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Konsum Wie Behörden auf den Pferdefleisch-Skandal reagieren

Der Pferdefleisch-Skandal in England hat die Schweiz erreicht: Auch in einer Lasagne von Coop wurden Anteile von Pferdefleisch gefunden. Der Leiter der Lebensmittelsicherheit im Bundesamt für Gesundheit und der oberste Kantonschemiker nehmen Stellung.

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Interview mit Michael Beer
aus Espresso vom 13.02.2013.
abspielen. Laufzeit 4 Minuten 37 Sekunden.

«Espresso»: Wie reagieren sie auf die Meldung, dass in Coop-Lasagne Pferdefleisch drin ist?

Micheal Beer, Leiter der Lebensmittel-Sicherheit im Bundesamt für Gesundheit BAG: «Das ist sicher keine gute Meldung. Das ist nicht gut, dass solche Produkte auf dem Schweizer Markt sind. Aber es ist aber nicht so überraschend. Die Schweiz ist keine Insel. Wir haben zusammen mit den Kantonen und den Herstellern die Überwachung intensiviert. Darum ist es nicht überraschend, dass auch hier Pferdefleisch zu finden wart. Jetzt gilt es abzuklären, ob noch weitere Produkte betroffen sind, um diese so schnell wie möglich vom Markt zu nehmen.»

Warum haben sie am Dienstag noch gesagt, dass in der Schweiz kein Problem besteht?

Michael Beer
Legende: Michael Beer. SRF (Archiv)

Beer: «Wir haben die Informationen ausgewertet, die wir hatten. Über Schnellwarnsysteme war zu sehen, dass keine grösseren Mengen in die Schweiz geliefert wurden auf bekannten Wegen. Anscheinend gibt es noch andere Wege. Das zeigt: Das Schweizer System funktioniert. Wir werden das zurück nach Europa melden, dass es da noch andere Wege gibt. Wir müssen das noch genau abklären. Diese Aufarbeitung ist extrem wichtig jetzt.»

War die Entwarnung nicht voreilig?

Beer: «Es war keine Entwarnung. Nach dem aktuellen Stand ist die Schweiz nicht betroffen. Ein Produkt wurde vorsorglich aus dem Markt gezogen, das betroffen war. Die Resultate der kantonalen Vollzugsstellen sind enorm wichtig, um herauszufinden, ob es noch andere Wege gibt. Dann sollen die notwendigen Massnahmen ergriffen werden.»

Die Verunsicherung bei den Konsumenten ist gross. Können sie noch vertrauen, dass in einem Produkt drin ist, was drauf steht?

Beer: «Die Erwartung des Konsumenten ist gerechtfertigt. Er muss das erwarten können. Darum treiben wir und die Hersteller einen grossen Aufwand. Es kann immer Fehler geben. Dies war einer. Ob es Betrug war oder ein Fehler, werden die Messungen zeigen. Das Kontrollsystem zeigt: Wir hatten von Europa die Informationen. Wir haben diese verwertet. Der Handel misst selber und auch die kantonalen Vollzugsstellen. Das heisst: Ja, der Konsument kann sicher sein, dass das Bestmögliche getan wird, um die Fälle aufzudecken und um die Produkte vom Markt zu nehmen.»

Es war ein Zufall, dass Pferdefleisch gefunden wurde. Ist der Konsument schutzlos ausgeliefert, wenn ein Fehler passiert?

Beer: «Schutzlos nicht. Das ist gerade die grosse Herausforderung, dort zu messen, wo ein Risiko sein kann. Die Frage «Ist drin, was drauf steht?» wird von den Kantonslabors regelmässig gemessen. Bis jetzt gab es keine grösseren Probleme. Nun gab es einen schlechten Fall. Darum werden die Produkte aus dem Handel zurückgezogen. Genau das ist wichtig: Ein Sicherheitssystem zu haben, dass dort misst, wo die Fehler auftreten könnten. Der Konsument will jenes Produkt haben, das er erwartet. 100% Garantie gibt es nie.»

Gibt es jetzt Konsequenzen beim BAG?

Beer: «Wichtig ist, dass die Proben genommen werden. Dass die kantonalen Stellen mit den Herstellern in Kontakt bleiben, um zu überprüfen, wie diese ihre Selbstverantwortung wahrnehmen. Massnahmen um das System zu ändern braucht es nicht. Das System greift.

Interview

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Der Vorsteher der Kantons-Chemiker, Otmar Deflorin, über  Lebensmittel-Kontrollen in der Schweiz.

Aber es ist wichtig, zu sehen, wo angesetzt werden muss, damit etwas früher festgestellt wird, bevor es den Konsumenten erreicht. Mit der aktuellen Datenlage kann man noch nicht sagen, ob man etwas anders machen muss.»

Gleicher Lieferant wie in England

Den obersten Kantonschemiker, Otmar Deflorin, erstaunt den Fund in der Coop-Lasagne. Der Grossverteiler habe zuvor noch erklärt, dass keine der kontaminierten Produkte in die Schweiz geliefert wurden.

Da es aber der gleiche Lieferant gewesen sei, der auch nach England geliefert habe, erstaune der Pferdefleisch-Anteil andererseits auch nicht.

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