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«Schlechtere Arbeits-Bedingungen als in der Handyproduktion»
Aus Espresso vom 26.01.2016.
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Konsum «Schlechtere Arbeits-Bedingungen als in der Handyproduktion»

Miese Entlöhnung, unzählige Überstunden, gefährliche Arbeitsplätze: Chinesische Fabrikarbeiter stellen unter illegalen Bedingungen Pfannen für den Schweizer Markt her. SRF-China-Korrespondent Pascal Nufer berichtet von Schinder-Fabriken, welche Migros, Coop und Ikea beliefern.

Pascal Nufer
Legende: Pascal Nufer. SRF

«Espresso»: Wie sind die Arbeitsbedingungen der Produktionen von Pfannen für Schweizer Konsumenten in China?

Pascal Nufer: Es ist erschütternd: Die Arbeitsbedingungen sind in Wirklichkeit sehr schlecht. Der Lohn ist miserabel: Oft sind die Arbeiter gezwungen, viele Überstunden zu machen, um auf einen einigermassen anständigen Lohn zu kommen. Auch müssen sie von vornherein auf Sozialleistungen verzichten. Sehr schlecht ist oft auch die Arbeitssicherheit. Die Arbeiter sind sehr kaum geschützt.

«Espresso»: Sind die Arbeitsbedingungen vergleichbar mit den schlechten Bedingungen in der Handy-Produktion?

Nufer: Dies hat mich sehr beeindruckt. Diese Branche ist noch viel extremer als die Handyproduktion. Gerade die mangelnde Sicherheit ist extrem: Die Arbeiter sind Leimdämpfen, Stahlstaub und Lärm ausgesetzt ohne irgendwelche Schutzmassnahmen.

TV-Tipp

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«Kassensturz» berichtet über die Pfannen-Produktion in China heute um 21:05 Uhr auf SRF1.

«Espresso»: Gerade in China werden schlechte Bedingungen oft verschwiegen und vertuscht. Wie kam man diesen Produktionsbedingungen auf die Spur?

Nufer: SRF hat seine Informationen von einem Mann, der sich das Aufklären zur Aufgabe gemacht hat. Er arbeitete früher in solchen Fabriken. Er fand die Bedingungen so schlecht, dass er wollte, dass alle dies wissen. Heute arbeitet er als versteckter Ermittler für eine internationale Arbeits-Organisation. Er lässt sich in den Fabriken anstellen, arbeitet dort ein paar Wochen und macht Fotos und Filme, welcher er an die Öffentlichkeit ins Ausland bringt. Dort werden die Besteller und Detailhändler mit den Arbeitsbedingungen konfrontiert.

«Espresso»: Betroffen ist nicht nur die Produktion von billigen, sogenannten Noname-Pfannen, sondern auch von Marken-Pfannen von Kuhn-Rikon, IKEA oder den grossen Schweizer Detailhändlern. Diese Firmen erklären sich erstaunt über die schlechten Arbeitsbedingungen. Sie sagen, sie hätten Fabriken ausgesucht mit fairen Bedingungen, welche durch Qualitätslabels und - Zertifikate gesichert seien.

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Nufer: Mich erstaunt, dass sich die Schweizer Firmen erstaunt geben. Eigentlich ist das Ganze sehr offensichtlich. Die Gütesiegel sind kaum das Papier wert. Kein Arbeiter ist so angestellt, wie es die Zertifikate verlangen. Die Arbeiter unterschreiben von Anfang an zwei Verträge: Einen, der die Qualitätslabel erfüllt. Und einen zweiten, welcher den tatsächlichen Bedingungen entspricht. Da wird zum Beispiel ein Akkordlohn vereinbart, obwohl im Arbeitsgesetz 8-Stundentage vereinbart sind.

«Espresso»: Wer ist schuld? Die Konsumenten, die nur ganz günstige Preise zahlen wollen? Oder sind es die Hersteller, welche weg schauen?

Nufer: Das ist unklar. Es ist zu einfach, generell zu sagen, die Arbeitsbedingungen in China seinen schlecht. Die Situation hat sich in den letzten Jahren verbessert, die Löhne sind gestiegen. Doch damit ist auch der Kostendruck auf die Fabriken grösser geworden. Sie versuchen darum das Gesetz zu umgehen, um nicht einen Auftrag von zum Beispiel Migros oder Ikea zu verlieren.

Wenn eine Pfanne 7.90 Franken kostet wie bei IKEA, müssten sich Konsumenten fragen, wie kann eine solche Pfanne zu diesem Verkaufspreis hergestellt werden. Und wie kann sie fair hergestellt werden.

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