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Handy-Abzocke: Schweizer im Nachteil
Aus Kassensturz vom 22.05.2012.
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Multimedia Handy-Abzocke: Schweizer im Nachteil

Schweizer Konsumenten zahlen für Anrufe in EU-Ländern massiv mehr als EU-Bürger. «Kassensturz» zeigt, dass sich die hohen Roaming-Gebühren in der Schweiz nicht durch höhere Kosten rechtfertigen lassen. Vielmehr erzielen Schweizer Telekomfirmen beim Roaming hohe Margen.

Wer im Ausland häufig telefoniert oder mit dem Smartphone im Internet surft, der muss tief in die Tasche greifen. Besonders ärgerlich für Schweizer Kunden: Für Telefonate in EU-Ländern müssen sie mehr bezahlen als Konsumenten aus der EU. Die EU hat für das Roaming Höchsttarife festgelegt: Eine Minute kostet in den EU-Ländern ab 1. Juli nur noch 35 Rappen.

Für Schweizer Kunden sind Gebühren zum Teil massiv höher: Die Preise für eine Minute telefonieren von Deutschland in die Schweiz ohne Sparoptionen kostet beispielsweise bei Orange oder Sunrise im Standardtarif 1.70 Franken pro Minute, bei Yallo sogar 1.80 Franken. Swisscom hat ihren Tarif auf 80 Rappen gesenkt.

Tabelle mit Übersicht
Legende: Übersicht: Eine Minute aus Deutschland SRF

Die hohen Roaming-Gebühren begründen Schweizer Telefonanbieter seit Jahren mit hohen Verrechnungspreisen, welche sie ausländischen Gesellschaften bezahlen müssten.

So erklärt Orange-Sprecherin Therese Wenger gegenüber «Kassensturz»: «Orange kann die Gebühren fürs internationale Roaming nicht unabhängig festlegen und verrechnet den Kunden die Gebühren, die auf denjenigen der ausländischen Netzbetreiber basieren.» Da die Schweiz nicht EU-Mitglied sei, so Wenger weiter, seien die ausländischen Netzbetreiber nicht verpflichtet, Orange die tieferen und

Tabelle mit Übersicht
Legende: Übersicht: Eine Minute aus Deutschland SRF

regulierten EU-Tarife zu gewähren. Auch Sunrise erklärt, das Unternehmen könne die Roaming Preise nicht unabhängig festlegen.

Experte widerspricht Schweizer Telekomfirmen

«Kassensturz» hat den Telekomexperten J. Scott Marcus, Direktor beim Wissenschaftlichen Institut für Infrastruktur und Kommunikationsdienste (WIK) in Bad Honnef bei Köln zum Thema befragt. Aufgrund von Daten der europäischen Telekomregulatoren kommt er zum Schluss, dass die Vorleistungskosten für Schweizer Firmen zwar leicht höher sind als für Unternehmen in der EU. «Diese Zahlungen zwischen den Mobilnetzbetreibern rechtfertigen die hohen Endkundenpreise in der Schweiz aber nicht», sagt J. Scott Marcus.

Hohe Margen

Stattdessen hätten Schweizer Telekomfirmen beim Roaming eine deutlich höhere Marge als Unternehmen in der EU. «Die Marge für Anrufe aus einem EU-Land in die Schweiz beträgt ungefähr 140 Prozent. Bei Unternehmen in der EU sind es 80 Prozent. Das ist ein ziemlich grosser Unterschied», sagt Marcus gegenüber «Kassensturz». Es sei selbstverständlich, dass Firmen ihren Gewinn maximieren wollten. In der Schweiz gebe es im Gegensatz zur EU aber keine Regulierung, welche die Konsumenten schützen würde.

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