Die SRF-Korrespondentinnen und -Korrespondenten Afra Galatti (London), Peter Gysling (Moskau), Beat Soltermann (Washington) und Casper Selg (Berlin) leben in ausländischen Metropolen und erfahren täglich, wie dort der Ansturm auf die öffentlichen Verkehrsmittel geregelt wird. Lesen Sie hier:
London: Olympische Spiele als Bewährungsprobe
Afra Galatti erlebt es täglich: In den Londoner U-Bahn-Stationen herrscht ein ziemliches Gedränge. Man kommt nur langsam vorwärts und muss sich brav einreihen. So kann ein Wechsel zwischen zwei U-Bahn-Linien schon einmal zehn Minuten dauern. Während der Rushhour kommen viele zu spät, weil man ein oder zwei U-Bahnen abwarten muss.
Gerade die veraltete U-Bahn kommt immer mehr an ihre Grenzen. Die grosse Belastungsprobe war letztes Jahr während den Olympischen Spielen. Allerdings klappte das sehr gut. Zum Beispiel, weil die Transportorganisation die Passagiere mit Plakaten informiert haben, man solle ein oder zwei Stationen früher aussteigen und zu Fuss gehen.
Moskau: Viele Züge und schnelle Rolltreppen
Die U-Bahn in Moskau ist konzipiert für 2 bis 3 Millionen Menschen, berichtet Peter Gysling. Sie wird aber täglich von 8 bis 9 Millionen Russen benutzt. Deswegen kommt es vor allem an den Eingängen und Ausgängen zu starkem Gedränge.
Weil aber die langen Rolltreppen sehr schnell laufen, kann die Menschenmasse einigermassen befördert werden. Vor allem die sehr hohe Taktfrequenz der Züge garantiert ein Vorwärtskommen: Alle 90 bis 120 Sekunden kommt eine neue U-Bahn.
Die Bahnen werden über eine elektronische Anzeige über den Tunnelportalen im Sekunden-Countdown angekündigt. Während es ein solches elektronisches Fahrgast-Informationssystem in Schweizer Städte erst seit wenigen Jahren gibt, existiert es in Moskau schon seit über 20 Jahren.
Berlin: Durchsagen am Perron und in Lokalmedien
Caspar Selg erklärt, dass auch in Berlin dichtes Gedränge an der Tagesordnung ist. Der Grund: Bei der S-Bahn wurde massiv gespart. Das Rollmaterial ist schlecht und fällt gerade bei Temperatur-Wechsel oft aus.
Kommt eine volle S-Bahn, werden wartende Passagiere auf den Perrons gewarnt und gebeten, nicht einzusteigen. Bei grösseren Ausfällen wird auch regelmässig in den Medien gewarnt und auf Alternativ-Routen hingewiesen.
Bei Intercity-Zügen wird das Personenaufkommen über den Preis gesteuert: Das Fahren in schwach besetzten Zügen ist günstiger, als in Zügen während der Stosszeiten.
Washington: Kein Vortritt vor Güterzügen
Obwohl die amerikanische Haupstadt ein relativ junges Metro-System hat, ist auch dieses oft überlastet. Pannen kommen in Washington gemäss Beat Soltermann oft vor. Vor den Eingängen bilden sich regelmässig lange Schlangen.
Die Haupstädter warten aber höflich ohne zu Überholen, bis sie durch die Schranke auf den Bahnsteig dürfen. Fernverkehrszüge sind regelmässig verspätet, weil sie in den USA keinen Vortritt vor Güterzügen haben.