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Umwelt und Verkehr Lausiger Parkier-Service: Dreck und zu viele Kilometer

Der Parkier-Service Park’n’Fly sorgt am Zürcher Flughafen für Ärger. Die Firma bringt die ihr anvertrauten Autos oft verschmutzt oder gar beschädigt zurück. «Kassensturz»-Recherchen zeigen, was die Fahrzeuge während der Ferienabwesenheit alles mitmachen müssen.

Das Dienstfahrzeug ist für Werner Steiner wie eine Visitenkarte. Der selbständige Unternehmer legt Wert auf ein gepflegtes Auto, innen und aussen. Letzten Oktober vertraute er sein Fahrzeug für die Zeit einer Flugreise dem Parkierdienst Park’n’Fly an. Für zweieinhalb Wochen zahlte er 212 Franken.

12 Parking Dienste

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Wo die drei offiziellen und neun «wilde» Dienste ihre Autos parkieren Zur Tabelle

«Ich habe recherchiert im Internet und bin auf Park’n‘Fly gekommen. Diese Firma hat mir einen seriösen Eindruck gemacht. Sie hat sogar fünf Sterne im Logo. Und da habe ich gedacht: Das muss gut kommen, wenn ich mein Auto dort in Obhut gebe», erklärt Werner Steiner.

Autos fuhren weit

Es kam nicht gut: So sahen die hinteren Fussmatten aus, als ihm der Parkierdienst Park’n’Fly sein Fahrzeug zurückgab. Stundenlang versuchte Werner Steiner die Matten wieder ganz sauber zu kriegen. Erfolglos. Ein Wasserrohrbruch auf dem Parkplatz sei schuld am Dreck, antwortete die Firma auf seine Reklamation.

Matte
Legende: Die Fussmatte war massiv verdreckt. SRF

«Ich brauche mein Auto meistens alleine, höchstens zu zweit. Hinten drin ist noch nie jemand gesessen. Deshalb hat es mich erstaunt, dass die hinteren Sitze auch dreckig waren», sagt Steiner.

Der Internet-Auftritt von Park’n’Fly macht einen sauberen Eindruck. Die Kommentare in Foren zeichnen aber ein anderes Bild: «Völlig verstaubt», schreibt jemand. «Komplett dreckig» sei das Fahrzeug gewesen, als seien «Bauarbeiter» drin gesessen.

In Niederhasli im Zürcher Unterland, 11 Kilometer vom Flughafen entfernt, parkiert Park'n'Fly die ihr anvertrauten Fahrzeuge. Laut ihren Geschäftsbedingungen darf die Firma für die Transfers eine Distanz von maximal 30 Kilometer zurücklegen. Aber oft sind es mehr.

Berater
Legende: SRF

Werner Steiner notierte sich den Stand des Tachos vor und nach Übergabe seines Autos. «Ich habe gemerkt, dass wahrscheinlich mehr als 30 Kilometer gefahren worden sind, die laut AGB erlaubt wären. Ich habe nachgerechnet. Es waren tatsächlich 108 Kilometer», sagt Steiner.

Es ist unklar, was mit Steiners Auto passierte. Zu viele Kilometer auf dem Zähler: Davon berichten auch andere «Kassensturz»-Zuschauer. Zirka 100 Kilometer seien mit seinem Wagen gefahren worden, schreibt einer.

Flughafen ärgert sich über «wilde» Valet Parking Dienste

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Am Flughafen Zürich arbeiten rund ein Dutzend Parkierdienste. Die Mitarbeiter nehmen die Fahrzeuge in Empfang, prüfen sie auf bestehende Schäden und fahren sie dann weg. Für den Flughafen sind Parkierdienste wie Park’n’Fly ein Ärgernis. Die Übergabe der Autos führe in Spitzenzeiten zu langen Rückstaus.

Ausserdem reklamieren laut Flughafensprecherin unzufriedene Autofahrer jeweils direkt beim Airport: «Wir haben sehr viele negative Rückmeldungen. Es geht um dreckige Fahrzeuge, die zurückgebracht werden. Es geht um Kindersitze, die bei der Autoabgabe drin waren und nachher bei der Rückkehr nicht mehr. Es geht um beschädigte Autos und auch ein grosser Reklamationspunkt sind auch die vielen Kilometer, die plötzlich auf dem Tacho sind, die eigentlich nicht drauf sein sollten», erzählt Flughafen-Zürich-Sprecherin, Sonja Zöchling.

Gemeinden werden mit Autos zugeparkt

Im Industriequartier von Niederhasli werden die Autos von Park’n’Fly parkiert. Zu Spitzenzeiten, etwa in den Sommer- oder Herbstferien, ist der Parkplatz übervoll.

Parkfeld
Legende: Parkfeld in der Flughafen-nahen Gemeinde Niederhasli. SRF

Der Gemeindepräsident von Niederhasli Marco Kurer steigt für einen Augenschein auf ein Dach der Nachbarschaft. Die Gemeinde liegt seit Jahren im Streit mit Park’n’Fly. Der Firma fehlt eine Betriebsbewilligung für die Gewerbezone. Und die Anwohner leiden unter dem Verkehr.

«Das Quartier wird belastet durch einen erheblichen Mehrkehr. Was wir feststellen ist, dass Valet-Parking-Autos die öffentlichen Parkplätze stark belasten. Es kann ja nicht sein, dass Wagen aus der ganzen Schweiz und dem nahen Ausland auf öffentlichen Parkplätzen stehen – zum Beispiel da am Haslisee» ärgert sich der Gemeindepräsident von Niederhasli Marco Kurer.

Schmutzige Autos, zu viele Kilometer, keine Betriebsbewilligung – zu diesen Vorwürfen will Park'n'Fly keine Stellung nehmen. Zum Fall von Werner Steiner sagt Park'n'Fly, man transportiere in den Kunden-Autos manchmal auch eigene Mitarbeiter an den Flughafen.

Flughafen-Parkservice fährt Auto fast 80 km weit

Die Konsumentensendung «Espresso» berichtet Anfang Jahr über einen Fall des Valet-Parking-Services Royal Parking: Ein Kunde stellte fest, dass mit seinem Auto während seiner Ferien-Abwesenheit fast 80 Kilometer gefahren worden sind. Auch teilte ihm das Polizeisekretariat einer flughafennahen Gemeinde mit, sein Auto habe mehrere Tage auf öffentlichem Grund gestanden.

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