«Was halten Sie von den neuen Autolichtern?», wollte das SRF-Konsumentenmagazin «Espresso» von seinen Hörerinnen und Hörern wissen. In einer Online-Umfrage gaben rund 1800 Personen ihre Stimme ab. Davon sagen fast 60 Prozent, sie fühlten sich durch moderne Scheinwerfersysteme mit Xenon- oder LED-Technologie im Gegenverkehr geblendet.
Der Unmut über die modernen Lichtsysteme äussert sich auch in den Kommentaren. Viele sehen zwar deren Vorteile (bessere Ausleuchtung für die Person am Steuer), finden jedoch die Lampen zu grell: «Das Licht tut vor allem bei nassen Strassen in den Augen weh», beklagt eine Userin – und jemand stellt die Frage in den Raum: «Wie viele Unfälle sind wohl wegen dieser Blendlichter schon passiert?» Andere fordern gar ein Verbot der hellen Lichter.
Beitrag vom 17.05.16
BfU sieht keinen Handlungsbedarf
Der Automobilclub der Schweiz (ACS) kritisiert die modernen Lichtsysteme ebenfalls ( «Espresso»-Beitrag dazu ). «Sie dienen zwar der eigenen Sicherheit, da alles besser ausgeleuchtet ist», meint Generaldirektor Stefan Holenstein. «Auf der anderen Seite ist es unangenehm, wenn man vom entgegenkommenden Fahrzeug geblendet wird.»
Holenstein merkt an, dass die modernen Lichter gesetzeskonform seien. «Aber der technologische Fortschritt überholt die gesetzlichen Gegebenheiten.» Man müsse daher allenfalls prüfen, ob es Einschränkungen brauche.
Weniger problematisch beurteilt die Situation die Beratungsstelle für Unfallverhütung (BfU). Sprecher Daniel Menna erklärt, «es gibt keine Studien, die bestätigen würden, dass es wegen moderner Lichtsysteme mehr Unfälle gibt.» Insofern sieht die BfU auch keinen Handlungsbedarf. «Solange man nicht sagen kann, dass die hellen Lichter wirklich eine Gefahr sind und deswegen Unfälle passieren, besteht wenig Grund, neue Regeln einzuführen.»
Falsch eingestellte Scheinwerfer blenden
Autohersteller und –händler verteidigen derweil ihre modernen Lichtsysteme. In der Tat habe sich die Autobeleuchtung in den letzten Jahrzehnten stark entwickelt, sagt Dino Graf, Sprecher der Amag, die in der Schweiz Marken wie VW, Audi, Škoda oder Seat vertritt. «Die Ausleuchtung eines bestimmten Bereichs vor dem Fahrzeug ist besser geworden.» Das Kundeninteresse an modernen Scheinwerfersystemen sei in der Schweiz gross.
Dass die heutigen Lichter mehr blenden, will Graf nicht so stehen lassen. Man erhalte diesbezüglich auch keine kritischen Rückmeldungen von Kunden. Es komme jedoch immer wieder vor, dass Lichter falsch eingestellt seien. «Dann können entgegenkommende Fahrzeuglenker geblendet werden.»
Bund «sind keine Klagen bekannt»
Auch das Bundesamt für Strassen (Astra) ortet das Problem der vermeintlich zu hellen Abblendlichter eher in falsch eingestellten Leuchten. «Nicht unterschätzen darf man allfällige Mängel am individuellen Fahrzeug», schreibt das Astra. Solche Mängel würden aber «spätestens bei der obligatorischen Nachprüfung auf der MFK festgestellt».
Klagen wegen zu heller Lichter seien dem Astra keine bekannt. «Die Beurteilung, ob ein Abblendlicht ‹zu hell› wahrgenommen wird, ist praktisch unmöglich.»