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Tattoo-Farben: Die Branche unternimmt nichts
Aus Kassensturz vom 20.04.2004.
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Gesundheit Tattoo-Farben: Die Branche unternimmt nichts

Noch immer verwenden viele Tätowierer höchst krebserregende Pigmente. Das zeigt ein neuer Test von «A Bon Entendeur».

Der Tattoo-Boom ist ungebrochen. Bereits heute sind über zehn Prozent der Schweizer Bevölkerung tätowiert. Im vergangenen Herbst deckte Kassensturz auf, dass Tätowierer immer öfter Farben sogenannte AZO-Farben unter die Haut spritzen. Dies Farben haben die gleiche Basis wie Autolack, sind intensiver und billiger als herkömmlihce Tattoofarben, aber oft hochgradig krebserregend. Für Kosmetik und Textilien sind diese Farben längst verboten. Nicht aber für Tattoos. Der Europarat hat letztes Jahr eine Resolution verabschiedet, welche diese Pigmente endlich auch aus den Tattoo-Farben verbannen soll.

Hat bei den Produzenten von Tattoo-Farben ein Umdenken stattgefunden? Das Partnermagazin von Kassensturz, A Bon Entendeur, wollte es wissen und hat ein halbes Jahr nach Kassensturz Tattoo-Farben ins Labor geschickt. Das erschreckende Resultat: In sieben von elf Proben fand das Labor gefährliche, krebserregende aromatische Amine. Diese gehören allesamt zur höchsten Giftklasse 1. Die höchste Konzentration fand das Labor in der Farbe Light Red von Starbrite Colours aus den USA: 10'000 Mikrogramm pro Kilogramm. 5300 mg konnte im Apache Red von Huck Spaulding Enterprises aus den USA nachgewiesen werden. Huck Spaulding Enterprises schreiben: "Wir sind dabei, alle unsere Farben neu zusammenzusetzen, da viele Inhaltsstoffe nicht mehr erhältlich sind.  Huck Spaulding betonen, dass sie in den 47 Jahren ihres Bestehens nie ein Problem mit ihren Farben gehabt hätten. Im Orange des englichen Hersteller Micky Sharpz hatte es 2000 Milligramm aromatische Amine. Zum Vergleich: Für Kugelschreibertinte liegt der Grenzwert in der Schweiz bei 50 Milligramm.

Micky Sharpz ist einer der bekanntesten Namen im Tattoo-Geschäft. Weltweit vertreibt er Tätowiermaschinen und Tattoo-Farben. Der hohe Wert von 2000mg/kg erstaunt, denn Sharpz versichert seinen Kunden, dass er seine Farben in einem unabhängigen Labor testen lasse. "Der Wert von 2000 mg ist viel tiefer als früher in dieser Farbe. Wir haben die Quantität ständig reduziert, weil man sich anpasst und immer sauberere und modernere Farben verwendet. Für mich ist dieser Wert kein Problem", sagt Sharpz. Sharpz Geschäftspartner und Pigmentspezialist John Sargerson räumt ein: Der Pigmentkauf ist für die Tätowierbranche ein Riesenproblem. Denn speziell unbedenkliche Pigmente für Tätowierfarben existieren nicht. "Wir sind auf die Hersteller der Pigmente angewiesen. Wenn Du nicht genau weisst, was Du brauchst, kannst Du Dich gefährlich täuschen. Das ist wie ein Lauf durch ein Minenfeld", sagt Sargerson.

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