Es geschah bei Regensdorf im Baustellenbereich. «Es hat einen Riesenknall gegeben. Ich habe gedacht, es sei ein Atomkraftwerk in die Luft gegangen», beschreibt der Aargauer Marco Rennhard den Moment, als der Seiten-Airbag explodierte. «Ich dachte, ich müsste einen Unfall gemacht haben und bin um das Auto herumgelaufen. Aber da war noch alles wie vorher.»
Der Seiten-Airbag des Audi S3 zündete ohne ersichtlichen Grund. Eine schmerzhafte Erfahrung für Rennhard: «Ich hatte eine Schulterprellung und war nicht mehr in der Lage, das Auto zu steuern. Mein Vater musste mich abholen.»
Ein Airbag soll nur bei einer harten Kollision zünden, sonst wird er zum Sicherheitsrisiko. «Eine Fehlzündung kann sehr gefährlich sein», sagt Sicherheitsexperte Raphael Murri vom Dynamic Test Center in Vauffelin.
Ohrensausen, Prellungen und Verbrennungen
«Zuerst einmal erschreckt der laute Knall der Gasexplosion. Dann kann es zu Verbrennungen oder Prellungen durch den Kontakt mit dem Airbag kommen. Und auch der austretende Rauch ist eine Gefahr für die Strassensicherheit.»
Im Fall des Audis S3 ist für den Experten klar: «Der Seitenairbag wurde gezündet, obwohl es ihn nicht gebraucht hat. Deshalb kann man von einer Fehlzündung reden.»
Audi stellt Kollision fest
Auto-Importeur AMAG forderte Marco Rennhard auf, den Audi S3 in eine Audi-Werkstatt zu bringen. Dort wurden die abgespeicherten Daten der elektronischen Airbag-Steuerung ausgewertet. Das Auto blieb fast eine Woche in der Werkstatt.
Der Prüfbericht wurde Rennhard nicht ausgehändigt, sondern nur am Telefon vorgelesen. Es sei ein Aufprallereignis gemessen worden, sagte ihm die AMAG, darauf würden auch die beschädigten Felgen auf der rechten Seite hinweisen.
Doch von einer Kollision weiss Rennhard nichts und: «Ich habe das Auto anfangs Jahr bereits mit diesen verkratzten Felgen gekauft.»
Airbag-Daten sind Geheimsache
AMAG will Kassensturz keinen Einblick in den Prüfbericht zur Airbag-Steuerung geben und schreibt: «Die Audi AG erlaubt keine Herausgabe solcher Daten, ohne dass dies die Staatsanwaltschaft beantragt.»
Dass Audi sicherheitsrelevante Daten zurückhält, erstaunt Raphael Murri vom Dynamic Test Center nicht: «Daraus wird ein Riesengeheimnis gemacht. Zum einen wegen der Konkurrenz und zum anderen würden sich die Hersteller angreifbar machen. Denn würden sie die Daten herausgeben, könnte man genau überprüfen, ob ein Airbag beispielsweise zu früh oder zu spät ausgelöst hat.»
AMAG zahlt Schaden nicht
AMAG schreibt, der Audi von Marco Rennhard sei schon 11jährig und habe über 200‘000 Kilometer auf dem Tacho. Das stimmt. Trotzdem müssen die Airbags auch bei einem älteren Auto funktionieren.
Jetzt fährt Marco Rennhard auf einem Sitz ohne Airbag. Ein neuer würde 1500 Franken kosten. Das kann sich der 18jährige Stift nicht leisten. Doch AMAG will den Schaden nicht ersetzen. Man sei schon so kulant gewesen und habe für die aufwändige Prüfung der Airbag-Steuerung nichts verlangt. Das ist Service.