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Tierfreundliche Ebermast: Ferkel leiden weiter
Aus Kassensturz vom 23.02.2010.
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Konsum Tierfreundliche Ebermast: Ferkel leiden weiter

Seit Jahren beteuert die Fleisch-Branche: Die Ebermast sei die beste Lösung für das Tierwohl, auf Kastration könnte dann verzichtet werden. Holland oder Deutschland haben bereits im grossen Stil auf die Ebermast umgestellt. Nur in der Schweiz bleiben Bauern und Detailhändler untätig.

«Kassensturz» besucht den niederländischen Schlachtbetrieb Westfort in Gorinchem, 50 Kilometer östlich von Rotterdam. Dort werden jede Woche 5000 bis 6000 Eber geschlachtet. Unabhängige Veterinäre führen eine Geruchsprobe durch. Fleisch, das schlecht riecht, wird zu Wurstwaren verarbeitet oder nach England Exportiert. Schlachthof-Direktor Jaap de Wit sagt, dass nur ganz wenige Eber unangenehm riechen. «Es sind nur ungefähr drei Prozent aller Eber.»

«Eberfleisch stinkt nicht»

In der Schweiz dürfen Bauern die Ferkel seit Anfang dieses Jahres nur noch mit Betäubung kastrieren. Bauer Lorenz Spuhler aus dem aargauischen Wislikofen verzichtet ganz auf die Kastration. Er betreibt seit fast 10 Jahren Ebermast. «Das Eberfleisch stinkt nicht. Es gibt einen gewissen Anteil, der geruchsbelastet sein kann, aber ganz grundsätzlich ist das sehr ein gutes, kräftiges Fleisch», erklärt Spuhler. Dass Eberfleisch stinke, sei ein Vorurteil: «Unsere Kundschaft, die das isst und Rückmeldungen gibt, die findet es sogar besser als normales Fleisch. Also das mit dem Stinken ist ein alter Zopf von früher.»

Pilotprojekt von Coop

Der Gutsbetrieb Juchhof der Stadt Zürich führt ein Pilotprojekt in Sachen Ebermast durch. Seit letztem Jahr arbeitet der Juchhof intensiv mit Grossverteiler Coop zusammen. Coop will die tierfreundliche Methode vorantreiben. Für Urs Weingartner vom Einkauf Labelfleisch bei Coop lässt sich die Situation in der Schweiz jedoch nicht so einfach mit Holland oder Deutschland vergleichen. Dort würden die Tiere in sehr hygienischen, fast klinischen Gebäuden gehalten. In der Schweiz sei die Tierhaltung anders. Das habe Auswirkungen auf den Geruch: «Man weiss, dass ein Teil der Geruchsbildung zu Stande kommt mit wie viel natürlichem Material das Tier umgeben ist», so Weingartner.

Würste, Schinkenspeck ...

Allerdings: Auch in der Schweiz lässt sich erfolgreich Eberfleisch produzieren und vermarkten: Die Metzgerei Eichenberger im zürcherischen Wetzikon verkauft seit 6 Jahren Eberfleisch. Das Fleisch stammt vor allem von Bauern der Nutztierorganisation KAG-Freiland. Hat das Fleisch auch nur einen ganz schwachen Ebergeruch, so verkauft es die Metzgerei nicht als Frischfleisch. Aus diesem Fleisch stellt die Metzgerei Würste, Schüblig oder Schinkenspeck her. Produkte, die bei den Kunden sehr gut ankommen.

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