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Der intelligente Briefkasten E-Post Office unter der Lupe
Aus Espresso vom 02.03.2015. Bild: Post
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Multimedia Der intelligente Briefkasten E-Post Office unter der Lupe

Der Mail-Dienst Postmail wird eingestellt, seine Nutzer müssen eine neue Mail-Adresse einrichten. Die Post wirbt mit einer Alternative, einem «intelligenten Briefkasten». Doch das kommt bei vielen nicht gut an. «Espresso» sagt, warum das so ist und was der neue Dienst E-Post Office bringt.

Endet Ihre Email-Adresse mit @postmail.ch? Dann dürfte demnächst einiges an Arbeit auf Sie zukommen. Am 20. März stellt die Post nämlich diesen sogenannten Organizer-Dienst ein, und seine Nutzer müssen eine neue Mail-Adresse eröffnen. Zum Beispiel bei der Post selbst mit der neuen Endung @epost.ch. Diese gehört zum neuen Service «E-Post Office».

Allerdings haben sich bei «Espresso» viele Postmail-Nutzer gemeldet, die sich über den Umstieg ärgern. Zum Beispiel Alex Uehlinger: «Das ist eine Art Super-Gau!» Dies, weil Alex Uehlinger nun sämtliche Kontakte über den Mailadressen-Wechsel informieren muss. Und: «Die Email-Adresse ist auch so etwas wie eine persönliche Identifikation, zum Beispiel bei der SBB oder in Internetshops.»

Briefe als E-Mail erhalten

Die Post hingegen findet, der Aufwand für den Umstieg auf E-Post Office lohne sich. Sie rührt die Werbetrommel für den neuen «intelligenten Briefkasten». Denn es handelt sich um einen neuen Service: Die Nutzer des Email-Dienstes können entscheiden, ob sie ihre Briefpost auch elektronisch erhalten wollen.

Und so funktioniert es: Der Absender meiner Post schickt seinen Brief – zum Beispiel eine Rechnung – elektronisch an ein Verarbeitungszentrum der Post. Ich als Empfänger bestimmen dann, ob ich den Brief wie gewohnt in meinem Briefkasten haben will oder ob die Post elekronisch – zum Beispiel als verschlüsseltes Mail – zugestellt werden soll.

Das klingt praktisch. Zumal das Ganze erst noch kostenlos ist. Doch was taugt dieser Dienst? «Espresso» wollte es wissen und hat sich E-Post Office genauer angeschaut… und ist über einige Fragezeichen gestolpert. Zum Beispiel:

Frage 1:

Wieviel Firmen machen denn als Absender mit? Denn damit E-Post Office funktioniert, braucht es mich als Empfänger und den Absender, der den Brief elektronisch an die Post schickt.

Die Antwort der Post überrascht. Es ist nämlich genau eine Firma. Der Mediensprecher der Post Bernhard Bürki erklärt: «Bis jetzt ist die Postfinance als erster Absenderkunde in E-Post Office eingebunden. Wir sind aber mit anderen Firmen intensiv am Verhandeln.» Das Ziel der Post sei, Firmen wie Versicherungen, Telekom-Unternehmen, Banken oder Behörden für E-Post Office zu gewinnen. Wann dieses Ziel erreicht sein wird, kann die Post zurzeit nicht sagen.

Frage 2:

Im Verarbeitungszentrum von E-Post Office müssen die elektronischen Briefe bearbeitet werden. Können also Drittpersonen meine Briefe lesen?

Hilfreiche Infos:

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Falls Sie E-Post Office nutzen: Nachrichten an @postmail-Adressen werden von der Post bis Juni an die neue Adresse @epost weitergeleitet. Der Absender bekommt eine Autoantwort mit dem Hinweis, dass die Kontaktdaten geändert haben. Weitere Informationen finden Sie hier:

Bernhard Bürki sagt klar «nein». Und: «Die Mitarbeiter der Post-Verteilzentren sehen den Inhalt selbstverständlich nicht. Die Sendungen, die als Brief verschickt werden, sind dort bereits couvertiert und in den Druckzentren müssen sehr strenge Richtlinien eingehalten werden.» Auf die Gewähleistung der Datensicherheit lege die Post grössten Wert. Bürki betont zudem, dass sämtliche Daten in der Schweiz und bei der Post bleiben.

Frage 3:

Was bringt also der Service E-Post Office?

«Espresso» kommt zum Schluss: Der Nutzen für Nicht-Postfinance-Kunden ist momentan denkbar klein. Kommt hinzu, dass E-Post Office mit technischen Problemen zu kämpfen hatte. Nebst Alex Uehlinger melden weitere «Espresso»-Hörer, dass Mails auf E-Post Office teilweise nicht verschickt wurden oder nicht ankamen. Die Post bestätigt, dass es Probleme gab. Dies sei passiert, weil viele Kunden gleichzeitig die Migration durchführen wollten. «Jetzt funktioniert E-Post Office zur Zufriedenheit der Kunden, die Ihre Daten auf E-Post Office migrieren möchten.»

Das überzeugt Alex Uehlinger nicht. Obwohl er den Grundgedanken gut findet, kann er sich nicht dafür begeistern: «Ich finde das eine sehr gute Idee und ich denke, diese elektronischen Services sind Teil unserer Zukunft. Aber so wie das im Moment aussieht, werde ich kein Kunde von E-Post Office.»

Er hat sich einen anderen Provider gesucht und dort eine neue Email-Adresse eingerichtet. Und hat auch für diese Änderung einen weiteren Tag seiner Freizeit verschwendet.

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