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Konsum Medaillen für Schweizer Würste ohne viel Glanz

Metzger werben mit Medaillen vom Qualitätswettbewerb des Fleischfachverbands. Gold, Silber und Bronze für Würste und andere Fleischspezialitäten sind aber nicht viel wert: Über 80 Prozent der Produkte erhalten eine Medaille. Auch andere Auszeichnungen für Lebensmittel sind nur scheinbar glanzvoll.

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Medaillen für Schweizer Würste ohne viel Glanz
aus Espresso vom 17.02.2014. Bild: zvg
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Eine Goldmedaille ist der Preis für den Sieger, den 1. Rang, den Allerbesten einer Kategorie. Davon gehen Konsumenten intuitiv aus, wenn sie die Gold-Medaillen des Schweizerischen Fleischfachverbands (SFF) auf den Wurst- oder Schinken-Packungen im Detailhandel sehen.

Die Medaillen vergibt der SFF im Rahmen seines Qualitätswettbewerbs, der alle Paar Jahre stattfindet, zuletzt Ende 2013. Mit den Auszeichnungen werben dann die prämierten Metzger auf Ihren Produkten. Doch die Medaillen halten nicht, was sie versprechen. Sie sind nämlich nicht den Allerbesten im Wettbewerb vorbehalten. Insgesamt erhalten über 80 Prozent der teilnehmenden Produkte eine Medaille.

221-Mal Gold

Der Medaillenregen wirkt fast schon absurd: Von 782 Produkten erhalten 221 eine Goldmedaille. Allein für Kalbsbratwürste gibt es 20 Medaillen, davon sechs goldene. Eine Medaille, auch eine goldene, ist so also nicht mehr viel wert. Produkte ohne Medaille sind die Ausnahme. Das widerspricht den Erwartungen der Kunden.

Elias Welti, stellvertretender SFF-Direktor, sieht das anders. Die Medaillen seien sehr wohl etwas wert. «Die Metzger schicken nur ihre besten Pferde ins Rennen. Es ist auch eine Kostenfrage, wie viele Produkte angemeldet werden» Es nähmen zudem nur Verbandsmitglieder teil, «keine Hinterhof-Metzger».

Teilnehmer zahlen für den Test

Die Metzger bezahlen für jedes eingereichte Produkt 230 Franken. Der Test selbst ist zwar aufwändig. Jedes Produkt wird innert eines Jahres von einer Fachjury ─ hauptsächlich selbst Metzger ─ zweimal getestet, aber dass so viele Medaillen vergeben werden, widerspricht den Erwartungen der Konsumenten.

Dass es so viele Medaillen gebe sei bei nationalen und internationalen Wettbewerben durchaus üblich, sagt Elias Welti. «Eine Medaille steht einfach für ein ausgezeichnetes Produkt.», hält Welti fest. Der Wettbewerb sei seit Jahrzehnten etabliert und für die Metzger wichtig.

Auch andere Wettbewerbe geizen nicht mit Edelmetall. Besonders viele Preise verteilt die Deutsche Landwirtschaftsgesellschaft DLG. Sie schreibt, dass je nach Kategorie bis zu 95 Prozent der teilnehmenden Produkte eine Auszeichnung erhalten. Es gibt auch bei der DLG goldene, silberne und bronzene Preise.

Auch hier bezahlen die Hersteller etwas für die Teilnahme. Die Gebühren schwanken zwischen rund 100 Euro für einfach zu testende Produkte wie Getränke und 800 Euro für Tiefkühlprodukte. Also wiederum reicher Medaillen-Segen bei einem bezahlten Test.

Medaillenflut auch bei Preisen der DLG

Auch Schweizer Lebensmittel-Hersteller reichen Ihre Produkte bei der DLG ein. Zum Beispiel der Bio-Saft-Hersteller Biotta. Biotta wirbt auf seinen Produkten «Powerberry» und «Preiselbeer» mit dem «Goldenen Preis» der DLG. Dies ist an sich nichts Besonders. Denn: Insgesamt haben 2013 allein 212 Fruchtsäfte einen Goldenen Preis erhalten.

Guido Oppenhäuser von der DLG sagt, dass in Deutschland die Prämierungen der DLG bekannt seien und deshalb auch weniger Missverständnisse entstünden. Im Ausland müsse man die Rahmenbedingungen der Prämierungen noch besser kommunizieren.

Es gehe bei den DLG-Tests nicht darum, einen Sieger zu küren. Die Prüfer suchten bei ihren Tests vielmehr nach möglichen Produktfehlern. Produkte, die keinen Fehler aufweisen, werden dann auch prämiert.

Video
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Aus Kassensturz vom 05.11.2013.
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