175‘000 Fahrzeuge in der Schweiz sind mit der Schummelsoftware in der Schweiz unterwegs. Ein Software-Update soll diesen Mangel nun beheben. Die Rückrufaktion in den VW Garagen läuft auf vollen Touren. Experten und Autofahrer fragen sich: Wie wirkt sich die Reparatur auf das Autos aus? Sinkt die Abgasbelastung tatsächlich? Erhöht sich stattdessen der Verbrauch?
Der TCS und weitere europäische Automobilverbände haben die Wirkung dieser Umrüstung getestet. Heute wurden die Ergebnisse veröffentlicht: Der TCS hat zusammen mit dem österreichischen Automobilclub ÖAMTC und dem deutschen ADAC drei Audi Avant 2,0 TDI sowie einen VW Golf 2,0 TDI BMT getestet.
Beide Modelle waren mit dem «Schummel-Diesel» vom Typ EA189 ausgerüstet. Die Techniker haben diese Autos zweimal überprüft: Einmal vor dem Software-Update durch VW und einmal nach dem Update.
Update wirkt
Die Ergebnisse dürften vorerst die betroffenen Autokunden beruhigen. «Die Befürchtungen, dass das Auto mehr verbraucht oder dass die Abgaswerte auch nicht besser sind, das können wir entkräften. Wir stellen einen positiven Effekt fest», sagt Toni Keller vom TCS in der Sendung «Kassensturz».
Sowohl auf dem Prüfstand als auch unter Strassenbedingungen stellten die Tester fest, dass die Leistung gleich geblieben ist und die Abgasvorschriften eingehalten werden. Die Stickoxid-Emissionen (NOx) verminderten sich auch ausserhalb des gesetzlich vorgeschriebenen Messzyklus.
Golf: Bis 2.5 Prozent Mehrverbrauch
Doch die internationalen Tests ergab eine Auffälligkeit: Das Golf-Model zeigte beim Verbrauch einen leichten Anstieg. (+0.15 Liter/100km). Unter Berücksichtigung der Messunsicherheit von +/-2 Prozent entspreche dies 0,4 bis 2,5 Prozent Mehrverbrauch je nach Zyklus, schreibt der TCS. Bei den drei getesteten Audi sei kein Mehrverbrauch gemessen worden.
Kein Rückschluss auf alle Schummel-Dieselautos
Der ADAC weist in einer Medienmitteilung daraufhin, dass die Untersuchung einzelner Fahrzeuge keine generellen Aussagen über die Gesamtheit der zurückgerufenen Fahrzeuge zulasse. Die vollzogenen Tests sollen eine erste Orientierung bezüglich der Wirkung der Nachrüstung bieten. Auch der TCS kündigt an, weitere Automodelle in den nächsten Monaten vor und nach der Reparatur zu testen.
Gruppenklage für Schweizer Kunden
Am Ausgang dieser Messungen ist auch die Stiftung für Konsumentenschutz SKS interessiert. Bei der SKS haben sich hunderte von Betroffenen gemeldet. Für die Geschäftsführerin der Stiftung Sara Stalder steht eindeutig fest, dass die Korrektur der «Betrugssoftware» den Schaden für die Kunden nicht behebt: «Es handelt sich hier um einen Betrug. Beim Kauf hat man zu viel bezahlt. Das Auto kann auf dem Occasionsmarkt vielleicht auch nur mit Verlust verkaufen», sagt Stalder in der Sendung «Kassensturz».
Die SKS kämpft deshalb einer holländischen Stiftung angeschlossen, um auch für Schweizer Autofahrer eine pauschale Entschädigung zu erhalten, wie sie VW in den USA bezahlt .
Bereits 100'000 betroffene Autofahrer aus ganz Europa hätten sich bei der holländischen Stiftung «Car Claim» eingeschrieben. Die Stiftung für Konsumentenschutz hat einen Link aufgeschaltet. Dort können sich auch betroffene Schweizer Halter eintragen lassen und sich der Gruppenklage anschliessen .
Wie hoch ist der Wertverlust?
Tatsächlich melden sich bei der SKS betroffene Kunden, welche ihr Auto nur mit Mühe oder nur zu tieferen Preisen weiterverkaufen können. Grund für die Werteinbusse sei der Skandal. Amag, der Schweizer Generalimporteur von VW, bestreitet, dass die Dieselmodelle von VW am Occasionsmarkt weniger wert sind.
Aussagekräftige Zahlen sind nur spärlich vorhanden. Die Fahrzeugbewertungsfirma Eurotax hat die Preisentwicklung auf dem Occasionsmarkt seit dem Auffliegen des Skandals erfasst. Der Vergleich zeigt, dass die VW-Dieselmodelle im Vergleich zu anderen Dieselmarken um knapp 2 Prozent gesunken sind. «Ein Wertrückgang - aber kein dramatischer Wertverlust», schreibt Eurotax.
Wichtig für Interpretation ist die Tatsache, dass Eurotax nur die Angebotspreise berücksichtigt. Das heisst die Zahlen lassen keine Schlüsse zu, ob das Auto auch tatsächlich verkauft worden ist und zu welchem Preis.
AMAG: Betroffene Fahrzeuge einwandfrei
Der Generalimporteur für Volkswagen in der Schweiz, die Firma Amag, betont in einer Stellungnahme, dass es in der Schweiz keinen Grund gibt betroffene Autokunden zu entschädigen.
«Alle betroffenen Fahrzeuge sind technisch sicher und fahrbereit. Sie können uneingeschränkt genutzt und auch weiterhin verkauft werden. Die erforderlichen Genehmigungen liegen vor. Und nach dem Software-Update gibt es keine Einschränkungen für die Kunden», schreibt Amag.