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Umwelt und Verkehr Hypermiling: Treibstoff-Sparen auf die Spitze getrieben

Ecodrive ist erst der Anfang. Sparsames Autofahren lässt sich perfektionieren: Hypermiler kämpfen um jeden Tropfen Treibstoff. Sie schalten den Motor während der Fahrt immer wieder aus und richten Tempo und Fahrlinie voll und ganz auf das Sprit-Sparen aus. «Espresso» fährt mit – und staunt.

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Hypermiling: Treibstoff-Sparen auf die Spitze getrieben
aus Espresso vom 11.03.2015. Bild: SRF
abspielen. Laufzeit 7 Minuten 24 Sekunden.

Auch wenn Autohersteller gerne mit sparsamen Autos werben: Der Treibstoff-Verbrauch hängt stark von der Fahrerin oder vom Fahrer ab. Der lebende Beweis dafür heisst Felix Egolf. Er fährt einen 16-jährigen Diesel-Golf mit Normverbrauch 5,2 Liter, braucht aber nur 3,2 Liter pro 100 Kilometer. Das Rezept heisst Hypermiling, die Methoden überraschen.

Felix Egolf nimmt «Espresso» mit auf eine Hypermiling-Fahrt. Schon nach wenigen Metern schaltet der ehemalige Linienpilot den Motor ab und lässt das Auto rollen. Dem verdutzten Reporter erklärt er: «Das nenne ich segeln oder EOC – engine off coasting.» Braucht er wieder Schub, legt Egolf meist direkt den fünften Gang ein, und der Motor springt wieder an. Das Prozedere wiederholt sich immer wieder. Unter dem Strich legt Felix Egolf knapp 30 Prozent der «Espresso»-Tour «segelnd» zurück.

Ideallinie – mit Schwung durch den Kreisel

Eine weitere Auffälligkeit: Um Treibstoff zu sparen, fährt Felix Egolf wenn immer möglich die Ideallinie. Will heissen: möglichst wenig Kurven, um möglichst keinen Schwung zu verlieren. Durch Kreisel fährt er so deutlich schneller als Durchschnittsfahrer. «Das geht aber selbstverständlich nur in übersichtlichen Kreiseln», erklärt der Hypermiler. Auch in Kurven fahre er die Ideallinie – für andere ein Kurven-Schneiden – nur, wenn es erlaubt und übersichtlich sei. «Das Strassenverkehrsgesetz hat oberste Priorität.» Unmittelbar danach kommt für Hypermiler jedoch klar der Spritverbrauch.

Hypermiler fahren oft auch deutlich unter der zulässigen Höchstgeschwindigkeit. «Dabei», sagt Felix Egolf, «muss ich immer die Verkehrssituation abschätzen: Passe ich mit meiner Fahrweise noch rein?» Auf der Autobahn ist Egolf meist mit 83 bis 90 km/h unterwegs. Er erklärt: «Bei Tempo 90 verbraucht mein Auto etwa 3,6 Liter auf 100 Kilometer. Darüber steigt der Verbrauch pro km/h um 1 Prozent. Das heisst: Mit 120 km/h brauche ich 30 Prozent mehr Treibstoff.»

Felix Egolfs Tipps zum Treibstoff-Sparen:

  • Vorausschauend fahren.
  • Mindestens zwei Sekunden Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug einhalten.
  • Beim Anhalten Motor immer ausschalten.
  • Rasch hochschalten und im höchstmöglichen Gang fahren.
  • Genug Zeit einplanen und nur wenn nötig mit der zulässigen Höchstgeschwindigkeit fahren.
  • Fahrzeug gut warten und gutes Motorenöl verwenden.
  • Pneus gut pumpen (Felix Egolf sagt: Leicht über den Maximaldruck gehen).
  • Dachträger bei Nichtgebrauch abmontieren.
  • Buch darüber führen, wie weit man mit einer Tankfüllung jeweils kommt.
  • Trainieren!

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Hypermiler Felix Egolf: «Deshalb bin ich der Albtraum aller Autovermieter»
aus Espresso vom 10.03.2015. Bild: SRF
abspielen. Laufzeit 1 Minute 17 Sekunden.

Was der Hypermiler Felix Egolf dagegen nicht direkt zur Nachahmung empfiehlt, ist das Ausschalten des Motors während der Fahrt, das «Segeln». Wer sein Auto gut kenne, könne das «Segeln» einmal auf einem Parkplatz ausprobieren. Dafür brauche es ein Auto mit einem konventionellen Fünf- oder Sechs-Gang-Getriebe und Zündschlüssel. Wer damit den Motor abschaltet, soll aber gleich wieder die Zündung einschalten. «Damit arbeiten alle elektronischen Helferlein», sagt Felix Egolf.

Optimieren bis zur Meisterschaft

Felix Egolf wurde «aus Freude am Optimieren» Hypermiler. Heute schafft er mit seinem 1999-er Golf mit einer Tankfüllung (52 Liter) 1650 Kilometer. Durch seine Fahrweise spart er etwa ein Drittel Treibstoff – und dementsprechend auch Treibstoffkosten.

Egolf macht für Autofirmen «Rekordfahrten» durch Europa und möchte Hypermiling in der Schweiz bekannt machen. Er plant eine Online-Plattform und träumt von einer Schweizer-Meisterschaft: «Dabei wäre alles erlaubt, ausser die Verletzung des Strassenverkehrsgesetzes.»

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