Die Billettautomaten der Bahn können zwar immer mehr, sie werden aber auch immer komplizierter. Und so kommt es, dass viele Bahnkunden beim Billettkauf nur noch Bahnhof verstehen. Besonders in den sechs Kantonen rund um Zürich hat sich die Lage verschärft: Seit dem letzten Fahrplanwechsel löst man dort keine Streckenbillette mehr, sondern sogenannte Zonenbillette. Der Zusammenschluss dieser Regionen heisst Z-Pass.
Früher war es einfacher
In der «Kassensturz/Espresso»-Redaktion – aber auch bei den Tarifverbunden und bei der SBB – stapeln sich die Beschwerden. Eine davon kommt von Karel Kulhavy. Er musste für ein Vorstellungsgespräch von Zürich nach Küssnacht am Rigi reisen. Als er das Billett lösen wollte, kam er ins Schwitzen, denn der Automat schlug ihm verschiedene Möglichkeiten vor. Karel Kulhavy erklärte «Espresso»: «Ich brauchte lediglich ein Billett von A nach B, konnte aber nicht herausfinden, welche der fünf Möglichkeiten nun die richtige ist. Früher war das nicht so kompliziert.»
Wie Kulhavy feststellte, gingen die Preise für die verschiedenen Billette stark auseinander. Wie sollte er herausfinden, welches die richtige Variante ist? Ihm blieb nur der Gang zum Bahnschalter – der Zug war mittlerweile weg. Die Dame am Bahnschalter druckte ihm das günstigste Ticket aus und erklärte ihm, dass es für den Automaten Spezialkenntnisse brauche. Es gebe spezielle Schulungen dafür.
Ärgerlich: Busse für falsches Billett
Kurt Schreiber ist Präsident des Vereins Pro Bahn Schweiz. Dieser vertritt die Interessen der Bahnkunden. Er sagt: «Ich habe schon gesagt, es braucht einen Hochschulabschluss, um ein Billet zu lösen.» Ihn ärgert, dass der Bahnkunde die Konsequenzen trägt und mit einem falschen Ticket eine Busse bezahlen muss.
Auch Claudia Bischof aus Winterthur verzweifelte fast beim Billett lösen. Als Besitzerin eines Z-Passes war sie der Meinung, sie müsse nur noch ein Zusatzbillett von der Zonengrenze bis zu ihrem Zielort lösen. «Falsch», sagt die SBB. Sie musste ein zusätzliches Ticket mitten aus der Z-Pass-Zone kaufen. «Ich verstehe nicht, warum ich eine Zone zweimal bezahlen muss», sagt die Winterthurerin.
Kurt Schreiber von Pro Bahn Schweiz meint dazu: «Das ist unbefriedigend. Wir fordern von den Tarifverbunden, dass ihre Angebote gegenseitig anerkannt werden.» Für ihn ist schlimm, wenn ahnungslose Bahnkunden deswegen gebüsst werden. «So lädt man Leute nicht ein, die Bahn zu benutzen.»
Viel ändern wird sich nicht
Thomas Kellenberger vom Zürcher Verkehrsverbund ZVV sagt: «Es ist eine einfache Variante und die Passagiere werden sich daran gewöhnen.» Man müsse ab der letzten fahrplanmässigen Haltestelle innerhalb des Gültigkeitsbereichs lösen. Dies sei einfach.»
Immerhin: Ein Problem scheint man beim ZVV erkannt zu haben: Wer ein Billett lösen will, soll künftig nicht mehr dutzende von Vorschlägen erhalten, sondern nur solche, die Sinn machen.