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Wohnen Gaunerzinken: Rätselhafte Symbole am Haus

Gaunerzinken gibt es seit Jahrhunderten. Die Symbole tauchen auch in der Schweiz immer wieder auf – sei es an Hausmauern, Zäunen oder am Briefkasten. Einbrecher nutzen die Symbole, um untereinander Hinweise zu geben, ob und wann sich ein Einbruch lohnt. «Espresso» geht einem aktuellen Fall nach.

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Gaunerzinken: Rätselhafte Symbole am Haus
aus Espresso vom 05.03.2014. Bild: SRF
abspielen. Laufzeit 6 Minuten 24 Sekunden.

Auch der Schweizer Schriftsteller Gion Mathias Cavelty wurde schon mit rätselhaften Zeichen an seinem Haus konfrontiert. Wie er im Konsumentenmagazin «Espresso» auf SRF 1 erzählt, entdeckte er vor knapp zwei Jahren die Buchstaben «NZ» an seinem Briefkasten, machte sich zunächst jedoch keine Gedanken.

Kurze Zeit später wurde bei ihm jedoch eingebrochen: «Nach dem Einbruch waren die Buchstaben verschwunden und ich begann mich zu fragen: Handelt es sich dabei um einen Code?» Gion Mathias Cavelty begann im Internet zu recherchieren und stiess auf Gaunerzinken, die Geheimsprache der Einbrecher. Nun sind die gleichen Buchstaben «NZ» in seiner Nachbarschaft wieder aufgetaucht.

Hier lohnt es sich: Hinweise für Einbrecher

Es gibt in der Gaunerzinkensprache dutzende Symbole und Buchstaben, die für Einbrecher relevante Informationen vermitteln sollen (Siehe Bildergalerie oben). Eine gezackte, liegende Linie bedeutet zum Beispiel «Bissiger Hund», fünf kleine Kreise bedeuten «Sehr gutes Haus», ein X in einem Kreis bedeutet «Nichts zu holen» oder ein M bedeutet «Am Morgen einbrechen».

Rätselhafte Buchstaben im ganzen Quartier

Was bedeutet aber «NZ»? Die Frage beschäftigt Gion Mathias Cavelty nun erneut, seit die Buchstaben auf dem Briefkasten eines Nachbarn aufgetaucht sind. Im Quartier wurde der Schriftsteller auch bei weiteren Hauseingängen fündig: «T», «AZ», «SZ» sind weitere Buchstaben, mit denen Briefkästen markiert wurden.

Die Stadtpolizei Zürich weiss mit den Buchstaben nichts anzufangen. Ihr seien keine Auffälligkeiten diesbezüglich bekannt, heisst es auf Anfrage von «Espresso». Zudem seien im Quartier in letzter Zeit keine Einbrüche registriert worden. Laut Martin Boess, Geschäftsführer der Schweizerischen Kriminalprävention, tauchen Gaunerzinken in der Schweiz immer wieder auf. Und: Es kann durchaus sein, dass Einbrecher neue Buchstabenkombinationen benutzen.

Verdächtige Symbole immer entfernen

Ein konkreter Zusammenhang von Gaunerzinken mit Einbrüchen lässt sich in Fällen der letzten Zeit nicht herstellen. Martin Boess sagt jedoch, dass Gaunerzinken wellenartig immer wieder an Häusern in der Schweiz auftauchen. Wer entsprechende Zeichen entdeckt, sollte diese auf alle Fälle entfernen. Bei Verdacht sollte zudem die Polizei informiert werden. Auch könne man versuchen, seinerseits ein abschreckendes Symbol anzubringen – z.B. «Nichts zu holen» oder «Bissiger Hund».

Stecken Zeitungsverträger dahinter?

Was, wenn die Zeichen im Quartier von Gion Mathias Cavelty gar keine Gaunerzinken sind? Eine weitere Möglichkeit sind Zeitungsvertreter. Jedoch sind weder Gion Mathias Cavelty noch sein Nachbar Abonnenten der NZZ, worauf das Kürzel «NZ» hindeuten könnte. Auch bei weiteren Betroffenen stimmen die Zeichen nicht mit möglichen Zeitungs-Abonnements überein.

Laut der Post, welche über die Tochterfirma Presto Zeitungsverträger beschäftigt, machen solche Markierungen auch keinen Sinn. Erstens handelt es sich bei den Briefkästen um Eigentum der Hausbesitzer, Zeitungsverträger dürfen diese gar nicht markieren. Zudem gibt es tagesaktuelle Listen, an die sie sich halten müssten, sagt Postsprecher Oliver Flüeler auf Anfrage. Bei Ferienabwesenheit oder Kündigung eines Abos nützen entsprechende Markierungen nichts. Dass ein Zeitungsverträger im Quartier trotzdem ein eigenes System hat, kann Oliver Flüeler jedoch nicht ganz ausschliessen. Hier helfe es, beim Verträger selber oder bei Presto nachzufragen (zur Kontaktseite von Presto).

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