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Tierquälerei für «Fine Food» bei Coop
Aus Kassensturz vom 04.12.2012.
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Konsum Tierquälerei für «Fine Food» bei Coop

Coop verkauft unter dem Label Finefood Entenfleisch aus tierquälerischer Mast. Das zeigen interne Dokumente, die «Kassensturz» vorliegen. Coop hat lange vom Missstand gewusst, ohne etwas dagegen zu unternehmen. Erst jetzt nimmt Coop das Entenfleisch aus den Regalen.

Die Festtage sind für viele die Zeit der Delikatessen. Dazu gehört feines Entenfleisch aus Frankreich. In der Premium-Linie Fine Food verkauft Coop Entenbrust von «Fine Food» für Fr. 12.90 pro 100 Gramm.

Dafür erwarten Kunden Top-Qualität und auch hohe Standards in der Tierhaltung. Coop selber wirbt damit, dass die Tiere nicht gestopft werden. Aber verschweigt andere Verstösse gegen das Tierwohl.

Interner Bericht belegt Quälmast

Denn Coop hat ihren Kunden jahrelang Entenfleisch verkauft aus nicht tiergerechter Haltung. Damit hat Coop gegen die eigenen Richtlinien verstossen. Das belegt ein internes Dokument, das «Kassensturz» zugespielt wurde.

Ein Bericht der Coop-Tochter Bell über die Entenhaltung in Frankreich vom September 2011. Der Bericht zeigt, ob die Fleischlieferanten in der Entenmast die Qualitätskriterien einhalten.

Der Inhalt ist brisant: Die Kontrolleure hielten mehrere Mängel fest und dokumentierten sie mit Fotos:

  • Zum Beispiel die Haltung auf einem Rost. Vorgabe vonCoop wäre Stroh: Doch es konnte kein Stall mit Strohhaltung gezeigt werden.
  • Weiterer Mangel: Das starke Coupieren der Schnäbel. Die Schnäbel seien so stark beschnitten, dass die Zungen der Tiere teilweise schon nach oben wachsen.
  • Zudem hätten die Enten zu wenig Auslauf

Der interne Bericht ist unmissverständlich: Diese Entenmast hat die Bestimmungen gemäss Risikoanalyse nicht eingehalten. Das sei besonders schlimm, da es sich um Fine-Food-Produkte handle.

Tierschutz: «Teilweise Tierquälerei»

Was bedeuten diese Haltungsbedingungen für die Tiere? «Kassensturz» zeigt den Bericht von Bell Hansuli Huber, dem Geschäftsführer des Schweizerischen Tierschutzes STS. Er sagt, diese Entenmast sei überhaupt nicht tiergerecht. Im Gegenteil.

«Das ist für mich eine tierschutzwidrige Haltung, teilweise eine Tierquälerei. Denn die Tiere werden im Stall auf Holzrösten gehalten. Diese Holzröste bergen immer die Gefahr, dass das Tier sich am Fuss verletzen kann», sagt Hansuli Huber im «Kassensturz».

Ausserdem hätten die Tiere überhaupt keine Badegelegenheit. Das wäre für eine Ente aber das Wichtigste. Und: «Was mich als Tierschützer am meisten betroffen macht: Ein Teil des ist Schnabels abgeschnitten, diese Schmerzen tragen die Tiere ein Leben lang mit sich.»

Coop kannte Missstände seit Jahren

Coop waren diese Probleme längstens bekannt. Bericht belegt: Bereits 2010 besichtigten Vertreter von Coop und Bell dieselben Mastställe für Fine-Food-Enten und stellten Verstöße fest. Beim nächsten Besuch 2011 hatte sich nichts verbessert.

«Kassensturz» hat zudem die Information von einem Insider, dass Coop auch weit bis ins Jahr 2012 nichts unternommen hat. Coop bezieht weiterhin «Fine-Food»-Produkte vom gleichen Lieferanten, der zweimal durch interne Kontrollen gefallen ist.

Coop zieht Produkt zurück

Kassensturz konfrontiert Roland Frefel, Leiter Frischprodukte bei Coop, mit den Fakten aus dem internen Bericht. Er räumt Versäumnisse ein bei der Kontrolle der Mastbedingungen. Der Lieferant habe die abgemachten Massnahmen nicht umgesetzt. Das bedauere Coop.

«Auch wir können das in keiner Art und Weise akzeptieren. Tatsache ist aber, dass das heute europäischer Standard ist», sagt Roland Frefel, Leiter Frischprodukte Coop.

Aus diesem Grund stelle Coop bei ihren Produzenten viel strengere Anforderungen. In diesem einen Fall seien diese Anforderungen nicht erfüllt. «Deshalb haben wir das Produkt letzte Woche sofort zum Verkauf heraus genommen», sagt Frefel.

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