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Umwelt und Verkehr Flug-Schnäppchen: Bschiss mit versteckten Gebühren

Statt 69 Franken kostet der Aktionsflug der Swiss über 200 Franken. Wegen des Kleingedruckten. Mit Mogelpackungen ist bald Schluss: Ab Juni 2006 dürfen die Fluggesellschaften nur noch mit den Bruttopreisen werben.

Jede Woche drückt ein Schweizer Promi im Werbefernsehen den Button für das günstigste Swiss-Angebot der Woche, z.B. für 69 Franken nach ganz Europa. Mark Schelker will bei einem Retourflug nach Boston für 599 Franken zugreifen.

Doch statt 599 kostet der Flug über 900 Franken. «Ich finde das wahnsinnig teuer. Beim Durchklicken habe ich gemerkt, dass das Spezialangebot gleich teuer ist wie der reguläre Tarif», sagt Schelker.

Swiss bestreitet Täuschung

Ein simpler Trick: Beim normalen Buchen beträgt der Grundpreis 785 Fr., dazu kommen Flughafen- und Servicegebühren von insgesamt 132 Fr. Macht total 917 Fr. Beim Aktionspreis schlägt die Swiss plötzlich Taxen von 318 Fr. drauf. Resultat: gibt ebenfalls 917 Fr. Grund für die unterschiedlichen Gebühren: ein zusätzlicher Treibstoffzuschlag.

«Da können sie ja gleich für einen Franken fliegen und dafür Pilotenzuschlag, Flight Attendant-Zuschlag und Flugzeugzuschlag verlangen», ärgert sich Mark Schelker. Rudolf Schumacher, Schweiz-Verkaufsleiter der Swiss, versteht zwar den Ärger, bestreitet aber, dass die Swiss ihre Kunden mit separat verrechneten Treibstoffzuschlägen täuschen wolle.

Gebühren übersteigen Flugpreis

«Der Aktionspreis selber ist tiefer als der normale Preis und ist nur beschränkt anwendbar. Ist richtig, dass nachher Taxen hinzukommen und der Endpreis höher ist als ausgeschrieben.» Schumacher sagt, auch der Preis von 785 Franken sei ein Aktionspreis. Dass einmal der Treibstoffzuschlag inbegriffen ist und das andere mal nicht, sei aber ein Fehler. Die Swiss werde dies ändern.

Kein Wunder verstecken die Airlines die Gebühren. Denn diese übersteigen den angegebenen Flugpreis oft um ein Vielfaches. Bei der aktuellen Aktion der Swiss heisst es: Ganz Europa für 69 Franken. Im Fernsehen werben Prominente Schweizer für die scheinbar billigen Swissflüge. Doch wer bucht, zahlt über 200 Franken - wegen des Kleingedruckten.

Auch andere Airlines mit dieser Masche

Das Staatssekretariat für Wirtschaft Seco beurteilt die Swisswerbung als unzulässig. Sie verstosse gegen die Preisbekanntgabeverordnung. «Sowohl im TV-Spot wie auch auf den Plakaten gehen die Nebenkosten ungenügend klar hervor. Man kann es zum Teil nicht lesen, weil es in Kleinstschrift geschrieben ist», sagt Guido Sutter vom Seco. Inzwischen hat die Swiss in der Werbung das Kleingedruckte vergrössert.

Andere Fluglinien werben mit der gleichen Masche. Bei der Helvetic zum Beispiel kann man laut Werbung für 19 Euro nach ganz Europa fliegen. Doch wer bucht, blättert für einen Retourflug schliesslich 166 Euro oder 260 Franken hin.

Thomas Frischknecht, Verkaufsleiter von Helvetic, gibt zu: «Das ist nicht normal. Aber wir sind in einer Branche, wo der Wettbewerb spielt. Damit man attraktiv bewerben kann, muss man günstige Flugpreise haben.»

Airlines nutzen Spielraum aus

Schuld am heutigen Preiswirrwarr ist auch die Überwachungsbehörde. Das Seco hat den Flugbetrieben die gesonderte Angabe von Flughafengebühren, Treibstoffzuschlägen und Zusatzkosten erlaubt. Die Konsumentenorganisationen kritisierten diesen Entscheid heftig. Denn die Fluggesellschaften nutzten den Spielraum schamlos aus.

Das sieht jetzt auch das Seco ein. In einem Brief an die Fluglinien stellte das Seco letzte Woche klar, dass sie ab 1.Juni 2006 nur noch mit Bruttopreisen werben dürfen. Darin müssen alle Kostenelemente wie Kerosinabgabe, Flughafentaxen, Sicherheitsgebühren enthalten sein.

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