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«Echtpelz ist zurück auf der Strasse»
Aus Espresso vom 19.11.2014. Bild: Keystone
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Konsum «Echtpelz ist zurück auf der Strasse»

Er baumelt an Jackenkrägen und verziert Mützen mit flauschigen Bommeln. Echtpelz ist wieder salonfähig. Zum Ärger der Tierschützer. Denn Zucht von Pelztieren ist nie artgerecht. Diese werden in Klein-Käfigen gehalten, haben keinen Auslauf. Wer Pelz trägt, ist somit für das Leid mitverantwortlich.

Der Blick auf die Strasse an einem Samstagnachmittag in Zürich zeigt deutlich: Kragen, Bordüren und Bommel aus Echtpelz sind allgegenwärtig. Die sogenannten Pelzverbrämungen sind die modischen Hingucker der Saison.

Der Stilexperte Jeroen Van Rooijen sagt: «Mir fällt auf, dass viele Junge Pelzverbrämungen tragen, auch aus Echtpelz. Viele überlegen sich gar nicht, was dahinter steckt. Nach dem Motto: Was ich nicht weiss, macht mich nicht heiss», so Van Rooijen.

Grosses Sortiment – wenig Interesse am Tierwohl

«Kassensturz»-Beitrag

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«Kassensturz» hat Pelz-Farmen besucht

Befragungen auf der Strasse zeigen: Die Konsumenten wollen häufig tatsächlich nicht wissen, unter welchen Umständen die Tiere gehalten oder getötet wurden.

«Das Tier ist ja nicht gestorben, weil ich die Jacke bestellt habe. Es gab die Jacke bereits im Laden, als ich sie gekauft habe. Das ist mein reines Gewissen», sagte eine junge Frau mit einem Echtpelz-Kragen gegenüber dem Konsumentenmagazin «Espresso» auf Radio SRF1. Dass die Nachfrage das Angebot bestimmt, scheint viele nicht zu kümmern.

Echtpelz gibt es in den Geschäften in verschiedenen Varianten. Das Angebot ist gross. Es gibt etwa Krägen mit Fuchspelz aus Finnland, Mützen mit Bommeln aus Kaninchenpelz oder Nerzmäntel aus Dänemark. Viele Echtpelz-Verbrämungen sind auch aus Marderhund-Pelz, gezüchtet in China. Grosse Verkaufshäuser bestätigen gegenüber «Espresso»: Die Nachfrage nach Echtpelz hat in den letzten Jahren zugenommen.

Echtpelz ist wieder salonfähig

Trendforscher
Legende: Trendforscher Peter Wippermann. zvg

«Der falsche Pelz hat dem echten Pelz den Weg zurück in den Markt geebnet», erklärt der deutsche Trendforscher Peter Wippermann vom Trendbüro in Hamburg. Wippermann hat die Entwicklung des Pelztragens beobachtet.

«Gerade im höheren Preissegment ist falscher Pelz bereits wieder aus dem Sortiment verschwunden», sagt Wippermann gegenüber «Espresso».

«Heute will man zeigen, dass man zu den Gewinnern gehört und sich Echtpelz leisten kann.» Der Trendforscher erwartet in Zukunft «italienische Verhältnisse». In den nächsten Jahren werde noch stärker zu beobachten sein, dass die Menschen ihren Wohlstand nach aussen kehrten.

Tierschützer sind alarmiert

Der Echtpelz sei definitiv zurück auf der Strasse, sagt Barbara Kerkmeer von Pro Tier. Die Stiftung macht seit kurzem mit einem neuen Werbespot darauf aufmerksam, dass die Tiere auch für die kleinste Verbrämung an einer Mütze oder Tasche sterben müssen. Der Spot ist brutal – zeigt wie einem chinesischen Marderhund bei lebendigem Leibe das Fell abgezogen wird. Einige Kinos weigern sich deshalb den Spot zu zeigen.

«Wir wollen damit ein Zeichen setzen. Hinter der Pelzgewinnung steckt grosses Tierleid», so Barbara Kerkmeer von Pro Tier. Es gebe keine artgerechte Haltung von Zuchtpelztieren. Die Mode sei im Moment aber stärker als das Bewusstsein für die qualvolle Tierhaltung. «Viele wissen zudem nicht, dass sie echten Pelz tragen. Hier wollen wir Aufklärung leisten. Denn echter Pelz kostet heute nicht mehr alle Welt.»

Auch der Leiter der Abteilung Tierschutz beim Bundesamt für Lebensmittelsicherheit, Kaspar Jörger, sagt gegenüber der Fernsehsendung «Kassensturz» von SRF1, Füchse und Nerze lebten in Zuchtkäfigen oftmals zusammengepfercht auf kleinstem Raum, könnten nicht graben und verfügten über keinen Auslauf. Artgerechte Tierhaltung sieht anders aus.

Deklarationspflicht ist mangelhaft

Pelz und Pelzprodukte müssen seit März 2014 deklariert sein. Diese Deklaration hat zum Ziel, die Konsumenten zu sensibilisieren, damit sich diese anhand der Informationen vor dem Kauf bewusst für oder gegen ein Produkt entscheiden können. Ausgewiesen werden muss die Tierart, Haltung und die Gewinnungsart des Pelzes. Dieser Deklarationspflicht wird leider nur mangelhaft nachgekommen, wie der «Kassensturz» gezeigt hat.

Pelze falsch deklariert: Vorsicht bei Modehäusern

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Pelze falsch deklariert: Vorsicht bei PKZ, Jelmoli und Globus
Aus Kassensturz vom 18.11.2014.
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