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Umwelt und Verkehr Die SBB-Kunden kritisieren Serviceabbau

Eine repräsentative Umfrage von «Kassensturz» zeigt: Die Bahnfahrer ärgern sich über die Abschaffung des Billettverkaufs im Zug. Ebenfalls unzufrieden sind die Kunden mit dem Sitzplatzangebot. Vor allem jüngere Bahnfahrer finden zudem die Billettpreise viel zu teuer.

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Die Chefin des Personenverkehrs der SBB, Jeannine Pilloud, scheut den Kontakt zu den Bahnfahrinnen und Bahnfahrern nicht: Per Mail nimmt sie Anregungen und Kritik auf jeannine.pilloud@sbb.ch entgegen.

Am Wochenende vom 10. auf den 11. Dezember ändert die SBB ihren Fahrplan. Doch nicht nur die Abfahrtszeiten ändern sich, sondern auch der Service: Bisher konnten die SBB-Fahrgäste ihr Billett gegen einen Aufpreis von 10 Franken direkt beim Kondukteur lösen.

Das soll künftig nicht mehr möglich sein. Wer den Zug ohne Billett betritt, gilt als Schwarzfahrer und bezahlt 90 Franken Busse.

Viele wollen weiter Billett im Zug kaufen

Doch wie denken die SBB-Kunden darüber? Im Auftrag von «Kassensturz» führte das Forschungsinstitut Link eine repräsentative Umfrage bei über 1000 Personen durch. Das Resultat: 64 Prozent der Befragten sind mit dieser Neuerung gar nicht oder nur wenig einverstanden.

Vor allem ältere Fahrgäste bekunden Mühe

Auffallend ist, dass vor allem die Gruppe der 50- bis 74-Jährigen in Sachen neuer Billett-Regelung Mühe bekundet. Ganze 72 Prozent können sich mit dieser Massnahme nur schwer anfreunden.

Vermutlich ist dieses Resultat darauf zurückzuführen, dass vor allem ältere Menschen mit den modernen, anonymen Touchscreen-Billett-Automaten nur schwer zurecht kommen und Billette via Internet oder Handy kaum bestellen.

SBB hofft auf Millionen Mehreinnahmen

Die SBB begründet die Abschaffung des Billettverkaus im Zug: Man möchte verhindern, dass die Fahrgäste auf das Fernbleiben des Kontrolleurs spekulieren und deshalb kein Billett kaufen. Das Unternehmen hofft so auf Mehreinnahmen in zweistelliger Millionenhöhe. Ausserdem sollen die Zugsbegleiter entlastet werden.

Abschaffung: Bei Kondukteuren umstritten

Auch beim Zugpersonal ist dieser Service-Abbau umstritten. Sie müssen die neue Regelung an vorderster Front durchsetzen. «Bis jetzt kostete es 10 Franken Zuschlag.

Schon dies gab ab und zu Anlass zu Diskussionen. Aber wenn es dann 90 Franken wird, so befürchte ich, dass es da zu Diskussionen führen wird», sagt Reisezugbegleiter Reto Hänni. 

Sitzplatz-Angebot: Viele sind unzufrieden

«Kassensturz» wollte auch wissen: Wie zufrieden sind die Passagiere mit dem Sitzplatzangebot. Das Ergebnis: 42 Prozent sind mit dem Sitzangebot weniger oder gar nicht zufrieden. Gut die Hälfte der Befragten ist mit dem Sitzangebot in den Zügen zufrieden oder sehr zufrieden.

Eine weitere Frage: Wie beurteilen die Bahnfahrer den Komfort? Wie bequem sind die Sitze? Wie ist die Sauberkeit? Und hat es genügend Stauraum fürs Gepäck?

Ein Viertel der Befragten ist mit dem Komfort gar nicht oder weniger zufrieden. Drei Viertel der Befragten sind mit dem Komfort in den SBB-Zügen zufrieden oder sehr zufrieden.

Zur Pünktlichkeit der Züge meinten erfreulicherweise 9 von10 Bahnkunden, dass die SBB-Züge pünktlich fahren. Anders beurteilen die Kunden hingegen die Billettpreise.

70 Prozent der Befragten finden die Billettpreise viel zu teuer oder etwas zu teuer. Nur 26 Prozent betrachten die Preise der SBB als gerade richtig. Auffallend hier: Die 15- bis 29-Jährigen kritisieren am schärfsten die Preispolitik der SBB. 81 Prozent der jungen Bahnkunden finden die SBB zu teuer.

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