Auf den Strassen der EU ereigneten sich 2009 über eine Million Verkehrsunfälle. 35 000 Personen wurden getötet und 1,5 Millionen Menschen verletzt. Mit dem automatischen Auto-Notrufsystem «eCall», welches der Einsatzzentrale die exakten Koordinaten der Unfallstelle meldet, rechnet die EU damit, dass über 2500 Leben pro Jahr gerettet werden könnten. Wenn die Einsatzkräfte rascher vor Ort seien, könnten die Verletzten schneller versorgt, die Unfallstelle schneller gesichert und geräumt werden, so die Argumentation der EU. Überträgt man diese Annahmen auf die Schweiz, könnten über 20 Verkehrstote pro Jahr gerettet werden. 2012 starben auf Schweizer Strassen 339 Personen bei 18 148 Verkehrsunfällen.
Für die Schweiz auf freiwilliger Basis
Ab Oktober 2015 soll dieses Notrufgerät in jedem Neuwagen in der EU eingebaut werden. Auch die Schweiz übernimmt dieses neue System. Allerdings sei es nicht obligatorisch, sagt Guido Bielmann, Mediensprecher des Bundesamtes für Strassen (Astra). Damit die Schweizer Notrufzentralen die Signale empfangen können, müssten sie ihre Software aufrüsten, was zusätzliche Kosten verursacht. Bei der Kantonspolizei Bern wollte man sich noch nicht zu den Kosten und Auswirkungen von «eCall» äussern. Es sei noch vieles unklar.
Aus Sicht des Schweizer Datenschutzes sei wichtig, dass der Autofahrer genau wisse, welche Daten wohin gesendet würden, sagt Eliane Schmid, Informationsverantwortliche des Schweizerischen Datenschutzbeauftragten. «Die EU verfügt über ein ähnliches Datenschutzniveau wie die Schweiz, darum sei «eCall» wohl auch mit den Schweizer Gesetzen vereinbar.» Dennoch werde auch der Datenschutzbeauftragte «eCall» einer Prüfung unterziehen.
Keine Angst vor dem gläsernen Autofahrer
Der Automobilclub der Schweiz ACS findet «eCall» grundsätzlich eine gute Sache. «Wir kommen an dieser Entwicklung nicht vorbei», sagt Geschäftsführer Niklaus Zürcher. Allerdings müssten die Rahmenbedingungen genau definiert werden. Angst vor einem «gläsernen» Autofahrer hat er nicht: «Wenn der Nutzen des neuen Systems überwiegt, dann ist das aus meiner Sicht kein Problem. Schliesslich benutzen die meisten ja auch ein Handy oder eine Kreditkarte und hinterlassen so Datenspuren.»