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Trickserei mit EM-Tickets: Nicht alle führen ins Stadion
Aus Kassensturz vom 31.05.2016.
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Familie und Freizeit Trickserei mit EM-Tickets: Nicht alle führen ins Stadion

Kurz vor dem grossen Fussball-Event in Frankreich machen Tricksereien mit EM-Tickets die Runde. Vorne mit dabei: Der Tickethändler Viagogo. Er bietet auf seiner Plattform nicht übertragbare Eintrittskarten an. Doch für die Käufer könnte der Spass bereits vor dem Stadion aufhören.

Am 10. Juni ertönt der schrille Startpfiff zur Fussball-Europameisterschaft 2016. Es scheint ein Leichtes zu sein, spontan noch zu einem Spiel nach Frankreich zu reisen: Das Angebot an Euro-Tickets im Internet ist gross. In der Offensive: Viagogo. Der Onlinehändler bietet für alle möglichen Kategorien noch freie Tickets an.

Ricardo reagiert, Viagogo ignoriert

Tabletbildschirm mit Seite von Viagogo.
Legende: Auch für das Spiel Schweiz-Frankreich bietet Viagogo noch Tickets an. SRF

Aber Vorsicht: Viele Fussball-EM-Tickets, die im Internet angeboten werden, sind auf den Namen des Bestellers ausgestellt. Gemäss Uefa sind diese Tickets jedoch nicht übertragbar: Wer ein solches Ticket ersteht, läuft Gefahr, nicht ins Stadion gelassen zu werden. Von «Kassensturz/Espresso» darauf angesprochen, stoppte die Onlineplattform Ricardo unverzüglich den Verkauf. Ricardo-Sprecher Simon Marquard erklärt: «Wir wussten nicht, dass die Tickets in diesem Ausmass personalisiert sind. Jetzt wo die Tickets auf Ricardo auftauchen, reagieren wir und entfernen sie von der Plattform.» Der Handel mit personalisierten, nicht übertragbaren Tickets widerspreche klar den AGBs von Ricardo, so Marquard weiter. Viagogo hingegen verkauft weiterhin EM-Tickets. Der Ärger ist vorprogrammiert.

Es wären nicht die ersten schlechten Erfahrungen

Ärger mit Viagogo-Fussballtickets hatte auch Nicole Mühlematter. Sie bestellte letzten Oktober bei Viagogo Eintrittskarten für ein Borussia-Dortmund-Spiel. Heute zeigt sie dem Ticket-Händler klar die rote Karte: «Bloss nie mehr Viagogo!» Sie wollte ihrem Mann ein besonderes Geburtstagsgeschenk bieten und kaufte bereits vier Monate vor dem Spiel zwei Tickets. Sie überwies Viagogo 275 Franken, und buchte dazu eine Hotelübernachtung in Dortmund. Doch Viagogo lieferte die Tickets nicht. Mühlematters reisten nach Dortmund, ohne zu wissen, ob sie das Fussballspiel besuchen können. Erst Stunden vor dem Spiel schickte Viagogo die Tickets direkt ins Hotel - für Mühlematters eine Zitterpartie. Die böse Überraschung: «Auf dem Ticket stand der Originalpreis von 16.70 Euro, ich habe also 200 Euro zu viel bezahlt. Dieses Geld musste ich mühsam zusammensparen, das schmerzt.»

Und «Kassensturz» kennt ein noch gröberes Foul von Viagogo: Zwei Tage vor einem Bundesligaspiel schreibt Viagogo einer anderen Kundin: «Wir möchten uns entschuldigen, dass ihre Tickets nicht zugestellt worden sind.» Die Kundin musste kurzfristig Zug und Hotel stornieren, das kostete sie 250 Franken. Dabei verspricht Viagogo die Lieferung der Tickets bis spätestens drei Tage vor dem Event – mit «100-prozentiger Garantie». «Kassensturz» möchte wissen, warum Viagogo die Fristen nicht einhält. Zum Fall von Nicole Mühlematter schreibt der Tickethändler an «Kassensturz», die Tickets seien ins Hotel geliefert worden, die Kunden am Spiel gewesen. Zur Kundin aus der Innerschweiz meint Viagogo: Die Vermittlung der Tickets habe in diesem Einzelfall leider nicht geklappt, man habe der Kundin den Preis zurückerstattet. Für die zweifelhaften Euroticket-Angebote liefert Viagogo allerdings keine Erklärung. Sie verkauft die EM-Eintrittskarten weiterhin.

Ticketweitergabe: Das sagt die Uefa

Die allgemeinen Geschäftsbedingungen für den Ticketverkauf sind ein Papiertiger und 13 Seiten stark. Für die Weitergabe von Tickets sind im Dokument diese Bedingungen zu finden:
Der auf dem Ticket aufgeführte Käufer kann seine Tickets an «Gäste» weitergeben, sofern er das Spiel gemeinsam mit den «Gästen» besucht und das Ticket ohne Preisaufschlag weitergibt (AGB 8.2). «Der Weiterverkauf ist «strengstens verboten».
Die UEFA betont, dass keine Tickets für einzelne Fans über Agenturen oder Vermittler vertrieben werden und warnt Fans vor Schwarzhändlern, die nicht nur extrem überteuerte Preise verlangen, sondern häufig nicht einmal im Besitz der Tickets sind, die sie zum Verkauf anbieten.

«Espresso» vom 30.03.2016:

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