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Umwelt und Verkehr Betrieb stinkt zum Himmel

Fassreiniger Amstutz in Wettswil am Albis verpestet seit über 15 Jahren die Luft. Fast ebenso lange kämpfen Dorfbewohner gegen den Betrieb. Jetzt haben sie knapp 200 Anzeigen eingereicht.

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Die Fassreinigung von Vater und Sohn Amstutz reinigt täglich 1800 Fässer, die mit Chemikalien, Aroma-Konzentraten oder Altöl gefüllt waren. Einige enthalten giftige Lösungsmittel. Bei Westwind wehen unangenehme Gerüche in die Stuben der Dorfbewohner. Der Gestank von der Fassreinigung ist für die Wettswiler unerträglich. Bereits vor sechs Jahren berichtete Kassensturz über den Betrieb. Knapp hundert Dorfbewohnerinnen und Dorfbewohner schlossen sich damals zu einem Umweltforum zusammen, sammelten 250 Unterschriften und forderten Amstutz auf, er solle endlich sanieren. Doch es geschah nur wenig. Jetzt haben die Wettswiler die Nase voll: Kürzlich erstatteten sie knapp 200 Anzeigen beim Umweltschutzdienst der Kantonspolizei.

Schon damals kümmerten Amstutz die Sorgen der Wettswiler wenig. Er nenne das "Waschküchengeschmack", was beim Reinigen der Fässer entstehe, und das sei nichts Gefährliches, wiegelte er ab. Doch die Abgase aus seinem Betrieb verletzen die Grenzwerte der Luftreinhalteverordnung seit über 15 Jahren. Zwar hat der Fassreiniger inzwischen den Ausstoss der Schadstoffe um zwei Drittel reduziert. Messungen der Behörden ergaben aber vor kurzem, dass er den zulässigen Wert immer noch um bid das Fünffache überschreitet. Nach langem Hin und Her baute Amstutz 1997 eine Abluftreinigungsanlage ein. Doch diese funktioniert schlecht. Sie stösst immer noch zu viel Lösungsmitteldämpfe aus. Man habe zwar nachträglich versucht den Anforderungen zu entsprechen, sagt Roland Arter, Mitglied der Amstutz-Geschäftsleitung: "Es ist uns aber nicht ganz gelungen." Deshalb wolle Amstutz die Anlage herausreissen und eine neue einbauen.

Die Wettswiler wurden schon oft vertröstet. Inzwischen kämpft das Dorf auch im Internet gegen den Fassreiniger. Das Umweltforum Wettswil listet auf seiner Homepage minutiös das Sündenregister des Fassreinigers auf. Die Behörden haben zwar immer wieder Fristen für eine Sanierung gesetzt, Verfügungen geschrieben, gar mit der Betriebsschliessung gedroht. Doch Amstutz verpestet die Luft weiter. Laut Hansjörg Sommer, Leiter Abteilung Lufthygiene des Amts für Abfall, Wasser, Energie und Luft (AWEL) habe Amstutz jedesmal glaubhafte Anstrengungen unternommen. "Es ist ein Verbesserungsprozess gelaufen. Er hat einfach nicht zum ultimativen Ziel geführt", sagt Sommer. Amstutz muss bis im Dezember seinen Betrieb sanieren. Sagen die Behörden. Doch die Wettswiler glauben es erst, wenn sie wieder richtig durchatmen können.

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