Am 1. Juni 2010 jährt sich die Tragödie des Absturzes von AF 447 über dem Atlantik zum ersten Mal. 228 Menschen kamen ums Leben. Trotz aufwändiger Suche wurde die Black Box der Unglücksmaschine nicht gefunden. Letzte Woche haben Experten das Absturzgebiet im Atlantik auf fünf Quadratkilometer eingrenzen können. Ob der Flugschreiber aber auch geborgen und ausgewertet werden kann, ist noch unklar. Die Flugschreiber senden keine Signale mehr.
Keine Chance für die Piloten
Im Auftrag der Sendung «plusminus» der ARD sind zwei erfahrene A330-Kapitäne im Simulator das Katastrophenszenario nachgeflogen. Dafür wurde ein Flugsimulator des Modells Airbus 330 mit den bisher bekannten Daten des französischen Unfalluntersuchungsbüros BEA programmiert. Auf diese Weise konnte ein plausibles Szenario nachgestellt werden, dem sich die beiden Air-France-Piloten in der Unglücksnacht wahrscheinlich gegenüber sahen.
Die spektakuläre Simulation bringt an den Tag, dass die Vielzahl der Fehlermeldungen für die Piloten im Simulator nicht zu handhaben war. Durch den Ausfall der Sensoren und der damit arbeitenden Anzeige- und Computersysteme wurde das Flugzeug in seiner Manövrierfähigkeit zudem erheblich eingeschränkt. Die Piloten hatten demnach keine Chance, innerhalb kürzester Zeit auf die derart komplexen Systemausfälle angemessen zu reagieren und so die Hoheit über die Maschine zurückzugewinnen.
Airbus gibt auf konkrete Fragen keine Antwort. Es sei spekulativ und unangemessen, vor Abschluss der Untersuchung Gründe zu benennen. Dieser Absturz sei der erste Unfall einer A330 mit Todesfolgen seit 16 Jahren und bei 14 Millionen Flugstunden.
Swiss: Sensoren ausgetauscht
Die Unglücksmaschine flog in der Unfallnacht direkt durch heftige Tropengewitter. Andere Maschinen, auf der gleichen Route, wichen weiträumig aus. Ein Umweg von AF 447 hätte zirka 8 Tonnen Sprit mehr gekostet und einen zusätzlichen Tankstopp. Spielten wirtschaftliche Überlegungen eine Rolle bei der Routenwahl mitten durch die Gewitterzone? Einige Besatzungen anderer Fluggesellschaften hätten ebenfalls diese Strecke gewählt, schreibt Air France. Neben den vorschriftsmässigen Reserven habe der Bordkommandant eine Tonne zusätzlichen Treibstoff an Bord genommen.
Auch bei der Swiss stehen zehn Maschinen des Typs A330 im Einsatz. Swiss schreibt, sie habe bei ihrer Airbus-Flotte nach dem Absturz die Geschwindigkeitssensoren ausgetauscht und ihre Piloten auf die Gefahren bei Gewittern sensibilisiert.