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Hersteller halten Preise hoch
Aus Kassensturz vom 14.12.2010.
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Konsum Parfum: So halten die Hersteller die Preise hoch

Parfums könnten in der Schweiz viel günstiger sein. Discounter verkaufen die wertvollen Düfte zum Teil zum halben Preis. Doch Hersteller haben kein Interesse an tiefen Preisen. Sie tun alles, damit die Discounter nicht an die Produkte kommen.

Bei Parfums gibt es Preisunterschiede, die kaum zu fassen sind. So kostet das Kenzo Tokio bei Denner 35 Franken, in den grossen Parfumerien müssen Kunden für das Eau de Toilette das Doppelte bezahlen. «Es ist Originalware, das können wir garantieren», versichert Nicole Schöwel von Denner.

Hersteller liefern nicht an Discounter

Möglich sind diese tiefen Preise, weil die Discounter ihre Produkte nicht von den offiziellen Markenvertretern in der Schweiz beziehen, sondern auf dem Graumarkt. «Das ist sehr aufwändig, weil wir die Ware über längere Zeit sammeln müssen, um dann genug an Lager zu haben.» Die Parfumhersteller selber beliefern die Discounter nicht, sie wollen keine tiefen Preise.

Auch andere Detailhändler zeigen: Parfum könnte in der Schweiz massiv günstiger sein. Spar bietet in einem Teil seiner Filialen ein Auswahl an Parfums an – aus Parallel-Import. Gegen die Macht der Parfumkonzerne kämpft auch Otto‘s. In seinen rund 100 Filialen und übers Internet verkauft Otto‘s übers ganze Jahr eine Auswahl an Parfums praktisch aller Marken, und das zu erstaunlich tiefen Preisen.

Schweizer zahlen mehr

Die etablierten Parfumerien Import, Douglas und Marionnaud begründen ihre Preise mit höherem Aufwand: Ausgebildete Verkäuferinnen würden die Kundinnen beraten, schreiben sie Kassensturz. Ausserdem führten sie das ganze Sortiment an Parfums übers ganze Jahr. Um das sicherzustellen, würden sie mit den offiziellen Markenvetretern zusammenarbeiten.

Genau das verteuert die Produkte. Das weiss Alex Edelmann, Geschäftsführer der Firma Primecos. Edelmann umgeht die offiziellen Kanäle. Er ist ein Parallelimporteur. Er nutzt aus, dass die Hersteller die Parfums in verschiedenen Ländern zu ganz unterschiedlichen Preisen in Verkehr bringen. «Die Hersteller wollen in ihren Märkten die Preise bestimmen und in jedem Land das Maximum herausschlagen», sagt Edelmann.

Besonders in der Schweiz bitten die Parfumkonzerne Konsumenten stärker zur Kasse. So funktioniert das System: Die Hersteller steuern die Preise über die Grosshandelspreise an die Parfumerien, also die Preise, welche Parfumerien an die Hersteller zahlen müssen.

Geheime Codes gegen tiefe Preise

Wenn ein Händler von einem günstigeren Land in die Schweiz liefert, untergräbt er ihre Hochpreispolitik. Deshalb versuchen Hersteller, den Parallelimport zu verhindern. Ein Mittel: Auf ihren Packungen verstecken sie Codes, mit denen sie nachverfolgen können, woher die Ware kommt.

Parallelimporteure müssen diese Codes ausfindig machen und beseitigen. «Das müssen wir tun, um unsere Lieferanten zu schützen», sagt Alex Edelmann. Denn die Hersteller könnten die unliebsamen Lieferanten mit Sanktionen bestrafen.

Parfumerien bezahlen hohe Einstandspreise

Wie hoch die Einstandspreise in der Schweiz sind, zeigt ein Beispiel der Marke Hugo Boss. Das 125-ml-Fläschen des Parfums «Hugo Woman» ist in der Schweiz im offiziellen Verkauf für Fr. 105.90. Discounter Lidl führt das gleiche Produkt direkt in die Schweiz ein und verkauft es für Fr. 44.45.

Schweizer Parfumerien bezahlen dem Hersteller Fr. 67.15. Das geht aus einer Liste hervor, die «Kassensturz» vorliegt. Das heisst: Hugo Boss, eine Marke des Konzerns Procter&Gamble, verlangt in der Schweiz von Parfumerien bereits 20 Franken mehr, als Lidl-Kunden im Laden bezahlen.

Weko schützt Parallelimport

Die Schweizerischen Wettbewerbsbehörden schützen den Parallelimport. «Er ist bei Parfum völlig legal», sagt Patrick Ducrey, Vizedirektor der Wettbewerbskommission. Hersteller dürfen den Parallelimport nicht gezielt verhindern, sonst kann die Behörde einschreiten. Denn solche Maschen schaden den Konsumenten.

«Parallelimport fördert den Wettbewerb», sagt Patrik Ducrey. «Er verhindert, dass die offiziellen Generalimporteure zu hohe Preise ansetzen können.»

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