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Offerten für Solaranlagen: Vergleich zeigt Tücken
Aus Kassensturz vom 07.09.2010.
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Umwelt und Verkehr Offerten für Solaranlagen: Vergleich zeigt Tücken

Immer mehr Hausbesitzer installieren Sonnenkollektoren auf ihren Dächern zur Gewinnung von Warmwasser. Die Kantone subventionieren diese Anschaffung. Doch wer sich die Mühe macht, Offerten einzuholen, ist schnell überfordert. Denn nur die wenigsten sind vollständig. Das Kostenrisiko ist enorm.

Das Geschäft mit den Sonnenkollektoren boomt. Im Jahr 2009 wurden über 16'000 Anlagen verkauft. Nebst Herstellern und hunderten von Sanitärbetrieben mischen auch grosse Baumärkte mit. Wer bietet das beste Preis-Leistungs-Verhältnis? «Kassensturz» macht die Stichprobe zusammen mit dem Musterkunden Andreas Isler aus Pfäffikon. Der Familienvater liebäugelt mit dem Bau einer Standardanlage, die im Sommer warmes Wasser produziert: «Dank der Anlage können wir in den Sommermonaten die Heizung abstellen.» Ausserdem solle der Sonnenkollektor einigermassen zum Haus passen und nicht wie ein Fremdkörper wirken.

Augenschein zwingend

Mit diesen wenigen Vorgaben bestellt Andreas Isler bei Baumärkten, Herstellern und lokalen Sanitärbetrieben sieben Kostenvoranschläge. Bereits nach ein paar Tagen liegen die ersten Offerten vor: seitenweise Papier, viel Unbekanntes und grosse Preisunterschiede. Für «Kassensturz» analysiert Urs Wolfer die eingegangen Offerten. Der Experte leitet beim Bundesamt für Energie BFE seit 18 Jahren den Bereich Solarenergie. Als erstes besichtigt Urs Wolfer das Einfamilienhaus des Musterkunden Andreas Isler. Ein solcher Augenschein brauche es zwingend für eine seriöse Offerte, betont Urs Wolfer.

Alle Offertenersteller haben die Liegenschaft besichtigt und offerieren später Kollektoren, die genügend leisten. Sonst gibt es zwischen den Anbieter aber grosse Unterschiede. Viele Offerten sind unvollständig und lassen zu viele Kosten offen. Eine der wenigen Ausnahmen: die Offerte für Sonnenkollektoren der Firma Schweizer. Das Haustechnikunternehmen Marzolo aus Uster offeriert Material und Arbeit für 20627 Franken – diese Offerte ist komplett. Andere Offerten sind für Urs Wolfer vom BFE nur bedingt brauchbar: «Um ganz sicher zu sein, müsste man bei vielen Offerten nachfragen.» Günstige Offerten seien oft nur auf den ersten Blick attraktiv, warnt Wolfer.

Oft sind notwendige Arbeiten nicht inbegriffen, die der Kunde dann aber trotzdem bezahlen muss. So bleibt es beim Baumarkt Hornbach garantiert nicht bei den offerierten 11'300 Franken. Bei dieser Offerte fehlen die Installationsarbeiten komplett.

Unbrauchbare Offerten

Nicht zu gebrauchen waren auch die Offerten von Obi und von Saniterm aus Dübendorf. Bei Saniterm werden fälschlicherweise Positionen im Wert von rund 2800 Franken doppelt offeriert. Bei Obi ist im Preis von 13'869 Franken vieles unklar, kritisiert Experte Wolfer: «Mit dieser rudimentären Beschreibung kann man unmöglich wissen, was noch alles an Kosten dazu kommt.» Obi nimmt Stellung: Man erstelle erst eine «Proforma»-Offerte, die verbindliche Echtofferte folge später. Ein wichtiger Punkt fehlt bei fast allen Offerten: die Garantiebestimmungen. Von Vorteil seien zwei Jahre, sagt Urs Wolfer vom Bundesamt für Energie: «So kann man nach Ablauf eines Jahres beurteilen, wie gut die Anlage läuft und allenfalls Anpassungen verlangen.»

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