Zum Inhalt springen

Umwelt und Verkehr Glyphosat: Die Nr. 1 unter den Pestiziden soll Krebs verursachen

Tumorforscher der Weltgesundheitsorganisation (WHO) stufen das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat neu als «wahrscheinlich krebserregend» ein. Umweltverbände in Deutschland, aber auch Pro Natura in der Schweiz, fordern ein Verbot. Das zuständige Bundesamt will die Ergebnisse analysieren.

Der neue Bericht der WHO sorgt bei Behörden und in der Landwirtschaft für Diskussionen: Glyphosat ist das meisteingesetzte Spritzmittel der Welt und nach Angaben der Umweltorganisation Pro Natura hat die Menge auch in der Schweiz in den letzten Jahren stark zugenommen.

Es wird seit rund 40 Jahren in der Schweiz eingesetzt. Wie das Bundesamt für Landwirtschaft auf Anfrage des Konsumentenmagazins «Espresso» von Radio SRF 1 schreibt, wurden im Jahr 2013 in der Schweiz rund 300 Tonnen Glyphosat verkauft.

Bundesamt für Landwirtschaft:

Zweithöchste Gefahrenstufen

Die Internationale Agentur für Krebsforschung der WHO (IARC) hat Glyphosat neu in die zweithöchste ihrer fünf Kategorien für Krebsrisiken eingruppiert. Wie es in dem Bericht heisst, gebe es begrenzte Nachweise an Menschen und ausreichende Nachweise an Tieren für das krebserregende Potenzial.

«Wir nehmen diese Einschätzung zur Kenntnis»

Emanuel Hänggi von der Abteilung Risikobewertung im Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) sagt gegenüber «Espresso», man nehme diese gesundheitliche Einschätzung der WHO-Agentur zur Kenntnis. «Es ist momentan aber so, dass uns nur eine Kurzfassung des WHO-Berichts vorliegt. Das heisst, die Grundlagen, welche zu dieser Einschätzung geführt haben, sind zurzeit noch nicht bekannt.»

Mehr zum Thema:

Sobald aber der vollumfängliche Bericht zur Verfügung stehe, mache man eine Überprüfung und entscheide dann, ob Handlungsbedarf bestehe. Ähnlich urteilt in Deutschland das Bundesinstitut für Risikobewertung: Aufgrund des vorliegenden Kurzberichts sei die Einstufung von Glyphosat als krebserregend schlecht nachvollziehbar. Man wolle die ausführliche Begründung abwarten und diese dann «gründlich prüfen».

«Jetzt erst recht»: Pro Natura fordert ein Verbot

Bei der Naturschutzorganisation Pro Natura fühlt man sich durch den jüngsten WHO-Bericht bestätigt und fordert einmal mehr, Glyphosat zu verbieten. «Wir plädieren für das Vorsorgeprinzip – aktiv werden, auch wenn der letzte Beweis für die Schädlichkeit eines Stoffes noch nicht vorliegt», sagt Pro Natura-Sprecher Roland Schuler. «Wir sind aber realistisch genug, dass ein Verbot nicht von heute auf morgen umsetzbar ist.»

Meistgelesene Artikel