübner, Kantonschemiker Basel-Stadt: «Die Stoffe sind aus toxikologischen Gründen verboten. Viele sind krebserregend oder es können daraus Stoffe entstehen, die krebserregend sind.»

Tätowierer wissen oft nicht, was sie verwenden

Studios decken sich mit Farbstoffen verschiedenster Hersteller aus der ganzen Welt ein. Doch die Produzenten liefern den Tattoo-Studios teilweise verunreinigte Farben oder solche, bei denen die Inhaltsstoffe nicht klar deklariert sind. Zu vielen Tattoo-Farben gibt es – im Gegensatz zur Kosmetik-Industrie – keine toxikologischen Daten. Tätowierer wissen also nicht, ob sie unbedenklich sind.

«Ein Tätowierer will einen Farbstoff haben, der unlöslich ist und dort bleibt, wo er ihn appliziert hat», sagt Philipp Hübner, Kantonschemiker Basel-Stadt. «Viele Stoffe, die in Kosmetika verwendet werden, sind aber wasserlöslich und für diesen Zweck nicht geeignet.» Deshalb gebrauchen Tätowierer immer wieder Farbstoffe, die weder für Tattoos hergestellt noch dafür getestet worden sind.

Vielen Konsumenten ist nicht bewusst, dass Farben für Tattoo und Permanent-Make-up keinerlei Prüfung oder Zulassung durch die Gesundheitsbehörden unterliegen.

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